Wow, was für ein Erfolg! Und er wurde nicht erzittert, sondern war am Ende völlig verdient. Der YB-Sieg an sich und besonders die Art und Weise, wie er zustande kam, war ohne Zweifel eine Sternstunde der Schweizer Fussballgeschichte. Wenn er auch erst in letzter Sekunde zustande kam und auch wenn die Berner zunächst in Rückstand lagen.
Die Führung für die Gäste aus England war eine portugiesische Co-Produktion. Superstar Cristiano Ronaldo, der fünffache Weltfussballer des Jahres, stahl sich im Rücken von Ulisses Garcia davon und verwertete eine fabelhafte Hereingabe von Bruno Fernandes.
Die Berner erholten sich schnell von diesem Rückschlag. Sie spielten stark und kamen zu einigen Torchancen. Von Vorteil war es für YB, dass Uniteds Aaron Wan-Bissaka in der 35. Minute mit einer Roten Karte für ein rustikales Einsteigen vom Platz flog. Es war die Szene, welche die Partie massgeblich prägte.
«Wir traten unglaublich solidarisch auf», sagte YB-Mittelfeldspieler Christian Fassnacht bei «Blue» im Interview. «Auch bei elf gegen elf Feldspielern waren wir gut im Spiel, danach kippte es mit der nummerischen Überzahl und wir holten die drei Punkte verdient.»
Manchester Uniteds Trainer Ole-Gunnar Solskjaer entschloss sich nach dem Platzverweis, «den Bus zu parkieren» und sein Team die Führung verwalten zu lassen. So gelang es YB dank der Überzahl, aber auch dank mutiger, offensiver Ausrichtung, das Spiel in der zweiten Halbzeit komplett an sich zu reissen.
Der Ausgleich nach 66 Minuten durch Nicolas Moumi Ngamaleu war hoch verdient – Solskjaers Plan ging nicht auf. «Das ist natürlich enttäuschend, aber es ist, wie es ist», sagte der Norweger bei «Blue».
Während Superstar Ronaldo wenig später ausgewechselt wurde, drückte YB auf das Siegtor. Am nächsten kamen die Gelb-Schwarzen diesem durch einen Distanzschuss von Sandro Lauper, den ManUtd-Goalie David de Gea mit den Fingerspitzen noch über die Latte lenkte.
Als die Nachspielzeit schon fast abgelaufen war und sich alle Berner über den einen Punkt freuten, gab es doch noch eine Szene. Jesse Lingard leistete sich ein Blackout, sein missratener Rückpass wurde zur Beute von Jordan Siebatcheu und der amerikanische Nationalstürmer sorgte dafür, dass die Stimmung im Wankdorf eskalierte.
«Wir sagten uns, dass wir nichts zu verlieren haben und wir wollten alles reinwerfen, was wir haben», sagte Fassnacht. Das gelang YB so gut, wie man es dem Schweizer Meister gegen Manchester United kaum auf diese Art zugetraut hätte. «Ich freue mich für alle, die heute anwesend waren», sagte ein sehr heiserer Trainer David Wagner. «Die Jungs sind heute über die Grenzen gegangen und das ist nur möglich, wenn man so unterstützt wird wie wir heute von unseren Fans.»
Young Boys - Manchester United 2:1 (0:1)
31'200 Zuschauer. - SR Letexier (FRA).
Tore: 13. Ronaldo (Bruno Fernandes) 0:1. 66. Moumi Ngamaleu (Hefti) 1:1. 92. Siebatcheu 2:1.
Young Boys: Von Ballmoos; Hefti (83. Sulejmani), Camara, Lauper (92. Zesiger), Garcia; Sierro (46. Siebatcheu), Martins (82. Rieder); Fassnacht, Aebischer, Moumi Ngamaleu; Elia (92. Kanga).
Manchester United: De Gea; Wan-Bissaka, Lindelöf, Maguire, Shaw; Pogba, Fred (89. Martial); Sancho (37. Dalot), Bruno Fernandes (72. Matic), Van de Beek (46. Varane); Ronaldo (72. Lingard).
Bemerkungen: Young Boys ohne Lustenberger, Nsame, Lefort, Monteiro und Petignat (alle verletzt). Manchester United ohne Cavani, Rashford, Jones, McTominay, Diallo, Telles (alle verletzt) und Henderson (krank). 35. Rote Karte gegen Wan-Bissaka (Foul). Verwarnungen: 45. Fassnacht (Foul). 50. Martins (Foul). 64. Varane (Zeitspiel). (sda)
Was für ein Assist zum 0:1!?!