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Nations League: 4 Erkenntnisse zum Auftritt der Schweizer Nationalmannschaft

From left, Switzerland's forward Haris Seferovic, Switzerland's defender Nico Elvedi, Switzerland's midfielder Remo Freuler, Switzerland's head coach Vladimir Petkovic, Switzerland ...
Die Schweizer nach der Niederlage gegen England im Spiel um Platz 3.Bild: KEYSTONE

Gut, aber nicht gut genug – 4 Erkenntnisse aus dem Nations-League-Abenteuer in Porto

Die Schweizer Nati kann viel mitnehmen aus Portugal, sieben Millionen Euro zum Beispiel, die die UEFA dem Nations-League-Vierten auszahlt. Und die Erfahrung, ein weiteres Turnier bestritten zu haben, aus dem einige Schlüsse gezogen werden können.
10.06.2019, 13:3413.06.2019, 13:55
christian Brägger, Guimarães / ch media
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5:6 im Penaltyschiessen gegen England verloren. Positiv war eigentlich nur, dass sich die Schweiz überhaupt so lange im Spiel hielt. Denn: Die Schweiz spielte gegen England längst nicht mehr so beschwingt, oft sah man wenig Zusammenhängendes, die Batterien schienen leer. Allenfalls muss sich die UEFA überlegen, ob sie tatsächlich am Ende einer langen Saison diesen dritten Platz in einer Art Kehraus-Partie ausspielen will, aber immerhin ging es neben der Ehre um eine Million Franken mehr oder weniger. Fabian Schär sagte:

«Am Schluss war ich körperlich am Ende.»
Das Penaltyschiessen zwischen der Schweiz und England.Video: streamable

Ernst genommen hatten die Schweizer die Partie ja schon, Schär wirkte enttäuscht, ärgerte sich über Niederlage wie den Interview-Marathon, den er am Ende einer langen Saison über sich ergehen lassen musste. Vielleicht lieferten die beiden Niederlagen in der Nations League neue Erkenntnisse ja auch ihm, Schär, der nicht weiss, wann er nach den Ferien wieder bei Newcastle antraben muss; es könnte ein Hinweis dafür sein, dass dem Ostschweizer womöglich ein Klubwechsel bevorsteht.

Leader müssen in Topform sein

Gegen Portugal konnte sich Xherdan Shaqiri nochmals überwinden, presste alles aus seinem Körper – und war der beste Schweizer. Granit Xhaka war solid, dafür war Yann Sommer mitschuldig an der Niederlage, weil er sich beim Führungstreffer mittels Ronaldo-Freistoss falsch entschied.

Gegen England war Granit Xhaka wieder solid und nun Sommer Weltklasse, man brauchte zwei Hände, um seine Paraden zu zählen. Dafür war Shaqiri nur noch ein Schatten, und irgendwie war es sinnbildlich, dass er den Platz humpelnd an der Wade verletzt verlassen musste.

Sie sehen sich mit den Topnationen ja gern auf Augenhöhe, die Schweizer. Vermutlich sind sie das sogar. Doch für mehr scheint es derzeit nicht zu reichen, auch weil die Schweiz noch immer zu sehr von ihren Leadern abhängig ist, die überdies noch in Topform sein müssen.

epa07625628 Switzerland's midfielder Xherdan Shaqiri (C) in action next to Switzerland's midfielder Granit Xhaka (L) and Switzerland's midfielder Noah Okafor during a training session a ...
Zu viel hängt bei den Schweizern von Shaqiri und Xhaka ab.Bild: EPA/KEYSTONE

Die Konkurrenz hinter der Startelf

Trainer Vladimir Petkovic hat seine Mannschaft sanft umgebaut, er wollte den Konkurrenzkampf schüren. Aber derzeit gibt es wenige Diskussionen, wen er in die Startformation beordert, vor allem dann, wenn Stephan Lichtsteiner nicht dabei ist.

Falls Breel Embolo endlich einmal durchstartet, gäbe dies dem Nationaltrainer mehr Spielraum auf der rechten Offensivseite. Und sonst? Noah Okafor war stolz über sein Debüt, er ist ein Perspektivspieler, doch er wird noch viele Monate, vielleicht sogar Jahre brauchen. Kevin Mbabu ist bereits an Michael Lang vorbeigezogen. Und hinter Sommer fehlt der grosse Druck, weil Roman Bürki fehlt.

Die Dreierkette ist etabliert

Petkovic hat die Dreierkette als Spielsystem etabliert. Gegen England und Portugal setzte er sie ein, weil sie der Schweiz mehr Möglichkeiten in der Offensive gibt. Mit der Viererkette ist sie defensiv vermutlich weniger anfällig, doch es fällt den Schweizern dann schwerer, für Gefahr vor dem gegnerischen Tor zu sorgen. Es ist eine Qualität guter Mannschaften, mehrere Systeme zu beherrschen, insofern war die taktische Erweiterung des Spektrums eine sinnvolle Massnahme, die in der Nations League aber resultatmässig keinen Erfolg brachte.

VAR hat sich bewährt

Der Video Assistant Referee (VAR), den die UEFA erstmals einsetzte in Pflichtspielen auf Nationalteam-Ebene, soll den Fussball fairer, wahrer machen. Aber die Diskussionen werden nicht aufhören, wie sie nie aufhören, wenn Schiedsrichter im Spiel sind. Für die Schweiz lief es gut mit dem VAR, gegen England und besonders gegen Portugal profitierte sie von der näheren Betrachtung der Schiedsrichter aus den verschiedenen Kamerablickwinkeln. Aus einem möglichen 0:2 wurde gegen Portugal ein zwischenzeitliches 1:1, und statt kurz vor Ende der regulären Spielzeit gegen England ins Hintertreffen zu geraten, stand es weiterhin 0:0.

Der VAR-Entscheid gegen Portugal:

Video: streamable

Das aberkannte Tor von England:

Video: streamable
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quelle: keystone / laurent gillieron
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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Nelson Muntz
10.06.2019 14:06registriert Juli 2017
Schauen wir mal auf bevölkerungsmässig ähnliche Länder wie Österreich, Norwegen, Dänemark, Bulgarien, Finnland, Serbien, Rumänien, Griechenland, Weissrussland und wir dürfen wohl sehr happy mit unserer Fussballnati sein.

Zumal wir auch im Hockey zur erweiterten Weltspitze gehören. Wer, ausser Schweden und Tschechien kann als „kleines“ Land in zwei grossen Mannschaftssportarten ähnliches bieten?
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jaähä
10.06.2019 13:47registriert April 2015
Ich bin fussballromantiker, mir ist die art und weise fast wichtiger als das resultat. Ich scheide lieber schön spielend aus, als europameister zu werden wie z.b. die griechen. Vom Portugalspiel war ich begeistert. Endlich Spielkultur, danke Petkovic. Gegen England wars dann eher wenig, testspielcharakter. Im allgemeinen findi ich die entwicklung der Nati aber gtandios.
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demian
10.06.2019 14:07registriert November 2016
Jetzt die 7 Mio in den Nachwucha investieren. Wichtig ist, dass die jungen Spieler wie Vargas oder Okafor in ihren Vereinen regelmässig spielen. Auch sollte man darüber nachdenken wie man Talenten mehr Spielpraxis in der Super League verschaffen kann.

Embolo muss nur endlich einmal verletzungsfrei bleiben, dann kommt der grosse Durchbruch von alleine. Sommers Erbe steht mit Kobel ebenfalls bereit.
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