Die Schlagzeilen beanspruchten bisher andere Schweizer. Im Startspiel überragte Valon Behrami selbst Brasiliens Superstar Neymar jr. Nach der Wende gegen Serbien (2:1) kreiste zuerst der Doppeladler und später die FIFA-Justiz über dem Schweizer WM-Camp. Denis Zakaria ist zwar Teil der SFV-Karawane, aber in den Mittelpunkt drängte der Romand (noch) nicht.
Nun könnte allerdings Bewegung in seine Turnier-Agenda kommen. Nach einer EM ohne Einsatzminute bahnt sich auf der global prestigeträchtigsten Fussball-Plattform ein zweiter Auftritt an. Sollte Coach Vladimir Petkovic dem mit einer Verwarnung vorbelasteten und physisch gezeichneten Schwerarbeiter Valon Behrami eine Auszeit gewähren, würde der 21-jährige Zakaria nachrücken.
«Wenn das Team mich braucht, bin ich bereit», meldete Zakaria schon mehrfach. Sein Selbstvertrauen korrespondiert mit der Körperlänge von 191 Zentimetern. Als Lehrling wie bei der EM in Frankreich im Sommer vor zwei Jahren sieht er sich nicht mehr, der kräftige Mittelfeldspieler ist mit höheren Ambitionen nach Russland gereist. Er verspüre «die Lust, der Mannschaft helfen zu können».
Ansprüche stellt der «Mann der Zukunft» (Granit Xhaka) selbstredend keine. Ihm ist die interne Rangordnung bekannt. Aber als Alternative für das derzeit gesetzte Duo Xhaka/Behrami hat sich der aufstrebende Profi von Borussia Mönchengladbach empfohlen. Hinter ihm liegt eine solide erste Bundesliga-Saison – ein Jahr mit ein paar netten Komplimenten deutscher Altstars.
Ex-Weltmeister Lothar Matthäus freute sich über eine «neue Borussen-Perle», Manager Max Eberl rieb sich mehrfach die Hände. Die rund 13 Millionen Franken Ablösesumme an YB sind gut investiertes Geld. Die angenehmen Feedbacks tun dem jungen Schweizer gut, sie sind für das Kraftwerk vom Niederrhein Bestätigung und Ansporn zugleich.
«Ich kann mehr. Die Bundesliga machte mich im Kopf reifer. Man muss mental stark sein, um in dieser schwierigen Meisterschaft bestehen zu können», sagt der forsche Vertreter der nächsten Nationalmannschafts-Generation im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Phasenweise seien die Monate vor der WM kompliziert gewesen. «Die vielen Niederlagen im Klub haben wehgetan. Dass wir den internationalen Wettbewerb erneut verpasst haben, bedauere ich enorm.»
Vom Bannstrahl der Fan-Beschwerden blieb der Liga-Debütant indes weitgehend verschont. Coach Dieter Hecking setzte ohne Einschränkung auf den jungen Antreiber – in 32 seiner 33 Spiele gehörte der Box-to-Box-Spezialist zur Startformation der finanziell sehr gut dotierten Nordrhein-Westfalen. Die Anhänger wählten ihn trotz einiger Schwankungen im Frühling zum zweitbesten Akteur der Saison.
Nun will Zakaria auf noch höherem Level angreifen; auf einer Position, die in der Regel von Protagonisten besetzt wird, die im Schnitt deutlich älter sind. «Vielleicht hilft mir die Jugend, das Wilde, das Ungestüme.» Zudem habe er im Land des Weltmeisters gelernt, den Ball «zu beherrschen, zu kontrollieren und abzuschirmen». Ein bisschen wie Toni Kroos, der Chef im Zentrum der Deutschen und beim Rekord-Champions-League-Sieger. Oder doch eher wie Paul Pogba von den Franzosen, die er seit seiner Teenagerzeit intensiv am TV verfolgt. «Ich mag ihre Kapazität und Risikobereitschaft, gute Pässe zu schlagen und tief in die Angriffszone vorzudringen.»
2014 verbrachte er die heissen WM-Sommertage zusammen mit ein paar Copains in der Fanzone in Genf. Der damalige U17-Junior von Servette hätte sich seinen eigenen Weg an die Endrunde nicht schöner ausmalen können: «Es waren schöne, unbeschwerte Momente als Fan – bis zum bitteren Out gegen Argentinien, das uns alle so richtig frustrierte.»
Von einer eigenen Zukunft als Nationalspieler wagte der Genfer nicht einmal zu träumen. «Das war damals überhaupt kein Thema – ich war als kleiner Servette-Junior weit weg vom europäischen Profi-Geschäft.» Und zuerst mal ein mittelprächtiger Stürmer und später ein etwas besserer Verteidiger – bis die Verantwortlichen alles richtig machten.
Es zeigt die tolle Stimmung in der Mannschaft.