Kein Wunder, wird Vinicius Junior in Brasilien als «The next Neymar» gefeiert. Der 16-Jährige vom CR Flamengo gleicht in seiner Spielweise schon sehr seinem grossen Vorbild vom FC Barcelona. Enorm trickreich und verspielt, mit gutem Auge und starkem Schuss, antrittsschnell und schon in jungen Jahren überaus erfolgreich.
Doch leider spielt Vinicius Junior nicht nur wie Nemyar, er hat auch dessen Lifestyle kopiert. Extravagante Kleidung, ein forsches Auftreten und erste Partys rufen in Brasilien trotz konstant guter Leistungen die ersten Kritiker auf den Plan.
Momentan sorgt der Rechtsfuss, der dennoch am liebsten auf dem linken Flügel stürmt, aber sportlich für Furore. Für die «Seleção» trifft Vinicius Junior an der U17-Südamerika-Meisterschaft derzeit, wie er will – in sechs Spielen hat er bereits fünf Tore erzielt. Damit führt er die Torschützenliste vor Landsmann Lincoln an und lässt Brasilien vom zwölften Titel (bei 17 Austragungen) träumen. Zwei Spiele vor Ende der Finalrunde liegt der Rekordsieger einen Punkt vor Gastgeber Chile.
Es ist nicht das erste Mal, dass Vinicius Junior bei einem Juniorenturnier das Interesse auf sich zieht. Bei der U15-Südamerika-Meisterschaft holte er mit Brasilien vor zwei Jahren den Titel und wurde dank sechs Treffern hinter Landsmann Vitinho zweitbester Torschütze.
Noch mehr Aufsehen erregten seine Leistungen an der «Copinha», der wichtigsten U20-Klubmeisterschaft Brasiliens, im Januar dieses Jahres. Als 16-Jähriger teils vier Jahre jünger als seine Gegner, erzielte er in sieben Spielen vier Tore und bereitete fünf weitere vor. Auch wenn Vinicius Junior mit Flamengo im Viertelfinal scheiterte, war allen Scouts klar: Diesen Namen muss man sich merken. Bei der «Copinha» machten schliesslich auch die späteren Superstars Neymar, Oscar, Marquinhos, Ganso oder Casemiro auf sich aufmerksam.
Vinicius' steiler Aufstieg verlief bislang wie der so vieler brasilianischer Fussballer. Aufgewachsen ist Vinicius Junior in São Gonçalo, einer Schwesterstadt von Rio de Janeiro, in ärmlichen Verhältnissen. Dort kickte er mit seinen Freunden täglich auf der Strasse, bis er im Alter von zehn Jahren von Flamengo entdeckt wurde.
Mit 13 debütierte er dort schliesslich in der U15, mit 14 zog er mit seinem Onkel ins benachbarte Rio in die Nähe des Trainingszentrums, mit 15 unterschrieb er seinen ersten Werbevertrag mit Nike und fast gleichzeitig auch seinen ersten Profivertrag bei Flamengo. Dieser läuft bis 2019, beinhaltet aber eine Ausstiegsklausel über 30 Millionen Euro. Obwohl er bislang noch nie in der 1. Mannschaft gespielt hat.
30 Millionen für einen 16-Jährigen ohne Profi-Erfahrung? Eine horrende Summe. Trotzdem stehen die europäischen Topklubs bereits bei Flamengo Schlange. Barcelona, Manchester United, Manchester City, Arsenal und Chelsea sollen ihr Interesse angemeldet haben. Kein Wunder: Wie der Neymar-Transfer 2013 gezeigt hat, fängt der frühe Vogel den Wurm. Bereits zwei Jahre vor dem Transfer sollen die Katalanen einen mehrstelligen Millionenbetrag an die Berater des heutigen Barça-Stars überwiesen haben, um bei den Verhandlungen vor der Konkurrenz zum Zug zu kommen.
Se liga no talento do Vinicius Jr, do @Flamengo, na #SeleçãoSub17. O atacante deu 3 lençóis seguidos contra o Paraguai! pic.twitter.com/fzH0Mm3Apx
— CBF Futebol (@CBF_Futebol) 8. März 2017
Weil sie dieses Spielchen bei Vinicius Junior nicht mitmachen wollten, hat Manchester United bereits eine Absage erhalten. Wie der frühere Flamengo-Präsident Kleber Leite dem «Independent» erzählte, seien die Gespräche zwischen den beiden Klubs gescheitert, weil sich die «Red Devils» geweigert hatten, eine sofortige Summe an Flamengo zu überweisen. Nur so hätte der englische Rekordmeister überhaupt mit den Verhandlungen beginnen können. Absurd!
Que jogo!! Ídolo!! Melhor do mundo!! @neymarjr pic.twitter.com/RiNETF4ZL2
— Vinicius Junior (@vini11Oficial) 8. März 2017
Aber was sagt Vinicius Junior überhaupt zu seiner Zukunft? Natürlich will er sich erst einmal auf die U17-Südamerika-Meisterschaft konzentrieren. Doch das Interesse der europäischen Topklubs schmeichelt ihm selbstredend, vor allem dasjenige von Neymar-Klub Barcelona. «Ich habe mitbekommen, dass Barça meinen Werdegang verfolgt, das ist eine grosse Ehre für mich», gestand er der spanischen Zeitung «Sport» im Januar.
Gut möglich, dass der brasilianische Shootingstar also in ein, zwei Jahren den gleichen Weg gehen wird wie sein grosses Idol. Doch bis es so weit ist, geht das Tauziehen um das 16-jährige Wunderkind weiter. Vinicius konzentriert sich so lange auf den Fussball – und hoffentlich nicht zu stark aufs Nachtleben in Rio de Janeiro.