Sport
Fussball

«Damit habe ich Mühe»: Vladimir Petkovic unzufrieden mit den Schweizer Medien

Trotz der vorzeitigen Qualifikation für die EM-Endrunde nicht ganz zufrieden: Vladimir Petkovic.
Trotz der vorzeitigen Qualifikation für die EM-Endrunde nicht ganz zufrieden: Vladimir Petkovic.
Bild: AP/Keystone

«Damit habe ich Mühe»: Nati-Trainer Vladimir Petkovic unzufrieden mit den Schweizer Medien

Vladimir Petkovic hat sich mit der Nati souverän für die EM-Endrunde qualifiziert. Die Signale der Öffentlichkeit seien durchwegs positiv, doch mit den Schweizer Medien hat der Nati-Trainer Mühe.
12.10.2015, 07:5912.10.2015, 08:19
Mehr «Sport»

Das Themenspektrum hat sich verlagert. Bilanzen werden gezogen, die EM-Planung rollt an. Testspiele wie jenes in Wien am 17. November stehen auf dem Programm. Fragen zur strategischen Zukunft der Verbandsauswahl akzentuieren sich. Die kursweisenden Entscheide werden vorübergehend neben dem Terrain gefällt. Spurensuche in Tallinn.

Während die jüngere Fraktion der Spieler den vierten Vorstoss an eine EM-Endrunde in der Nacht auf Samstag in einem Zürcher Musik-Club zelebrierte, reflektierte Vladimir Petkovic den wichtigsten Erfolg seiner Laufbahn seit dem Cupsieg mit Lazio Rom im Kreis der Familie. Bei einem Glas Wein genoss der Nationalcoach den eher stillen Moment der grossen Genugtuung.

Die zahllosen SMS-Reaktionen bestärkten ihn darin, die Aufgaben im ersten Amtsjahr überwiegend gut und richtig gelöst zu haben: «Ich spürte die Zufriedenheit vieler Leute, die uns unterstützen.» Die Rückmeldungen aus der Öffentlichkeit seien nahezu durchwegs wohlwollend und ermutigend. «95 Prozent senden positive Signale», ist sich Petkovic sicher.

Vladimir Petkovic hat vor dem Estland-Spiel zwiespältige Gefühle.
Vladimir Petkovic hat vor dem Estland-Spiel zwiespältige Gefühle.
Bild: KEYSTONE

Weitaus weniger entspannt beurteilt der Schweizer Selektionär einen Teil der medialen Aufarbeitung seines inzwischen 15-monatigen Engagements. Der Tessiner empfindet die Grundhaltung angesichts der positiven Bilanz generell als zu kritisch. Hinter der Skepsis der Journalisten vermutet er mehr: «Einige machen konstant Polemik gegen die Arbeit und die Person des Trainers. Damit habe ich Mühe.»

Über das beeindruckende Curriculum Vitae seines prominenten Vorgängers Ottmar Hitzfeld verfügt Petkovic nicht. Im Gegensatz zum zweifachen Champions-League-Sieger profitiert er nicht vom unsichtbaren Schutzschild des nahezu Unantastbaren. Aber damit war zu rechnen – auch mit der erhöhten Anspruchshaltung.

Die Mutmassungen

Es sind offenbar überwiegend weiche Faktoren, die bei Petkovic unangenehme Gefühle auslösen, denn die messbaren Kennzahlen auf dem Terrain stellt im Prinzip niemand infrage. Nur Ottmar Hitzfeld (2,08) und Roy Hodgson (2,00) erreichten im letzten Vierteljahrhundert im ersten Jahr einen besseren statistischen Durchschnittswert als der aktuelle Trainer mit seiner 1,91-Punkte-Marke.

Bleibt Vladimir Petkovic auch nach der EM Nati-Trainer?
Bleibt Vladimir Petkovic auch nach der EM Nati-Trainer?
Bild: KEYSTONE

Die Mutmassungen über seine Zukunft nach dem Sommer 2016 dämmen die leichte Unruhe oder «Polarisierung» (Petkovic) selbstredend nicht ein. Der 52-Jährige selber äussert sich zur möglichen Fortsetzung seiner SFV-Laufbahn nach der EURO indes auch nur diffus: «Beide Seiten müssen Ja sagen.»

Präsidiale Relativierung

Auf höchster Verbandsebene haben die Entscheidungsträger zwar keine Eile, aber doch die klare Absicht, die anstehenden Gespräche innerhalb der nächsten Wochen zu führen. «Unser Plan war immer, nach geschaffter EM-Qualifikation in aller Ruhe und ohne Hast zusammenzusitzen und die gemeinsame Zukunft zu erörtern», stellt SFV-Präsident Peter Gilliéron in Tallinn gegenüber der Sportinformation klar.

Wie zufrieden bist du mit Vladimir Petkovic?

Es gehe mit Blick auf die längerfristigen Ziele darum, eine gemeinsame Basis zu finden, sagt Gilliéron – und relativiert die Causa bewusst: «Ich blicke diesen Gesprächen positiv entgegen.» Und dann schiebt der Chefstratege ein spannenden Zusatz nach: «Ich habe nie den Eindruck gewonnen, dass er lieber nicht weitermachen würde.» 

Weitere Rochade auf der Goalie-Position

Drei Tage nach dem Ersatzgoalie Roman Bürki wird nun auch Marwin Hitz, seit rund zwölf Monaten die Nummer 3 im nationalen Ranking, auf Pflichtspielebene debütieren. Den 28-jährigen Ostschweizer hatte Petkovic zuvor einzig beim 3:0 im Test im letzten Juni gegen Liechtenstein berücksichtigt.

Hitz, einst Leihspieler in der Challenge League und während fünf Saisons beim VfL Wolfsburg vorwiegend überzählig, weiss seinen «Aufstieg» in der SFV-Auswahl einzuschätzen: «Während meiner Karriere habe ich gelernt, wie schnell es in beide Richtungen gehen kann.» Er verfolge in der Regel schon eigene Ziele, «aber man muss sich im Fussball auch mal unterordnen können».

Marwin Hitz bei der gestrigen Pressekonferenz in Tallinn. 
Marwin Hitz bei der gestrigen Pressekonferenz in Tallinn. 
Bild: KEYSTONE

Hitz für seine klaglos akzeptierte Jokerrolle mit einem Einsatz von Beginn weg zu belohnen, ist nicht nur eine noble Teamplayer-Geste von Petkovic, sondern auch eine kleine Auszeichnung für dessen respektable Performance im Alltag. «Er hat sich das mit seiner Arbeit im Klub verdient.» In Augsburg hat er derzeit zwar mit sportlichen Turbulenzen zu kämpfen, seit seinem Transfer in den Südwesten Bayerns etablierte sich Hitz aber im vorderen Drittel der Bundesliga-Keeper.

Hitz ist derzeit der einzige Torhüter ohne Beschwerden. Sommer trainiert wegen seines Nasenbeinbruchs weiterhin mit einer Karbonmaske. Und Bürki musste die letzte Einheit vor dem Matchtag wegen einer Daumenstauchung abbrechen. In seinem Fall gaben die Mediziner Entwarnung: Der Dortmunder erlitt keine Kapselverletzung und steht dem Bayern-Verfolger ab Dienstag wieder zur Verfügung. (si/cma)

Diese Teams haben sich für die EM 2016 qualifiziert

1 / 26
Die 24 Teilnehmer der EM 2016
Schweden.
quelle: getty images europe / alex livesey
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!

  • watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
  • Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
  • Blick: 3 von 5 Sternchen
  • 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen

Du willst nur das Beste? Voilà:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Federer vs. Nadal – das allererste Duell wird für den «Maestro» eines zum Vergessen
28. März 2004: In Key Biscayne stehen sich Roger Federer und Rafael Nadal zum ersten Mal auf der ATP-Tour gegenüber. Der Schweizer verliert überraschend – und wird sich am seinem spanischen Dauerrivalen noch mehrmals die Zähne ausbeissen.

Die Sonne war längst untergegangen über dem Centre Court der Tennis-Anlage von Key Biscayne, dieser langgezogenen Insel vor Miami im Süden Floridas. Ein paar hundert Fans harrten aus, warteten auf den letzten Match dieses Sonntags. Das heisst: Die meisten von ihnen warteten auf den Auftritt von Roger Federer, seit knapp zwei Monaten die Weltnummer 1. Nur ein paar absolute Tennis-Nerds warteten auch auf Rafael Nadal. Erst die Nummer 34 im Ranking war der Spanier aber ein grosses Versprechen. Laufstark soll er sein, mit harter linker Vorhand.

Zur Story