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Zum Saisonstart: 12 gute Gründe, weshalb der Schweizer Fussball in den 90er-Jahren massiv cooler war

Nicht nur der Autor, auch die Grasshoppers trauern den glorreichen 90er-Jahren nach.
Nicht nur der Autor, auch die Grasshoppers trauern den glorreichen 90er-Jahren nach.Bild: KEYSTONE

Zum Saisonstart: 12 gute Gründe, weshalb der Schweizer Fussball in den 90er-Jahren massiv cooler war

Ein Tag vor dem Saisonauftakt in der Super League kann sich noch nicht jeder wieder für Schweizer Fussball begeistern. Stattdessen kommen nostalgische Gefühle auf.
17.07.2015, 16:3417.07.2015, 21:49
Alex Dutler
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Noch einmal schlafen – dann ist schon wieder Super League. Und tatsächlich gibt es Menschen, die bereits ein kleines Vorfreude-Bisi in der Hose haben. Dies hat Kollege Manser gestern mit dieser hübschen Geschichte bewiesen.

Mir geht es irgendwie nicht so.

Ich bin ein Fussballfanatiker. Aber die Aussicht auf den «Start-Kracher» zwischen Luzern und Sion macht mich nicht einmal halb so glücklich wie das feine Cornet, dass ich gerade gespachtelt habe. Mmmh, Vanille!

Bist du schon wieder heiss auf die Super League?

Also, was ist los? Zu heiss für Fussball? Zu kurze Pause?

Ich erwische mich beim Gedanken, dass früher irgendwie alles besser war. Zur Strafe haue ich mir selbst saftig eins an den Latz. Also bitte, sowas sagen doch wirklich nur verbitterte Alte!  

Trotzdem grüble ich weiter – und finde spontan 12 gute Gründe, weshalb die Schweizer Liga in den 90er-Jahren eben doch massiv cooler gewesen ist.

1. Es gab Ausländer, die alles und jeden zerstört haben

Remember Sonny Anderson, Ratinho, Jahn Ivar «Mini» Jakobsen, Petar Alexandrow, Giovane Elber, Viorel Moldovan und wie sie alle geheissen haben? Pures Genie! Und mein persönlicher Favorit: Alexander «Sacha» Rytschkow: Beim FC Basel nie mit unter zwei Promille auf dem Platz, aber gedribbelt hat er – wie ein junger russischer Gott auf EPO.

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2. Zürich hatte ein (ziemlich cooles) Fussballstadion

«Ja, ja! Mir rissets nur churz ab. Ja, ja! Mir bauets grad wieder uf!»

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3. Pyro war noch kein Schwerverbrechen

Pyro-Zünder stehen auf der Fahndungsliste mittlerweile nur noch knapp hinter Tierquälern und IS-Kämpfern. Aber früher fand man es irgendwie voll läss.

4. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmte

Fünf Stutz für einen Stehplatz hinter dem Tor! In Basel gab es die Saisonkarte plus Trikot für Jugendliche dank UBS-Sponsoring für 40 Franken. Heute kostet ein Set Autogrammkarten mehr.

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5. Keine Tattoo-Inflation

Kaum hat im Jahr 2015 das Mami für die Super-League-Frischlinge den ersten Vertrag unterschrieben, sind sie alle schon angemalt wie ein 85-jähriger Pirat. Früher wusste man als Zuschauer wenigstens, dass die tätowierten Spieler auch die gefährlichen sind. 

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6. Schiedsrichter waren richtige Typen

Mit ihren Spraydosen und affigen Headsets könnte man die Schiris heute glatt für Graffiti-Künstler auf dem Weg zum Job im Callcenter halten. Die Linienrichter darf man nicht mehr «Linienrichter» nennen, sondern «Schiedsrichter-Assistent» – weil sie sonst zum Psychologen müssen. Wir brauchen wieder Leute wie ihn: Serge «der Brusthaarbär» Muhmenthaler!

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7. Bier!

Es gab Bier! Immer! Richtiges Bier! Keine Leichtbierplörre – kein Alkoholfrei. Wer gross genug war, um ins Stadion zu gehen, der durfte auch selbst entscheiden wie hart er sich volllaufen lässt. Das geht heute nur noch in der Cüpli-Loge. Ausserdem musste man nirgends mit diesen unsäglichen Plastikkärtchen bezahlen – wie nun zum Beispiel in Luzern.

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8. Kein Dauermeister

Ja, GC wurde damals auch ein paarmal Meister. Aber dazwischen haben Sion, Aarau und Servette den Laden aufgemischt. Apropos Punkt 7: Wie viel Prozent der Basler Bevölkerung sind durch die ewigen Meisterpartys auf dem Barfüsserplatz eigentlich schon zu funktionalen Alkoholikern geworden?

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9. Nur zwei Frisuren

Es gab lang und es gab kurz. Sah alles bescheuert aus. Aber wenigstens haben die Spieler den Fussballplatz nicht mit einem Laufsteg am Coiffeur-Lehrlingskongress verwechselt.

10. Keine bescheuerten Anspielzeiten

Am Sonntagmorgen um 8.30 Uhr auf den Zug, damit man beim Auswärtsspiel in Sion pünktlich im Stadion ist: Super Idee, SFL – super!

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11. Kein Schnickschnack

Die Spieler trugen Adidas- statt Gucci-Täschchen. Und beim Blick auf die Fussballschuhe war man als Zuschauer nicht akut epilepsiegefährdet. Stattdessen: 22 Mal «Adidas Copa Mundial» – in Schwarz. Geil!

12 Keine Stadion-Jingles

«Diese Gelbe Karte wurde Ihnen präsentiert von Mister Wong!»

«Dieses Foul wurde Ihnen präsentiert von der Apotheke Sonnenhof in Ober-Bümpliz. Erste Hilfe, persönlich und mit Gefühl!»

«Diese Auswechslung wurde Ihnen präsentiert von Parship. Suchen Sie eine knackige Alternative auf der Ersatzbank!»

F*** you!

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So – und jetzt muss ich aufhören. Noch kurz gucken, wie Luzern und Sion morgen aufstellen.

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tom Garret
17.07.2015 17:08registriert Juli 2014
Also wenn schon diese Kategorie dan Fehlt ja wohl DER Punkt!

Modus! Es war mehr Spannung und vor allem mehr Abwechslung vorhanden. Derbys gab es in Zürich wenn überhaupt nur zwei mal im Jahr, da meistens eine (meistens die gleiche) in der Auf- Abstiegsrunde spielte. Teams wie Yverdon, Delemont, Kriens und viele mehr schafften es ebenfalls mal ein, zwei Saisons oben zu spielen, was zwar nicht der Attraktivität aber der Abwechslung gut tat. Mit Cup gab es in den letzten zwei Saisons zusammen 10 Zürcher Derbys.... das ist einfach nicht das selbe...
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Amboss
17.07.2015 16:58registriert April 2014
Man kann jedem dieser Punkte zustimmen.

Es ist halt nun mal so. Der Sport professionalisiert sich. Was die in den 90er gekickt haben, das ist heute Strandfussball-Niveau.

Diese alte Romantik kann man aber immer noch erleben. Man muss einfach ein, zwei Ligen tiefer gehen. Da gibt's die alten Männer mit Villiger Krumme und viele der beschriebenen schon noch.
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DerWeise
17.07.2015 17:04registriert Februar 2014
Und wir wurden mit YB jedes Jahr Abstiegsrunden-Meister... tollte Zeit
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