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Du willst nur das Beste? Voilà:
Lieber Granit
Mit deinem offenen Brief an deine kosovarischen Landsleute hast du dich ganz schön in die Bredouille gebracht. Ungewollt zwar, aber jetzt sitzt du mal wieder genau da, wo du nicht sitzen wolltest. Zwischen Stuhl und Bank. Zwischen deiner alten Heimat Kosovo und deiner neuen, der Schweiz.
Mit deinem Brief wolltest du den Leuten in Kosovo erklären, warum du auch in Zukunft für die Schweiz spielen wirst und nicht für das Land deiner Eltern. Du fühltest dich zu diesem Schritt gedrängt, weil du und deine Familie im Internet von einigen Landsleuten bedroht und beleidigt wurden. Du wolltest die Wogen glätten. Wer will denn schon ein Verräter sein?!
Mit pathetischen Worten erklärst du, wie sehr du deine Heimat liebst, wie stolz du bist, Albaner zu sein. Das ist dein gutes Recht. Gleichzeitig dankst du aber auch der Schweiz, die viel für dich und deine Landsleute getan hat. Dass du weiterhin für sie spielst, damit willst du deinen Respekt und deinen Dank zum Ausdruck bringen.
Doch in der Schweiz kommt dein offener Brief komplett anders an. Hier liest die Zeitung mit den grossen Buchstaben nur heraus, dass du gerne für den Kosovo spielen würdest, die FIFA dir das nach den EM-Einsätzen für die Schweiz aber verbietet. Dass du von deinen Beratern abklären liessest, irgendwann doch noch für den Kosovo aufzulaufen, daraus wird dir hier ein Strick gedreht.
Du wirst als Heuchler bezeichnet, weil du eine nicht bestätigte, angeblich offizielle FIFA-Mitteilung vorschiebst und nicht selbst hin- und zu deinem Entscheid stehst. Doch das willst oder kannst du nicht, weil du Angst hast, dass die Kosovaren dich missverstehen werden.
Du sprichst von Übersetzungsfehlern und fühlst dich falsch verstanden. Und hier musst du dich an der eigenen Nase nehmen. Du hättest deinen Brief auch auf deutsch veröffentlichen sollen. Vielleicht nicht 1:1, denn mit dem Pathos haben wir es hier nicht so. Eine leicht modifizierte, von dir abgesegnete Version, die aber hätten wir gerne gelesen. Wir hätten dich verstanden, dich und deine innere Zerrissenheit. Dich und deine zwei Herzen in der Brust.
Lieber Granit, du bist eine ehrliche Haut und du würdest es gerne allen Leuten recht tun. Doch das ist und bleibt halt leider eine Kunst, die niemand kann. Deshalb bleibt dir nur eines: Es so zu machen, wir ihr Profi-Fussballer das am besten macht. Das Thema abhaken, nach vorne schauen und am nächsten Dienstag die Antwort gegen Portugal auf dem Platz geben.