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Über diese 11 Fussball-Regeln müsste man mal diskutieren

Magath will kein 0:0 mehr sehen? Diese 11 Fussball-Regeln könnte man auch noch ändern

Für ein torloses Unentschieden soll es künftig keine Punkte mehr geben. Das regt der deutsche Trainer Felix Magath an. Wir haben weitere Vorschläge, über die es sich nachzudenken lohnt.
17.02.2016, 20:0018.02.2016, 18:38
Ralf Meile
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In den 00er-Jahren war Felix Magath mit drei Meistertiteln (Bayern München, Wolfsburg) einer der erfolgreichsten deutschen Trainer. Aber seit der Entlassung bei Fulham vor eineinhalb Jahren ist er ohne Job. Und so hat Magath Zeit, sich mit Grundlegendem zu befassen. Zum Beispiel mit der Punktevergabe. Magath schlägt vor: Für ein 0:0 sollen beide Teams keinen Punkt erhalten. Dem 62-Jährigen schwebt «erfrischender Offensivfussball» vor «statt gepflegte Liga-Langeweile».

watson-User Hessmex meint dazu: «Dann hauen sich die beiden Teams in den ersten fünf Minuten je eine rein und beginnen dann mit dem Match.» Man braucht nicht viel Fantasie, um sich dieses Vorgehen vorzustellen. Ob Magath auch daran gedacht hat?

Diese Regeln könnten angepasst werden

Fakt ist: Der Fussball ist deshalb so erfolgreich, weil er einfach verständlich ist und weil sich die Regeln nie gross geändert haben.

Fakt ist aber auch: Der Fussball hat sich immer verändert und er wird sich weiter verändern. So gab es früher keine Gelben und keine Roten Karten, man durfte nicht auswechseln oder keine Ausländer im Team haben. Dafür durfte der Goalie einen Rückpass in die Hand nehmen, für einen Sieg gab es zwei Punkte und gleiche Höhe bedeutete Abseits. Wir sehen: Sakrosankt sind die Regeln nicht und die Verbände haben auch den Mut zu Experimenten. Und den Mut, sie wieder zu beenden; Stichwort: Golden Goal.

Abseits

Der Platz in der Mitte des Spielfelds wird immer dichter, alle 20 Feldspieler sind sehr nahe beisammen. Mit der Änderung der Abseitsregel könnte man das Spiel wieder «offener» machen.

  • Das Abseits gleich ganz abschaffen?
  • Die Abseitslinie von der Mittellinie zum Strafraum verschieben?

Die Regelung könnte – wie andere auch – in Spielen der U21-Mannschaften ausprobiert werden. Bei diesen steht die Platzierung Ende Saison weniger im Fokus als in «normalen» Ligen und doch ist das Niveau der Fussballer bereits vergleichbar mit demjenigen der Profis.

Derbe Worte, aber Jack Stoiker bringt es in seinem Song «Abseits» auf den Punkt.
hutter und mock

Passiv-Abseits

Ein Stürmer steht klar im Abseits, aber weil der Ball nicht zu ihm gelangt, läuft das Spiel weiter. Wenige Sekunden später – und im gleichen Angriff – erhält er den Ball trotzdem. Das Spiel läuft weiter, weil angeblich eine «neue Spielsituation» vorliegt.

Die mit Abstand einfachste Erklärung der Abseits-Regel: «Abseits ist, wenn der Schiedsrichter pfeift und sich alle aufregen.»
Die mit Abstand einfachste Erklärung der Abseits-Regel: «Abseits ist, wenn der Schiedsrichter pfeift und sich alle aufregen.»
Bild: Steffen Schmidt/freshfocus

Unentschieden

Im Eishockey gibt es in jedem Spiel einen Sieger – wieso also nicht nach 90 Minuten ein Penaltyschiessen machen, wenn das Spiel unentschieden ist? In den ersten Jahren der Major League Soccer wurde dies so gemacht. Für einen Sieg nach 90 Minuten gab's drei Punkte, für einen im Shootout einen Punkt, für die Verlierer gab's nichts.

Speziell war übrigens die Form des Shootouts: Ein Spieler lief von ausserhalb des Strafraums auf den Goalie zu und hatte fünf Sekunden Zeit für einen Abschluss. Seit dem Jahr 2000 spielt man auch in den USA nach den bei uns gültigen Regeln.

Die Entscheidung zwischen San Jose Clash und DC United.
streamable

Verlängerung

Wieso nicht einfach weiterspielen, bis ein Tor fällt? 1996 wurde Deutschland Europameister, weil Oliver Bierhoff in der Verlängerung ein Tor erzielte – nach diesem Golden Goal war die Partie beendet. Hätte es keinen Treffer gegeben, wäre es nach 2 x 15 Minuten Verlängerung zum Penaltyschiessen gekommen.

Wieso wird aber nach 90 Minuten nicht einfach so lange gespielt, bis ein Tor fällt? Das Penaltyschiessen wird abgeschafft. Also eine Wiedereinführung des Golden Goals. Man könnte auch nach der 30-minütigen Verlängerung alle fünf Minuten einen Spieler pro Team vom Feld nehmen, damit es mehr Platz für die vorhandenen gibt. In der NHL (üblicherweise fünf Feldspieler) ist das Format Drei-gegen-drei in dieser Saison mit grossem Erfolg eingeführt worden, das Schweizer Eishockey zieht nächste Saison nach.

Oliver Bierhoffs Golden Goal macht Deutschland 1996 zum Europameister.
uefa

Zusatzpunkte

Wieso ein 0:0 bestrafen? Der positive Ansatz, um mehr Tore zu sehen, ist doch: Mehr Tore zu belohnen. Wer mindestens drei Treffer erzielt, soll dafür einen Punkt erhalten – egal, wie das Spiel ausgeht. Im Rugby gibt es eine entsprechende Regelung, die auch Verlierer bei einem punktereichen Spiel belohnt.

Der Haken an der Sache: Er öffnet Betrug Tür und Tor. Wie viele Partien würden wohl nach 20 Minuten «zufällig» 3:3 stehen, ehe dann mit dem richtigen Spiel angefangen würde?

Rückpass

Die Einführung der Rückpass-Regel im Jahr 1992 machte das Spiel schneller und die Goalies zum elften Feldspieler. Es gibt wohl niemanden, der diese Änderung als schlecht beurteilt.

Sie könnte aber noch ausgeweitet werden, nämlich so wie beim Futsal. In dieser Hallen-Variante des Fussballs darf der Goalie bei einem eigenen Angriff nur ein einziges Mal im Ballbesitz sein. Erhält er den Ball ein zweites Mal, bevor ihn der Gegner berührt hat, gibt es Freistoss für den Gegner.

In der Schlussphase des WM-Finals 1990 zwischen Deutschland und Argentinien suchten die Deutschen immer wieder Bodo Illgner.
streamable

Mittellinie

Wenn ein Basketball-Team angreift und dabei die Mitte des Spielfelds überschreitet, darf es den Ball nicht mehr in die eigene Hälfte spielen. Etwas, das man im Fussball übernehmen könnte? Das Spiel würde extrem verändert.

Auswechslungen

Einst durfte gar nicht ausgewechselt werden, danach maximal ein verletzter Spieler. Ab 1968 durfte ein Trainer zwei Mal einen Spieler während der Partie austauschen, 1994 kam eine dritte Auswechslung hinzu.

In unteren Ligen in der Schweiz darf schon heute beinahe beliebig oft gewechselt werden. Eine Idee, die der Profifussball übernehmen sollte?

Ricken für Chapuisat im Champions-League-Final 1997 – eine der besten Einwechslungen aller Zeiten.
zdf

Auswärtstore

Enden Europacup-Begegnungen nach zwei Spielen mit einem unentschiedenen Gesamtskore, kommt das Team weiter, das auswärts mehr Tore erzielt hat. Die Regel kommt aus Zeiten, in denen eine Reise ins Ausland noch anstrengend war. Wer dennoch dazu fähig war, in der Fremde Tore schiessen, sollte dafür belohnt werden.

Heute sind Auswärtsreisen maximal drei, vier Flugstunden entfernt. Die Spieler logieren in schicken Hotels und weil die Stadien sich immer ähnlicher sind, merken sie vielleicht nicht einmal mehr, ob sie gerade zuhause oder auswärts spielen. Die Regelung hat heute viel mehr einen taktischen Charakter und gehört abgeschafft – kein Team sollte bloss aufgrund der Auslosung einen Vorteil haben.

Einwurf

Wieso nicht den Ball mit dem Fuss ins Spiel befördern? Aus jedem Einwurf 30 Meter von der Torlinie entfernt würde ein indirekter Freistoss werden.

Wer verteidigt, wird gezwungen, den Ball möglichst im Spiel zu halten – das Spiel könnte flüssiger werden. Allerdings ist auch das Gegenteil möglich. Schliesslich dauert es oft sehr lange, bis die gross gewachsenen Innenverteidiger vorne sind und ein Freistoss ausgeführt wird.

Auch so geht's: Rory Delaps Einwürfe waren eine Zeit lang die gefährlichste Waffe von Stoke City.
streamable

Videobeweis

Da braucht es keine Diskussion, der muss einfach her. Punkt.

Und jetzt du!

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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Aussensicht
17.02.2016 20:21registriert Dezember 2015
Zu allererst müssten Schwalben rigoroser bestraft werden um diesen Sport glaubhafter zu machen.
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schoggijoghurt
18.02.2016 08:18registriert Februar 2016
Als ehemaliger Schiedsrichter gibt es für mich nur eine unabdingbare Regel die geändert oder durchgesetzt werden sollte:

Wie beim Rugby sollte jeder Schiedsrichter rigoros durchgreifen wenn Spieler reklamieren. Wer auf den Schiedsrichter zu rennt -> Gelb, wenn 5 Spieler lautstark diskutieren kommen -> allen Gelb.

Nach erster Empörung beruhigen sich alle wieder und dann wird endlich gespielt und nicht lamentiert. Bei einem Ballverlust rennt der Schiedsrichter ja auch nicht zu dem Spieler und sagt ihm was für ein Depp er ist.
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portair
17.02.2016 22:37registriert März 2015
Jeder Spieler, der auf dem Platz gepflegt werden muss, sollte danach 5 Min. raus müssen. Würde diese nervige Schauspielerei ein wenig eindämmen...
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