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Vor- und Nachteil des Videobeweises in zwei Szenen der U20-WM

Foul oder nicht Foul? Der Videobeweis verschafft Klarheit – noch auf Kosten des Spielflusses.
Foul oder nicht Foul? Der Videobeweis verschafft Klarheit – noch auf Kosten des Spielflusses.bild: screenshot fifa.tv

Der Videobeweis – zwei Szenen bei der U20-WM zeigen eindrücklich Vor- und Nachteil auf

Tor oder kein Tor? War das Penalty? Hätte man hier nicht Rot zeigen müssen? Um diese Fragen ein für allemal zu klären, testet die FIFA bei der U20-WM erneut den «Video Assistant Referee». Noch geht nicht alles reibungslos über die Bühne.
23.05.2017, 15:57
Philipp Reich
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Bei der U20-WM in Südkorea testet die FIFA derzeit mal wieder den Videobeweis. Oder besser gesagt den «Video Assistant Referee» (VAR). Bei dieser Variante sitzen zwei weitere Unparteiische in einem Übertragungswagen oder neben der Seitenlinie im Stadion und prüfen via Video die Entscheide des Head-Schiedsrichters.

Die Video-Schiedsrichter bei der Arbeit.
Die Video-Schiedsrichter bei der Arbeit.bild: fifa.com

Bei vier Typen von Fehlentscheidungen kann eingeschritten werden:

  • Bei Toren oder Regelverstössen bei deren Entstehung
  • Bei Penalty-Entscheidungen
  • Bei Roten Karten (nicht bei zweiten Gelben Karten)
  • Wenn die falsche Person die Gelbe oder Rote Karte sieht

Bei der U20-WM in Südkorea kommt der Videobeweis bereits in der zweiten Partie zum Zug. Im Duell zwischen Argentinien und England sieht Argentiniens Lautaro Martinez nach Video-Studium des Referees wegen eines Ellbogenschlags die Rote Karte. Zu Recht, wie die Wiederholung zeigt. Zwischen Foul und Platzverweis liegen allerdings geschlagene drei Minuten – die Spieler stehen schon zum Eckball bereit, stattdessen geht's mit einem Freistoss weiter. Verwirrung auf dem Platz und der Tribüne ...

Lautaro Martinez sieht nach Video-Studium Rot.Video: streamable

Noch gewöhnungsbedürftiger: Im Gruppenspiel zwischen Italien und Uruguay läuft die Partie nach einem italienischen Foul im eigenen Strafraum mehr als 30 Sekunden weiter, bis der Schiedsrichter mitten im Spiel pfeift und dank Video-Referee auf Penalty für Uruguay entscheidet. Der Ball befindet sich da aber schon längst in der Platzhälfte der «Urus».

Das Penalty-Foul und der späte Pfiff.Video: streamable

Der VAR-Entscheid ist wieder korrekt. Nicolas de la Cruz verschiesst den spät gepfiffenen Penalty, Uruguay gewinnt dank eines Traumfreistosses von Rodrigo Amaral aber trotzdem 1:0.

Der 1:0-Siegtreffer von Uruguay.Video: streamable

Die beiden Szenen zeigen deutlich Vor- und Nachteil des Videobeweises: Fehlentscheide können jetzt endlich nachträglich korrigiert werden, bis es allerdings so weit ist, verstreicht noch zu viel Zeit. Man stelle sich nur mal vor, bei Italiens Konter wäre das 1:0 für die «Azzurri» gefallen.

Wie stehst du zum Videobeweis?

Nichtsdestotrotz: Der Videobeweis muss und wird kommen, beim Tempo muss die FIFA aber definitiv noch nachlegen. Der Fussball-Weltverband, der unlängst beschlossen hat, dass der «Video Assistant Referee» auch an der WM 2018 in Russland zum Einsatz kommen wird, zeigte sich bislang unbeeindruckt von der Kritik. «Wir hatten bislang nur positives Feedback», sagte Präsident Gianni Infantino zuletzt am FIFA-Kongress in Bahrain.

Nach der U20-WM wird der Videobeweis auch noch am Confed Cup und an der Klub-WM getestet, bis es an der WM in Russland ernst gilt. Spätestens dann müssen alle Kinderkrankheiten ausgemerzt sein.

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28 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Error 418
23.05.2017 16:15registriert Dezember 2015
Es fehlt bei beiden Szenen einfach die klare Kommunikation, warum es wie weitergeht. Der Schiedsrichter sollte wie in der NFL oder auch wie bei der Hockey WM seinen Entscheid über Lautsprecher mitteilen. So ist es für alle klar...
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-woe-
23.05.2017 17:33registriert Dezember 2015
Beim Eishockey geht das locker. Da wid bis zum nächsten Unterbruch weitergespielt, anschliessend die strittige (Tor-)Szene angeschaut und dann evtl. die Zeit entsprechend zurückgestellt, wobei Strafen, tore etc., die in dieser Zeit fallen, nichtig sind.

Wo ist also das Problem? Ah, ja, es ist Fussball...
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Randy Orton
23.05.2017 18:11registriert April 2016
Wenn Italien in der Zwischenzeit ein Tor gemacht hätte, würde es einfach nicht zählen. Die harte Konsequenz des Fouls, denn ohne Foul würde ein anschliessendes Tor zählen. Ich finde den VAR eine gute Sache.
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