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Schweizer Nati: Die wichtigsten Erkenntnisse vor dem Irland-Spiel

Switzerland's Kevin Mbabu, Manuel Akanji, Nico Elvedi and Stephan Lichtsteiner, from left, leave the pitch after the UEFA Euro 2020 qualifying Group D soccer match between Denmark and Switzerland ...
Noch hat die Schweizer Nati die EM-Quali in den eigenen Händen.Bild: KEYSTONE

Die wichtigsten Nati-Erkenntnisse vor dem Schicksalsspiel gegen Irland

Das 0:1 in Dänemark sendet drei Signale: Die Schweiz hat einen Komplex, die Beziehung zwischen Publikum und Spielern muss einen Aufschwung erhalten, und bei den Medien gerät Nationaltrainer Vladimir Petkovic zusehends in Kritik.
13.10.2019, 16:14
Christian Brägger / ch media
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Die Schweiz baut einen Komplex auf

84., 85., 88., 88., 90., 93. Das sind die Minutenzahlen, in denen die Schweiz heuer Gegentore erhielt gegen die Dänen (3:3), Portugal (1:3) und die Iren (1:1). Ist das noch Zufall? Inzwischen glauben auch die Gegner zu wissen, dass die Schweiz nicht über die gesamte Spieldauer stabil ist. Age Hareide, der Coach der Dänen, sagte: «Wir haben gewusst, dass sie irgendwann einbrechen werden.» Und prompt erzielten die Dänen ihr Tor in der 85. Minute. Wegen der späten Gegentreffer fehlen der Schweiz in der EM-Qualifikation fünf Punkte. Sie würde die Gruppe D deutlich anführen.

85. Minute: Der dänische Siegtreffer durch Poulsen.Video: streamable

«Die Kritik der späten Gegentore müssen wir akzeptieren», sagte Goalie Yann Sommer. Spieler und Trainer wollen keinen Komplex erkennen, sprechen schlicht von Konzentrationsschwierigkeiten über 90 Minuten. Doch die Fakten sagen etwas anderes, und je mehr alle darüber reden müssen, desto mehr befassen sie sich damit. Also könnte sich eben doch etwas Lähmendes aufbauen.

Publikum und Fans müssen sich annähern

Wenn es eines Idealfalls bedarf, wie sich Spieler und Fans verhalten in Beziehung zueinander, der schaut auf: die Dänen. Deren Nationaltrainer Age Hareide hatte im Vorfeld davon gesprochen, dass es während Länderspielen zur magischen Verschmelzung komme zwischen dem Geschehen auf den Rängen und dem Rasen. Und dies den dänischen Spielern eine unglaubliche Energie gebe. «Sie werden es selbst erleben», hatte er gesagt. Was sich dann am Samstagabend im Parken abspielte, war schlicht: einzigartig, grossartig. Eben dänisch.

Danish supporteers wave white and red flags during the UEFA Euro 2020 qualifying Group D soccer match between Denmark and Switzerland at the Telia Parken stadium in Kopenhagen, Denmark, on Saturday, O ...
Die Rote Mauer stand bedingungslos hinter dem dänischen Team.Bild: KEYSTONE

Schon beim Abspielen der Hymne bekam man eine Vorahnung, als die dänischen Spieler allesamt aus voller Kehle sangen und die Fans auf den vier grossen Tribünen es ihnen gleichtaten. Und mindestens bei Schmeichels Glanztaten, Poulsens Siegtor und im gefeierten Nachgang der Partie war die Magie spürbar. Zwar gab es nach der ersten Halbzeit auch Pfiffe, weil die Dänen lange nicht das Gelbe vom Ei präsentierten; sie waren letztlich nicht böse gemeint.

Das alles kennt man anders auf Schweizer Seite, die Beziehung zwischen dem Anhang und den Spielern ist bisweilen kompliziert. Es muss ja nicht gleich wie bei den Dänen sein. Aber im Miteinander einen Kraftspender zu finden, würde gerade gegen die Iren am Dienstag und auch für die Zukunft guttun.

Petkovic steht vor einem Schicksalsspiel

Es war Zufall. Und vielleicht doch nicht, weil der Zeitpunkt einfach reif war. Alle vier grossen Medienhäuser hatten am vergangenen Samstag eine Auslegeordnung aufgestellt, wie und ob es mit Nationaltrainer Vladimir Petkovic spätestens nach der EM weitergehen soll. Der Tenor war bereits vor der Niederlage gegen die Dänen: Der Verband sollte zumindest den Gedanken tiefgehend prüfen, ab Sommer 2020 einen neuen Trainer zu installieren. Weil zu viele Nebenschauplätze nicht stimmen. Und der Neuanfang guttut.

Trainer Vladimir Petkovic beim Training nach dem UEFA Euro 2020 Qualifikationsspiel gegen Daenemark im Brondby Trainingsgelaende in Kopenhagen, Daenemark, am Sonntag, 13. Oktober 2019. (KEYSTONE/Georg ...
Petkovic nach der Niederlage in Kopenhagen allein auf dem Trainingsplatz.Bild: KEYSTONE

Petkovic sind keine fachlichen Mängel zuzuschreiben, er war in den fünf bisherigen Jahren erfolgreich mit der Schweiz. Auch gegen die Dänen stimmte der Auftritt seiner Mannschaft über weite Strecken, sie war spielbestimmend. Und dennoch musste er sagen: «Wir stehen mit leeren Händen da, und das haben wir nicht verdient.»

Hatte Petkovic in solchen Partien früher ein gutes Händchen und Wettkampfglück, hat er dies nun verloren. Weshalb die Schweiz und besonders ihr Trainer am Dienstag gegen die Iren vor einem Schicksalsspiel stehen. Den Gang in die Barrage jedenfalls würde man Petkovic kaum verzeihen. Und so liegt es nun auch an den Spielern, den Tatbeweis zu liefern, wieviel ihnen tatsächlich noch an Petkovic liegt.

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1905 trug die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft ihr erstes Spiel aus. Diese Akteure liefen 75 Mal oder öfter für die Schweiz auf.
quelle: keystone / laurent gillieron
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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Menü 1 mit Suppe
13.10.2019 17:44registriert April 2018
Aha, wenn ein Däne pfeifft ist es nicht böse gemeint, beim Schweizer aber schon....
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Kaoro
13.10.2019 17:57registriert April 2018
Meine Erkenntnis. Seid Alex Frei/Marco Streller hat die CH keinen Knipser mehr vom Dienst. Harris ist gut, mag ihn wegen seinem immer vollem Einsatz hat aber einfach längere Baisse, sorry. Shaqiri ist in der Nati nicht zu ersetzen.
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Kaffo
13.10.2019 17:12registriert Februar 2016
Die Spieler müssen nicht Petkovic etwas beweisen. Sie müssen den Schweizer Fans beweisen dass sie Fussball spielen können. Wenn die Kondizion weg ist, dann ist eben die Konzentration auch weg. Aber ärgert euch nicht, Fussball ist nur ein Spiel.
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