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Ein bisschen sieht er aus wie ein Klosterschüler. Oder wie ein kaufmännischer Angestellter: Schwarzer Anzug, weisses Hemd, die Haare adrett und ein schüchternes Lächeln auf dem Gesicht. Als Nico Elvedi aus dem Bus am Flughafen in Düsseldorf steigt, bewegt er sich in sicherem Terrain.
Zusammen mit seinen Mannschaftskollegen von Borussia Mönchengladbach machte sich der junge Schweizer am Montag auf den Weg nach Manchester, um in der Champions League gegen das teuerste Team der Welt anzutreten. Im Gepäck des Youngsters: eine breite Brust nach dem überzeugenden Startelfdebüt beim 3:1-Sieg gegen den FC Bayern München.
Nico Elvedi ist in der Bundesliga angekommen und das mit erst 19 Jahren. Doch so gut sein Auftritt gegen die Weltstars des deutschen Rekordmeisters auch war, darüber zu sprechen liegt ihm nicht. Auf dem Platz macht er seinen Mund auf, das ist sein Job; die Grätsche gegen Franck Ribery anzusetzen macht ihm nichts aus, aber über sich selbst zu reden ist dem Youngster sichtlich unangenehm.
Elvedi ist zurückhaltend, fast introvertiert. Nur auf dem Platz kommt der gross gewachsene Blondschopf aus sich heraus. Oder im Kreis seiner Freunde. Die und seine Familie gaben ihm den nötigen Rückhalt als er vor der Saison vom FC Zürich an den Niederrhein nach Deutschland wechselte. «Als ich nach Mönchengladbach gewechselt bin, habe ich meine Freunde schon noch sehr vermisst», erzählt Elvedi im Sommer. Damals versuchte er noch, so häufig wie möglich nach Zürich zu jetten, um seine Freunde zu sehen. Im Profialltag ist das nun nicht immer ganz leicht.
Mittlerweile ist das Heimweh abgeflacht, die Formkurve gestiegen. Seine ersten Wochen und Monate im neuen Klub waren nicht einfach für den Schweizer. Eine Knieverletzung im Trainingslager am Tegernsee warf Elvedi zurück. Der gute Eindruck, den er bis dahin hinterlassen hatte, blieb allerdings in den Köpfen. Vor allem in jenem von Manager Max Eberl. Er sah sich bestätigt, den damals erst 18-Jährigen vom FC Zürich für kolportierte vier Millionen Euro loszueisen. Viel Geld für den Verein und ein Zeichen für hervorragende Nachwuchsarbeit des FCZ.
Elvedi wechselte mit zehn Jahren vom FC Greifensee zu den Letzi-Kids und genoss seine fussballerische Ausbildung in der FCZ Academy. Schon mit 17 Jahren rückte er in den Profikader. Der Captain der Schweizer U-19-Nationalmannschaft wurde Stammspieler beim zwölfmaligen Schweizer Meister. Es folgten souveräne Auftritte in der heimischen Liga und auf europäischem Parkett. Unter anderem in der Europa League.
An den Auftritt in seinem jetzigen Wohnzimmer, dem Borussia-Park, erinnert sich der Youngster noch heute: «Das war überragend», schwärmt Elvedi. «Wir haben in der Schweiz nicht so grosse Stadien. Auch wenn die Stimmung bei uns toll ist», mit der Bundesliga sei das nicht vergleichbar.
Das Ergebnis nagt noch heute, fast auf den Tag ein Jahr später, am Profi. Damals spielte ihn Ibrahima Traroé auf dem Flügel schwindelig, Der FCZ verlor sang- und klanglos mit 0:3 in Mönchengladbach. Trotzdem fiel er Eberl und dem damaligen Trainer Lucien Favre auf. «Wir trauen Nico den Sprung in die Bundesliga zu», sagte der Manager nachdem die Tinte unter dem Vertrag trocken war. Er sollte recht behalten.
Während Elvedis Schritt nach Deutschland für den ehemaligen FCZ-Sportchef Marco Bernet vermeintlich zu früh kam («Der Zeitpunkt überrascht mich. Ich dachte, er würde sich noch ein Jahr in der Super League festigen.»), schrieb der Boulevard in der Bundesliga über einen «Transfercoup». Dieses Talent sei für die Borussia in einem Jahr nicht mehr zu bezahlen gewesen, weil schon andere europäische Topklubs ihre Fühler nach dem vielseitigen Verteidiger ausgestreckt hatten.
Elvedi, dessen Vorbild Sergio Ramos ist, will davon nichts wissen. «Das lasse ich gar nicht an mich heran», sagt der junge Kicker ruhig. «Ich habe noch viel zu lernen und werde versuchen, mich so gut es geht bei der Borussia anzubieten.» Im U23-Nachwuchsteam lernte er André Schubert kennen und schätzen. Und Schubert lernte Elvedi kennen.
Sollte Gladbachs Trainer heute Abend eine ähnliche 3-5-2-Formation gegen Manchester City aufbieten, könnte auf Elvedis Startelfdebüt in der Bundesliga auch sein erster Einsatz in der Königsklasse von Beginn an folgen. Dann würden die Gegner nicht mehr Kingsley Coman, Ribery oder Robert Lewandowski sondern Sergio Aguero, Raheem Sterling oder Kevin De Bruyne heissen. Die Crème de la Crème des europäischen Fussballs. Nico Elvedi sagt dazu nichts. Er wirkt schüchtern. André Schubert weiss es besser: «Nico ist ein Eisvogel! Er ist cool, hat keine Angst. Ihm ist egal, gegen wen er da spielt.»