65 Prozent Ballbesitz, mehr Abschlüsse als der Gegner, mehr gewonnene Zweikämpfe, 1:0 gewonnen – wer sich die nackten Zahlen des BVB-Siegs in der Champions League bei Club Brügge ansieht, müsste meinen, es sei alles in Butter bei Borussia Dortmund.
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— Borussia Dortmund (@BVB) 18. September 2018
Doch solche Statistiken sind trügerisch, wenn die Aktionen weder mit Tempo noch mit Überzeugung vorgetragen werden. Der BVB war im Duell mit Brügge der haushohe Favorit und siegte nur dank eines äusserst glücklichen Slapstick-Treffers von Joker Christian Pulisic in der Schlussphase.
Zündende Ideen? Mut zum Risiko? Spielerische Lösungen? Klare Torchancen? Fehlanzeige. Sinnbild für den schwachen BVB-Auftritt war Mario Götze, der erstmals seit dem DFB-Pokal-Spiel gegen Greuther Fürth wieder zu Spielminuten kam.
Schlampige Pässe, keine Spritzigkeit im Antritt, eine miserable Körpersprache – nichts erinnerte an den WM-Finaltorschützen von 2014. Die Zahlen des Schreckens: Nur 28,6 Prozent gewonnene Zweikämpfe, Fehlpassquote von 18,2 Prozent, 1 harmloser Torschuss, Auswechslung in der 62. Minute.
My 53rd #ChampionsLeague game. I am really blessed.
— Mario Götze (@MarioGoetze) 19. September 2018
It was a difficult game, but happy with the 3 points @BVB pic.twitter.com/J58ox1uqEi
Aber auch die restlichen BVB-Offensivspieler vermochten in Abwesenheit des angeschlagenen Neuzugangs Paco Alcacer nicht zu überzeugen. Jaden Sancho und Marius Wolf auf den Aussenbahnen blieben ohne Durchschlagskraft, Julian Weigl war nach der langen Verletzung noch nicht der alte und Marco Reus fehlte in der Sturmspitze komplett die Bindung zum Spiel. Seine beste Aktion hatte der Captain sinnbildlich bei einer Rettungsaktion vor der eigenen Torlinie.
«Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden. Es war okay, aber sicher nicht brillant», erklärte Trainer Lucien Favre nach dem Spiel. «Manchmal musst du das zu Null halten und mit einem Quäntchen Glück gewinnen. Das war im ersten Spiel, gerade auswärts, sehr wichtig.»
Schönreden wollte Favre aber nichts. Dem akribischen Perfektionist war bewusst, wie bieder der Auftritt seines Teams in der Offensive gewesen ist: «Wir haben uns zu wenig bewegt und die Laufwege stimmten nicht, deshalb hatten wir nicht viele Torchancen. Wir hatten immer wieder Mühe, den Gegner zu bespielen, zu destabilisieren. Wir müssen schneller spielen, mehr Risiko nehmen, auch mal mit dem Ball vorwärts gehen, nicht nur Pässe und noch mehr Pässe spielen.»
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Favre nahm seine Mannschaft aber auch in Schutz: «Wir dürfen mit den Erwartungen nicht übertreiben. Wir haben viele junge Spieler, die Flügel sind 18, 19, 20. Wir brauchen Zeit. Wir haben viele Neue im Mittelfeld. Das richtige System zu finden, braucht Zeit. Wir sind nicht so gut momentan. Wir sind solide, können immer Tore schiessen, aber es braucht seine Zeit.»
Das Gute am gestrigen Abend ist: So lange der BVB solche Spiele gewinnt, wird Favre diese Zeit kriegen. (pre)