Fussballprofi zu werden, das ist der Traum Millionen Kinder. Der kleine Jonas Hector bildete da keine Ausnahme. Der etwas grössere Jonas Hector spielte mit 18 Jahren aber noch in der Mannschaft seines Heimatdorfs, mit dem SV Auersmacher in der sechshöchsten Liga. Nicht direkt ein Hinweis darauf, noch eine grosse Karriere zu machen. Rückblickend gibt Hector zu, damals mit dem Traum vom Fussballprofi abgeschlossen zu haben: «Damit hatte ich mich abgefunden und das war auch in Ordnung so», sagte er einst dem Magazin 11 Freunde.
Eine Karriere legte Hector etwas später dennoch hin. Als 20-Jähriger holte ihn der 1. FC Köln für seine Reservemannschaft. Zwei Jahre lang machte der Verteidiger seinen Job so gut, dass er es zu den Profis schaffte. Mit diesen stieg er 2014 in die Bundesliga auf. Er wurde besser und besser, wurde zum Nationalspieler. Zu seinen bislang 36 Länderspielen werden weitere dazu kommen, Hector gelangt an der WM in Russland mit grosser Wahrscheinlichkeit zum Einsatz. Mit bald 28 Jahren steht Jonas Hector vor einem Höhepunkt seiner Karriere.
Umso bemerkenswerter ist deshalb das, was gestern bekannt wurde. Obwohl der 1. FC Köln so gut wie abgestiegen ist, wird Jonas Hector seinem Klub auch in der nächsten Saison treu bleiben. «Es wäre problemlos möglich gewesen, nach dieser Saison zu einem anderen Verein zu wechseln, aber für mich fühlte sich das nicht richtig an», so Hector nach der Unterzeichnung eines neuen Vertrags, der bis 2023 gültig ist.
Was für ein Entscheid in einer Zeit, in der andere Fussballer in den Streik treten, um einen Wechsel zu einem anderen Klub mit einem noch besser dotierten Vertrag zu ergattern! «Für mich fühlte sich das nicht richtig an», sagte also Jonas Hector. Richtig hingegen fühlte es sich für ihn an, nicht nur zu nehmen, sondern auch etwas zurück zu geben. «Der 1. FC Köln hat mir den Weg von der Regionalliga bis in die Nationalmannschaft ermöglicht. Ich bin diesem Club sehr verbunden und dankbar und fühle mich in Köln sehr wohl.»
Nach längerem Nachdenken und einigen Gesprächen sei im klar geworden: «Ich gehöre zum FC und will mit dem Team und unseren Fans im Rücken in der neuen Saison wieder voll angreifen.» Dass er bei den Anhängern der «Geissböcke» nun noch höher im Kurs ist, steht ausser Frage.
Jonas Hector ist aufgrund seiner Spielweise («Ich versuche keine Überdinge, fokussiere mich auf das, was ich kann») und seinem Naturell keiner für die ganz grossen Schlagzeilen. Dass sie ihm nun genau deshalb gehören, findet er möglicherweise seltsam. Doch mit seinem Entscheid zum Bleiben fällt er – positiv – aus dem Rahmen. «Jonas ist ein aussergewöhnlicher Spieler und ein besonderer Mensch, wie es sie im heutigen Profifussball selten gibt», lobte ihn Kölns Geschäftsführer Armin Veh.
Dem Vernehmen nach lässt sich Veh die Treue des Führungsspielers auch etwas kosten. Hectors Gehalt soll gemäss der Bild auf 3 Millionen Euro jährlich angehoben worden sein – trotz dem drohenden Abstieg. In Köln hoffen sie möglicherweise darauf, dass Hectors Verbleib eine Signalwirkung auf andere Stammspieler hat und dass vielleicht auch sie mithelfen, nächste Saison wieder in die 1. Bundesliga aufzusteigen. Der nächste, der ebenfalls beim «Effzee» bleiben könnte, ist Torhüter Timo Horn. Der sicherlich auch andernorts begehrte Schlussmann kündigte an, sich schon bald mit Veh auszutauschen.