Klein Jonas ist beeindruckt. Während des Cup-Spiels seines FC Sarnen steht er hinter dem Tor der Gäste des FC Aarau. «Da habe ich so einen Turm stehen sehen», rekapituliert er diesen Moment, der ihm so sehr im Gedächtnis geblieben ist. Auch fast elf Jahre später ist ihm dieses Bild noch immer präsent.
Dass dieser Turm, wie Omlin Massimo Colomba nennt, dereinst sein Chef werden würde, das hat er an diesem 15. September 2007 kaum gedacht. Seit gestern aber ist Colomba Omlins Goalie-Trainer beim FC Basel. Letzterem gehört Omlin nämlich seit Dienstag an, gestern absolvierte er sein erstes Training an neuer Wirkungsstätte.
Speziell sei es gewesen, erzählt er danach. «Aber ich bin gut aufgenommen worden und gut ins Training reingekommen», erzählt die neue Nummer 2 im Tor der Basler. Seine Verpflichtung war ein kleiner Coup. Dass der FCB nach dem Abgang von Mirko Salvi zu GC einen zweiten Keeper brauchen würde, war nur logisch.
"Das ist ein grosser Schritt für mich." Die ersten Worte von Jonas Omlin beim FCB im Video 👇🏼#FCBasel1893 #zämmestark #rotblaulive pic.twitter.com/aFYnm7ifSO
— FC Basel 1893 (@FCBasel1893) 12. Juni 2018
Dass man aber einen bei einem Super-League-Kontrahenten gesetzten Goalie abwerben konnte, überraschte dann doch eher. Auch, weil er mit einer Ablöse um die 1,5 Millionen eine verhältnismässig teure Investition für einen Ersatzspieler ist.
Denn als dieser ist er vorerst vorgesehen. Schliesslich hat der FCB mit Tomas Vaclik noch immer eine gestandene Nummer 1. «Wir haben mit Tomi besprochen, dass er das auch bleibt», versichert FCB-Sportchef Marco Streller.
Vom gesetzten Stammkeeper zum Bankdrücker, ist das kein Rückschritt, für einen talentierten Keeper wie Omlin? «Wenn man als 24-Jähriger nach einer Saison vom FC Luzern zum FC Basel wechseln kann, dann sehe ich das nicht als Rückschritt, nein», sagt Omlin selbstbewusst. Er sehe Perspektiven, habe schliesslich ein Arbeitspapier über vier Jahre unterschrieben.
«Ich freue mich extrem auf diese Zeit, werde alles geben und versuchen, mich aufzudrängen.» Er, der sich selber als Arbeitstier bezeichnet, sei nun mal überzeugt von seinen Qualitäten. Wenn er das sagt, wirkt dies alles andere als arrogant, sondern vielmehr selbstbewusst und sympathisch ehrgeizig.
Dass er das Zeug hat, einen arrivierten Keeper zu verdrängen, hat er in Luzern bewiesen. Dort lief er David Zibung den Rang ab. Angesprochen darauf, muss er lachen. «Ja, man kann sagen, dass ich es schon einmal geschafft habe, einen erfahrenen Goalie zu verdrängen. Aber beim FCB ist das noch mal etwas anderes.»
Bei Zibung sei der Schritt zurück ausserdem absehbar gewesen. Bei Vaclik ist er dies nicht. Beerben solle er diesen nächste Saison, so die Gerüchte, die kursieren. «Natürlich macht man gewisse Planungen, aber im Fussball geht alles so schnell. Da sind Planungen schnell wieder nichtig. Es ist ein Pokerspiel von mir», sagt er.
Und das, obwohl er kein begnadeter Pokerspieler sei, wie er zugeben muss. «Ich habe schon ab und zu auch mit Karten gepokert. Aber es liegt mir eher in Situationen wie dieser.» Man müsse aber auch einfach mal etwas riskieren. Und ohnehin: «Ich sehe es nicht als Risiko, sondern als Riesenchance.»
Eine Chance, die er nicht unbedacht genutzt hat. Omlin hat alles gut abgewogen. Gar eine Pro-Kontra-Liste erstellt, auf der mehr Punkte für als gegen einen Wechsel zum FCB gesprochen haben. Auch, weil man ihm einen spannenden Weg aufgezeigt hat. Jenen von Yann Sommer.
Die Frage ist noch nicht zu Ende formuliert, ob Omlin die Karriereschritte Sommers verfolgt habe, da nickt er schon und sagt: «Klar ist das auch ein Gedankengang gewesen und etwas, das ich mit Streller angeschaut habe.»
Sommer wurde damals vom FCB an Vaduz und GC ausgeliehen, war dort jeweils die Nummer 1, kehrte dann zum FCB zurück, war ein Jahr hinter Franco Costanzo die Nummer 2, reifte noch weiter und übernahm schliesslich von Costanzo. Ein durchaus auch für Omlin denkbares Szenario, mit dem er auch gut leben könnte.
Schliesslich entwickelte Sommer sich auf diesem Weg später zum Nati-Goalie. Ohnehin scheinen der Posten im FCB-Tor und die Zusammenarbeit mit Massimo Colomba fast schon eine Garantie dafür zu sein, dass man dereinst zum Nati-Keeper wird. Denn auch Vaclik machte diesen Schritt.
Dass sein neuer Trainer Colomba zwei Nati-Goalies formte, «habe ich gar nicht gewusst. Aber ich würde nicht Nein sagen, wenn er das auch bei mir schaffen würde.» Dann wäre nicht mehr nur Klein Jonas, sondern auch der gereifte Jonas Omlin von «Turm» Colomba beeindruckt.