43 Tore in bislang 47 Saisonspielen – kein Wunder ist Mohamed Salah derzeit in aller Munde. Mit seinen Toren verzückt der wieselflinke Ägypter aber nicht nur Liverpool-Fans, sondern auch die Konkurrenz. Seine Premier-League-Kollegen kürten ihn am letzten Wochenende zum Fussballer des Jahres in England.
Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass Salah auf der Insel als Flop-Transfer bezeichnet wurde. Im Janaur 2014 wechselte der heute 25-jährige Superstar für 16,5 Millionen Euro vom FC Basel zum FC Chelsea. Unter José Mourinho hatte der Flügelstürmer bei den «Blues» aber einen schweren Stand, er konnte sich nicht durchsetzen. Salah kam nur auf 13 Einsätze, weshalb Chelsea ihn an die AC Fiorentina und die AS Roma auslieh und im Sommer 2016 schliesslich für 15 Millionen Euro fix an die «Giallorossi» verkaufte.
Ein Transfer, der sich für Chelsea als fatal herausstellen sollte. Seit in den letzten Monaten der Fussballwelt und den Chelsea-Fans vor Augen geführt worden ist, wie gut Salah wirklich ist, wird den «Blues» und vor allem Mourinho immer wieder vorgehalten, den Ägypter fahrlässig verscherbelt zu haben.
Doch Mourinho sieht das ganz anders. «Die Leute erzählen sich, dass ich es war, der Salah verkauft hat, aber das Gegenteil ist der Fall», wehrte sich der frühere Chelsea-Coach bei «ESPN Brasil». «Ich habe Salah nicht verkauft. Ich war derjenige, der Salah gekauft hat.» Alles andere sei «eine Lüge».
Mourinho erklärt auch, warum sich Salah nicht schon früher durchgesetzt hat. «Er kam als ein kleiner Junge, war physisch und mental noch nicht bereit und schien auf sozialer und kultureller Ebene verloren. Es war alles schwierig für ihn», erzählt der heutige ManUnited-Coach. «Wir entschieden deshalb, ihn auszuleihen. Auch er hatte darum gebeten. Ich habe einer Leihe zugestimmt, weil ich bei Chelsea jede Menge andere starke Flügelspieler gesehen habe. Willian und Eden Hazard.»
Erst in Florenz habe Salah dann angefangen, sich weiterzuentwickeln. «Aber am Ende war nicht ich es, der gemeint hat, man müsse ihn verkaufen und das Geld für einen anderen Spieler ausgeben.»
Salahs Wandel vom flinken Chancentod zur eiskalten Tormaschine erstaunt zwar auch Mourinho. Aus dem Nichts kommt er für den portugiesischen Erfolgstrainer aber nicht: «Ich glaube, er hat alle und auch sich selbst überrascht. Es ist unglaublich. Er hat sich weiterentwickelt und sich nun perfekt an den Spielstil seines Teams und seines Trainers angepasst. Deswegen überrascht mich das persönlich nicht.»
Am Ende müsse man folgendes festhalten: «Effektiv habe ich Salah gekauft. Ich habe ihn nicht verkauft, aber das ist auch egal. Was zählt ist, dass er ein fantastischer Spieler ist. Und ich freue mich für ihn, dass das so ist.»
Mourinho kann sich ja damit trösten, dass er nicht der einzige ist, der Salahs Talent verkannt hat. Roma-Sportchef «Monchi» würde heute wohl liebend gerne die 42 Millionen Euro, die der Salah-Transfer im letzten Sommer in die Klubkassen gespült hat, zurück an Liverpool überweisen.
Salah ist allerdings nicht der einzige heutige Weltklasse-Spieler, den Mourinho falsch eingeschätzt hat. So wurde der heutige ManCity-Regisseur Kevin De Bruyne 2014 unter dem Portugiesen für 22 Millionen Euro an den VfL Wolfsburg abgegeben. Und auch Romelu Lukaku wurde kurz nach Mourinhos Ankunft bei Chelsea nach Everton ausgeliehen und später für 36 Millionen Euro verkauft. Mittlerweile spielt der Belgier übrigens wieder unter Mourinho, «The special one» holte den Stürmer im letzten Sommer zu Manchester United – für 84,70 Millionen Euro. (pre)