Die Idee einer europäischen Super League existiert schon lange. Die internationalen Top-Klubs wollten sich aus den Wettbewerben der UEFA verabschieden, um in einer eigenen Liga zu spielen. Das Motiv: mehr Geld für die Klubs und ihre Eigentümer. Im April 2021 wurden die Pläne erstmals konkret und kamen an die Öffentlichkeit. Das Echo war riesig: Fans der Klubs äusserten ihren Unmut unter anderem mit Demonstrationen vor den Stadien der Klubs und auch Politiker wie der britische Premierminister Boris Johnson oder Frankreichs Präsident Emmanuel Macron äusserten Kritik.
So fand die Super League ein schnelles Ende. Bereits 48 Stunden nach Verkündung der Liga hatten sich die englischen Klubs bereits wieder zurückgezogen und wenig später gaben auch Atlético Madrid und die beiden Mailänder Klubs AC und Inter die Idee auf. Sie verpflichteten sich sogar dazu, bei einem weiteren Ausbruchsversuch jeweils 100 Millionen Euro Strafe an die UEFA zu zahlen. Doch drei Vereine arbeiten weiter an der Umsetzung einer solchen Liga. Dabei handelt es sich um Real Madrid, den FC Barcelona und Juventus Turin. Dies berichtet der «Spiegel».
Florentino Perez, Präsident von Real Madrid, gilt als Anführer der UEFA-Abtrünnigen, die mit der Super League eine eigene Liga gründen wollen. Das Ziel ist es, den Klubs noch höhere Einnahmen zu bringen als die Champions League. Es geht um Gelder, die die hoch verschuldeten Vereine dringend benötigen. Das bewies erst gerade der FC Barcelona, der sich Klub-Legende Lionel Messi nicht mehr leisten konnte.
Gemeinsam mit den Verbündeten von Juventus und Barça will Perez die Liga unbedingt durchboxen. Helfen soll dabei die Beratungsagentur Flint. Diese wirbt mit erstklassigen Kontakten zu Parlamentarierinnen und Paralmenterariern sowie Behörden. Ihre Spezialität liege darin, schwierigen Projekten diskret «den Weg zu bereiten», wie der «Spiegel» schreibt. Nun habe die Agentur eine Strategie entworfen, um das Format gegen alle Widerstände durchzusetzen. Dieses liege dem deutschen Magazin vor und trage den Titel «Der Super League den Weg bereiten: die Strategie für Wiederaufbau, Reset – und Sieg».
Darin verspreche die Agentur eine Kampagne, die «kugelsicher» gegen die Angriffe der Super-League-Gegner sein werde. Dadurch wolle man politischen Entscheidern und Medien eine «glaubwürdigere Plattform geben, um zu vermitteln, dass der europäische Fussball ein neues Geschäftsmodell braucht und das missbräuchliche Monopol der UEFA gebrochen werden muss.»
Für Perez ist die Super League der einzige Weg, um den kriselnden Fussball zu retten, wie er im April erzählte. Dazu müssen aber auch die Fans und Meinungsmacher ins Boot geholt werden. Dafür habe Flint eine Liste mit Zielpersonen aus dem EU-Parlament und den Medien erstellt, die beeinflusst werden sollen, indem man ihnen das Gefühl vermittle, privilegierten Zugang zur Super League zu haben, ohne zu viele Details preiszugeben, die zu Konflikten führen könnten.
Ein Punkt, der im Vergleich zum ersten Entwurf der Super League dringend geändert werden muss, ist das Format. Ein geschlossenes System ohne Auf- und Abstieg sei vor dem Europäischen Gerichtshof wohl kaum durchzubringen und es wären erneut grosse Proteste seitens der Fans zu erwarten. Daher sind neu zwei Super Leagues geplant. Diese würden zusätzlich zu den nationalen Wettbewerben ausgetragen.
Dies soll auch für zusätzliche Anerkennung seitens der Fans führen. Diese echauffierten sich vor allem darüber, dass die neue Liga nicht mehr nach dem Leistungsprinzip funktioniere und den zwölf Gründerklubs unabhängig vom sportlichen Erfolg ein Platz sicher war. Dafür, wie die zwei Superligen in die bestehenden Wettbewerbe der UEFA und der nationalen Verbände eingebunden werden, gibt es vier Szenarien:
Rechtlich sieht die Agentur Flint mit einem dieser Konzepte gute Chancen auf einen Sieg vor dem EuGH. Sollte dieser die Super League legitimieren, könnten auch die abgesprungenen Klubs wie Manchester City oder Chelsea wieder Interesse an einer Teilnahme zeigen. Flint bestätigte gegenüber dem «Spiegel» bereits, dass sie von den Super-League-Klubs den Auftrag erhalten habe, diese Idee voranzutreiben. (nih)