Es sollte ein Spiel werden, das in die Schweizer Fussballgeschichte eingeht. Aber das wissen die Männer noch nicht, die drei Tage vor dem peinlichen 0:1 gegen Aserbaidschan in den Flieger steigen. Die Bildlegende der Agentur Keystone lautet:
David Sesa spielt zu jener Zeit bei Servette, später stürmt er einige Saisons für Napoli. Auf diesem Bild fällt der Zürcher primär wegen der suboptimalen Kleidergrösse XXL bei einer Körpergrösse von 1,74 m auf:
Oliver Baroni, der bestangezogene watson-Mitarbeiter, meint: «Wirklich sehr gross geschnittene Hemden … Die waren damals zwar schon ein wenig grösser als heute, aber sorry, die 80er-Jahre waren 1996 vorbei. Und Sesas Gilet ist einfach riesig!»
Weiter geht's mit einem Blick auf Regisseur Ciriaco Sforza, der vor dem Abheben noch am einem Lolli schleckt:
Der Aargauer ist gerade von Bayern München zu Inter Mailand gewechselt. Auf dem Weg zum Weltstar denkt er wohl nicht an einen Ausrutscher.
So wie Murat Yakin auf dem Hinflug nach Baku kaum einen Gedanken an eine Niederlage gegen Aserbaidschan verschwenden dürfte. Er trägt eine andere Krawatte als der Rest des Teams. Hat er sich vergriffen oder bloss jenes Modell gewählt, das den Schützen eines allfälligen Penaltys markiert?
Vermutlich hat der GC-Verteidiger schlicht eine falsche Krawatte eingepackt, eine von einem früheren Nationalmannschaftseinsatz. Das Logo ist jenes des Fussballverbands. Knapper Kommentar von watson-Fashionista Baroni: «Die Krawatte sieht aus wie die eines Pontonier-Vereins.»
Hinüber auf die andere Seite des Ganges. Dort hat sich Kubilay Türkyilmaz – oder hat sich die Bildagentur getäuscht und es ist Antonio Esposito?! – in die «Gazzetta dello Sport» vertieft und scheint sich darüber zu nerven, dass Stéphane Henchoz sich zu ihm setzt:
Die Schuhwahl von Henchoz und Türkyilmaz/Esposito wirft bei Baroni Fragen auf: «Braune Schuhe mit dunkeln Hosen kombiniert? Das ist fragwürdig. Und der neben ihm: Was sind denn das für komische Schuhe?»
Der belesene Alexandre Comisetti informiert sich über die schönsten Ecken Bakus. Oder er blättert solange in der «Schweizer Illustrierten», bis er zu den Kandidatinnen der Miss-Schweiz-Wahl stösst. Diese Melanie Winiger könnte gewinnen, denkt er sich noch:
Bleibt nur noch eine Frage offen: Was ist da eigentlich in der Mittelkonsole zwischen Sesa und Yakin?
Zur Ehrenrettung der Fussballer bzw. ihrer Ausstatter sei übrigens erwähnt: Baroni hält das Outfit grundsätzlich für in Ordnung. «Es sieht sehr sportlich aus, aber es ist ja auch ein Sportteam. Deshalb passt es.»
Interessant ist nicht nur das Bild aus der Business Class des Flugzeugs, sondern auch, was über die 180'000 Franken teure Reise von Genf nach Aserbaidschan und zurück geschrieben wird. Im «Tages-Anzeiger» lesen wir:
Und der «Blick» titelt am Spieltag:
Das Boulevardblatt frohlockt vor dem Match gegen den Fussballzwerg:
Nun, die Flaschen werden nicht entkorkt. Denn die Schweiz blamiert sich bis auf die Knochen, erstmals gewinnt Aserbaidschan ein WM-Qualifikationsspiel. Tiefpunkt: Murat Yakin schiesst einen Penalty am Tor vorbei:
Der «Sonntags Blick» will nach dem «Debaku» nichts mehr von Reisen in Luxusjets wissen. Er poltert:
Davon gibt es leider kein Bild – weil es keine Zugreise nach Helsinki gab. Aber dafür einen 3:2-Sieg über Finnland.