Nach dem 3:3 zwischen Portugal und Spanien verneigt sich die Fussball-Welt vor Cristiano Ronaldo. Die Partie geht als eines der spektakulärsten WM-Spiele der jüngeren Vergangenheit in die Annalen ein.
Wieder einmal war Cristiano Ronaldo der Hauptdarsteller in einem grossen Spiel. Mit seiner 51. Karriere-Triplette führte der portugiesische Stürmerstar sein Team fast im Alleingang zum Punktgewinn gegen Turnierfavorit Spanien. Mitspieler und Gegner, Kritiker und Sympathisanten staunten.
We are not worthy 👑 pic.twitter.com/iFDaxh8tOz
— B/R Football (@brfootball) 15. Juni 2018
Ronaldos Teamkollege Bernardo Silva setzte wie viele seiner Kollegen zu einer Lobeshymne an: «Ronaldo ist wie geschaffen für solche Spiele, seit zehn Jahren zeigt er das. Und er wird jedes Jahr besser. Ich bin sehr glücklich, mit ihm in einem Team sein zu können.» Portugals Trainer Fernando Santos hob auch Ronaldos mentale Stärke hervor: «Er ist nicht nur technisch und physisch unglaublich, sondern auch sehr robust im Kopf. Er hat ein immenses Vertrauen in sich selbst, nach dem 2:3 ging er als Leader unseres Teams voran.»
4 - Cristiano Ronaldo is the fourth player to score in four separate World Cup tournaments (also Pelé, Miroslav Klose and Uwe Seeler). Greats. #PORESP #POR #ESP #WorldCup pic.twitter.com/9xi1WDlGYh
— OptaJoe (@OptaJoe) 15. Juni 2018
Aus der Ferne kommentierte Rio Ferdinand, Englands Ex-Nationalspieler und früherer Teamkollege Ronaldos bei Manchester United: «Mir stockt der Atem. Was Ronaldo in Russland macht, ist illegal.» Ronaldo selbst schien seine eigene Leistung nicht sonderlich beeindruckt zu haben, der fünffache Weltfussballer blieb ziemlich nüchtern in seiner Analyse:
Die Sportzeitungen in Portugal hatten am Tag natürlich nur ein Thema: Die grandiose Leistung des Cristiano Ronaldo. «O Jogo» bezeichnete CR7 als «Monster», für «Record» war er einfach «göttlich» und «A Bola» schrieb, der Kapitän «hat uns sprachlos gemacht».
🇵🇹 Portuguese dailies
— Portista🇵🇹 (@FCPortoGlobal) 16. Juni 2018
O Jogo: Monster
Record: Divine
A Bola: Left us speechless #Portugal #Selecao #ConquistaOSonho pic.twitter.com/MX3taAuse5
Der Blick in die spanischen Zeitungen – natürlich ist auch hier Ronaldo der Mann, der die Schlagzeilen beherrschte. «Marca» titelte: «Cristiano hat uns den Auftakt verdorben». «AS» konstatierte: «Wir hatten wenig Glück und zu viel Ronaldo».
🗞️ #LaPortada Cristiano nos amarga el debut pic.twitter.com/jvV1ZdJeWI
— MARCA (@marca) 15. Juni 2018
Buenos días, aquí tenéis la portada de AS del 16 de junio de 2018 pic.twitter.com/XToUuQ1KnX
— AS (@diarioas) 16. Juni 2018
Ganz alltäglich war Ronaldos Performance nicht. Den Ausgleich besorgte er in der 88. Minute mit einem direkt verwandelten Freistoss aus gut 20 Metern Entfernung, nachdem er zuvor an grossen Turnieren mit Portugal bei ruhenden Bällen in 44 Anläufen nicht erfolgreich gewesen war. Er holte den Freistoss selbst raus, wie auch den Penalty, den er in der 4. Minute verwandelte.
45 - Cristiano Ronaldo's free-kick was the first that he has scored from a direct free-kick in a finals tournament, from what was his 45th attempt (World Cup & Euros combined). Moment. #PORESP #POR #ESP #WorldCup pic.twitter.com/hKzeGfa0Yl
— OptaJoe (@OptaJoe) 15. Juni 2018
Einen Anteil am energiegeladenen Galaauftritt hat Zinédine Zidane. Real Madrids abgetretener Trainer dosierte die Einsatzzeit seines inzwischen 33-jährigen Schützlings während der Saison geschickt. Er schaffte es, den torgierigen Ronaldo von den Vorzügen der Erholungspausen zu überzeugen.
Bei den Spaniern wich der anfängliche Ärger über den vergebenen Sieg nach den turbulenten Tagen mit dem Trainerwechsel zwei Tage vor dem Spiel rasch. Julen Lopeteguis Nachfolger Fernando Hierro drückte seinen Stolz auf seine Mannschaft aus: «Die Spieler haben Charakter und Engagement gezeigt nach den komplizierten Tagen.» Auch für Hierro war Ronaldo der Hauptgrund dafür, dass es nicht zum Sieg reichte: «Wir verpassten es, das 4:2 zu machen, und wenn der Gegner einen Ausnahmekönner wie Ronaldo in den Reihen hat, dann kommt es eben so raus.»
David de Gea, der im Internet wegen seines Patzers zum 1:2 in Anlehnung an Loris Karius' schwarzen Abend im Champions-League-Final den Übernamen «David de Karius» erhielt, nahm Hierro in Schutz. «Schlechtere Spiele kommen vor. Das ist menschlich und kein Grund, an seinen Fähigkeiten zu zweifeln.» Schwerwiegende Folgen haben die spanischen Aussetzer zunächst nicht. Zwar führt der Iran die Gruppe nach dem Last-Minute-Sieg gegen Marokko vorerst an, die Spanier wussten aber gegen Portugal durchaus zu überzeugen.
@D_DeGea David De Karius #VamosEspaña pic.twitter.com/PxnO5fl4D4
— Jorge Diaz (@JorgeDG84) 15. Juni 2018
Bemerkenswert war an diesem zweiten WM-Tag, dass alle sechs Torschützen des Abendspiels ihr Geld in Madrid verdienen: Spaniens Doppeltorschütze Diego Costa bei Europa-League-Sieger Atlético, Ronaldo und Nacho bei Real. Am Nachmittag hatte zudem Atléticos Innenverteidiger José Gimenez den Siegtreffer für Uruguay gegen Ägypten erzielt. Nur das Eigentor von Aziz Bouhaddouz bei Marokkos 0:1 gegen den Iran ging nicht auf das Konto eines Madriders. (pre/sda)