Gestatten, Rouwen Hennings, seines Zeichens Stümer des Karlsruher SC: Er alleine hat diese Saison beinahe so viel Mal getroffen wie die ganze Mannschaft des Hamburger SV zusammen.
25 Treffer hat der HSV in der aktuellen Spielzeit erzielen können, Rouwen Hennings alleine 17. Damit wurde der KSC-Stürmer Torschützenkönig der 2. Bundesliga. Doch damit nicht genug: Das Highlight der Saison kommt für den 27-Jährigen erst noch.
Als Drittplatzierter der 2. Bundesliga hat sich Rouwens mit seinem KSC für die Bundesliga-Relegation qualifiziert und trifft dort heute und am Montagabend auf den HSV. Seinen Ex-Verein.
Auf die Welt kommt Rouwen Hennings im schleswig-holsteinischen Oldesloe, keine 30 Kilometer von Hamburg entfernt. Im Alter von 14 Jahren tritt Hennings in die Jugend des HSV ein und bleibt dem Verein bis im Jahr 2007 treu. Er druchläuft alle Jugendmannschaften, doch der grosse Durchbruch gelingt ihm nicht.
So wird Hennings im Jahr 2007 an den VfL Osnabrück ausgeliehen. Dort wird ausgerechnet HSV-Erzrivale St.Pauli auf den Stürmer aufmerksam und kauft ihn für die Ablösesumme von 50'000 Euro. Mit St.Pauli feiert Hennings auch sein Bundesliga-Debüt und kommt zu insgesamt 16 Einsätzen in der obersten Liga. 2012 folgt schliesslich der Wechsel in die 3. Bundesliga nach Karlsruhe, wo er umgehend in die 2. Bundesliga aufsteigt.
Die aktuelle Saison ist für Rouwen Hennings die klar beste seiner Karriere. Dabei beginnt sie denkbar schlecht: In den ersten neun Liga-Partien steht der Norddeutsche gerade mal 39 Minuten auf dem Platz, doch Hennings bleibt ruhig: «Ich mache mich nicht verrückt, wenn ich mal eine Halbzeit oder im Spiel keine Chance habe. Das kommt vor im Fussball.»
Das erste Saisontor gelingt Hennings erst am zehnten Spieltag – gegen seinen Ex-Verein St. Pauli. Jetzt ist der Knoten gelöst, die Tore kommen nun fast von alleine. Bis zum Saisonende erzielt der Stürmer sechs Doppelpacks, erfolgreich ist er dabei fast immer mit seinem starken linken Fuss. Zu seiner beeindruckenden Torausbeute meint er anfangs Mai trocken: «Fast so viele wie der HSV.»
Logisch, dass der KSC-Knipser in dieser Form auf das Duell mit dem HSV brennt: «Das werden zwei richtig geile Spiele. Wir haben uns das alles hart erarbeitet, und so werden wir auch beim HSV antreten.» Als Favorit sieht Hennings den KSC nicht, aber: «Wir sind auch kein Kanonenfutter und fahren da nicht zum Besichtigen hin.»
Doch die Euphorie hat einen herben Dämpfer erlitten: Rouwen Hennings hat sich nämlich eine Fussverletzung zugezogen. Laut KSC-Trainer Markus Kauczinski handelt es sich dabei um eine Einblutung im Sprunggelenk. Und so bangt ganz Karlsruhe vor dem Showdown um seinen Topskorer: «Die Chancen, dass Rouwen dabei ist, sehe ich fifty-fifty», meint Kauczinski am Tag vor dem Spiel.
Gut möglich, dass die Verletzung Hennings auch nur ein Bluff seitens des KSC ist. Ein Psychospielchen vor dem Showdown. Ob der Topskorer aber tatsächlich in der Startaufstellung von Karlsruhe figurieren wird, wissen wir wohl erst kurz vor Spielbeginn. Gezittert vor dem Ex, wird in Hamburg aber schon jetzt.