Nürnbergs Trainer René Weiler ist nicht für laute Sprüche bekannt. Dabei hätte er aktuell allen Grund dazu: Sein Team blieb auch in der 17. Zweitliga-Partie in Folge ohne Niederlage – das jüngste 3:1 gegen den grossen Aufstiegsfavoriten aus Leipzig war hochverdient.
Und dass aus dem Zweikampf zwischen RB und Freiburg nun ein Dreikampf mit dem 1. FC Nürnberg geworden ist, sollte den Coach eigentlich in grossen Jubel versetzen. Weiler bleibt jedoch ruhig, obwohl seine Mannschaft mittlerweile richtig gute Chancen auf den direkten Sprung in die erste Liga hat.
«Wenn wir verloren hätten, wäre das eine Entscheidung im Aufstiegsrennen gewesen», sagte Weiler nach dem Erfolg: «Aber jetzt ist es schon so, dass sich auch die beiden Mannschaften ganz oben nicht mehr ganz sicher sein können.» Das klang wie eine Kampfansage, schnell kehrte Weiler aber zur bekannten Bescheidenheit zurück. Er sprach vom «Rückspiegel», in den der «Club» bei aller Freude weiter schauen müsse.
Dabei könnte der Blick durchaus nach vorne gerichtet werden. Sollte der Tabellenzweite Freiburg sein Spiel gegen den Karlsruher SC heute Abend verlieren, wäre Nürnberg weiter punktgleich mit dem Sportclub. Zuletzt war der SC jedoch mit fünf Siegen in Folge sehr stabil in Richtung Aufstieg unterwegs. Den Rückstand auf RB Leipzig hat der Club bereits auf nur noch drei Zähler reduziert.
Bescheiden, aber immer glücklicher – so lässt sich die Stimmungslage beim FCN derzeit beschreiben. Die 40'600 Zuschauer im Nürnberger Stadion feierten den Sieg gegen RB bereits ausgelassen – sogar viel euphorischer als den 2:1-Derbysieg gegen Fürth Ende Februar.
Lasst euch feiern, Männer! #fcn #fcnrbl pic.twitter.com/dHoCTB81K5
— 1. FC Nürnberg (@1_fc_nuernberg) 20. März 2016
Für die traditionsbewussten Nürnberger Fans war der Sieg nicht nur wegen seiner sportlichen Bedeutung wichtig, sondern vor allem, weil der Gegner RB Leipzig hiess. «Against the machine» prangte vor der Partie in riesigen Lettern auf einem Transparent vor der Nordkurve. Eine deutliche Kritik an die fragwürdigen Vereinsstrukturen beim Gegner.
Doch egal, ob die Kommerz-Diskussion nun essentiell ist, wie die Club-Fans finden, oder falsch, wie man in Leipzig sagt: Darüber, dass der Nürnberger Sieg verdient war, gab es nach dem Schlusspfiff keinen Dissens.
«Es ist ärgerlich, dass wir keinen Punkt mitgenommen haben», sagte Leipzigs Coach Ralf Rangnick, der nicht erwähnte, dass einige seiner Spieler unter der Woche grippekrank gefehlt hatten. «Wir haben es immer noch selbst in der Hand und in den Füssen.» Zumal Leipzig individuell die stärkste Mannschaft der Liga hat. Allerdings war die Niederlage in Nürnberg bereits die dritte im Jahr 2016 – schon bei St.Pauli und in Freiburg hatte der Spitzenreiter das Nachsehen.
Das Fazit des Spiels war dem Mann vorbehalten, der zwar kein Tor geschossen hatte, aber zumindest in der ersten Hälfte der beste Spieler auf dem Platz war. «Das war ein geiles Spiel», sagte Sebastian Kerk. Und damit übertrieb er kein bisschen. Das 17. Spiel in Serie ohne Niederlage stellt zudem einen neuen Vereinsrekord dar.