Öffentlich äussert sich Cristiano Ronaldo nicht zur Steueraffäre. Dafür stellte er dieses Bild von sich auf Instagram, das ihn mit Zeigefinger vor den Lippen zeigt und zu dem er schrieb: «Schweigen ist manchmal die beste Antwort.»
Doch zwei Zeitungen wollen erfahren haben, dass Ronaldo hinter geschlossenen Türen durchaus geredet hat. Nämlich über seinen Abgang bei Real Madrid. Er habe Klubpräsident Florentino Perez darüber informiert, dass er die Königlichen verlassen wolle, schreibt das portugiesische Blatt «A Bola». Auch die spanische Zeitung «Marca» hat davon erfahren. Real sei über die Entscheidung seiner Nummer 7 im Bilde und wisse, dass man momentan nichts tun könne, um Ronaldo von einem Verbleib zu überzeugen.
Die Madrider Staatsanwaltschaft hatte gegen Ronaldo unlängst Anklage wegen Steuerhinterziehung erhoben. Der vierfache Weltfussballer des Jahres wird beschuldigt, dass er 14,7 Millionen Euro Steuern am Staat vorbeigeschleust hat. Ihm droht deswegen eine Haftstrafe, von Barcelona-Anhängern wird er bereits als CR14,7 verspottet.
Angeblich ist Ronaldo sauer auf die Führung von Real Madrid, weil er sich von ihr nicht genügend unterstützt fühlt. Gemäss der Zeitung «El Confidential» habe der Klub Spaniens grosse Medienhäuser gebeten, Ronaldo in der Berichterstattung über den Fall nicht im Real-Trikot zu zeigen. Rückendeckung sieht anders aus.
Fall @cristiano #Steuervergehen 14,7Mio. € Erstaunlich: kein Titelblatt zeigt ihn im @realmadrid-Dress! @oe1journale https://t.co/15bELO73IY pic.twitter.com/BphS15Oh3b
— Josef Manola (@JoManola) 14. Juni 2017
Bei Real Madrid besitzt Cristiano Ronaldo noch einen Vertrag bis 2021. Sollte er also dem «Weissen Ballett» tatsächlich den Rücken zudrehen, kann dieses sich zumindest mit einer immensen Ablösesumme trösten. Theoretisch beträgt sie eine Milliarde Dollar – so ist es im Vertrag festgehalten. Aber Sonnenbrillen-Verkäufer am Strand verlangen auch illusorische Preise, um ihre Ware letztlich für einen Bruchteil herzugeben. So wird es auch in diesem Fall funktionieren.
In Europa gelten zwei Klubs als aussichtsreichste Anwärter auf eine Verpflichtung: Paris Saint-Germain und Manchester United. Bei den Engländern spielte Ronaldo schon zwischen 2003 und 2009. Und dann liegt angeblich auch eine obszöne Offerte aus China auf dem Tisch. 200 Millionen Euro wolle ein Klub für Ronaldo nach Madrid überweisen, hiess es vor einigen Tagen, und dem Spieler selber würde ein Jahresgehalt von 120 Millionen Euro offeriert werden.
Aber ist der 32-jährige Portugiese, laut «Forbes» der am besten verdienende Sportler der Welt, an einem Wechsel nach China überhaupt interessiert? Geld besitzt er schon mehr als genug und was Ronaldo seit jeher auszeichnet, ist sein Ehrgeiz. Schwer vorstellbar, dass gerade er sich in Frührente begibt. Schliesslich ist er körperlich nach wie vor top und er ist derzeit wohl unbestritten der beste Fussballer der Welt.
So bleiben, Stand jetzt, zwei Klubs im Rennen. Wie wäre es mit Manchester United? Es gibt eine Reihe von Gründen, die für eine Rückkehr sprechen:
Kommt es zu einem Transfer, würde dieser mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu einem neuen Weltrekord führen. Bislang waren die 105 Millionen Euro, die Manchester United im letzten Sommer für Paul Pogba an Juventus Turin zahlte, die höchste Ablösesumme. Wäre für Cristiano Ronaldo wirklich die doppelte Summe fällig? Und falls ja: Würde ManU tatsächlich so viel Geld in die Hand nehmen?
Bedenkt werden muss, dass sich der Klub damit nicht nur einen begnadeten Fussballer leisten würde. Sondern auch den bekanntesten Sportler des Planeten, ein Idol für Millionen Menschen. Einer, der mit einem einzigen in den sozialen Medien geteilten Bild mehr Reichweite generiert als alle Zeitungen im Land zusammen. Ronaldo ist eine «Cash Cow». Er kostet nicht nur viel, er bringt einem Klub auch sehr viel ein.
Das weiss natürlich auch Paris Saint-Germain, das mit aller Macht und Geld aus Katar in die Phalanx der allergrössten Klubs vorstossen möchte. Bislang steht PSG noch eine Stufe hinter diesen, ein Ronaldo-Transfer in die französische Hauptstadt würde das ändern.
Gibt es bereits ein Indiz, dass mit CR7 verhandelt wird? Lange Zeit hiess es, die Pariser würden um Bundesliga-Torschützenkönig Pierre-Emerick Aubameyang buhlen. Doch nun sei das Interesse am Dortmund-Stürmer erkaltet. Vielleicht, weil nun mit Ronaldo eine echte Granate verfügbar ist?
Beim englischen Buchmacher «Ladbrokes» ist jedoch Manchester United knapp in der Pole Position. 23.75 Franken erhält, wer 10 Franken auf einen Wechsel dorthin setzt, falls es zu diesem kommt. Die Quote für einen Transfer zu PSG beträgt 3:1, jene für einen Wechsel nach China ist 3,5:1 und jene für einen Wechsel in die MLS nach Nordamerika ist 7:1.
Vielleicht ist die ganze Aufregung aber auch bloss ein Sturm im Wasserglas und von den Medien inszeniert, weil zurzeit nur der mässig populäre Confed Cup auf dem Programm steht. Dennoch ist es vorstellbar, dass dieser Sturm Wellen schlägt und in Manchester, Paris und China dafür sorgt, dass sich Klubstrategen noch ernsthafter mit der Möglichkeit auseinander setzen, den besten Fussballer der Welt in ihr Team zu lotsen.