So war das überhaupt nicht geplant. Adam Rolston reiste mit seinem Rugby-Team aus Hong Kong nach Kenia. Dort hielt Ron Rutland einen Vortrag über sein Abenteuer, als er mit dem Velo von Kapstadt durch jedes afrikanische Land an die Rugby-WM nach England radelte.
Doch während dem Vortrag kam ihm die Idee. Er sprach Rutland danach an und sagte, dass er ein passionierter Golfer sei und gerne mal ein Abenteuer erleben würde. Es traf sich zeitlich gut: Sein Vertrag als Rugbyspieler endete und er wollte vor dem Wechsel ins «normale» Berufsleben noch etwas Spezielles leisten. Rolston ist ein Scratch Golfer, also einer, der einen 18-Loch-Golfplatz normalerweise mit Par bewältigt.
Die beiden sassen danach zusammen und diskutierten. Es ist nicht überliefert, wie viel Alkohol floss. Aber am Ende hatten der 28-jährige Rugbyspieler aus Nordirland und der 42-jährige Abenteurer aus Südafrika ein Abenteuer zusammengeschustert: Warum nicht golfend durch die Mongolei? 1850 Kilometer. Das entspricht etwa der Strecke von Zürich nach Porto. 14'000 Schläge würden dafür ungefähr nötig sein. «The longest hole», nannten sie ihr Projekt.
Warum in der Mongolei? «Wir kamen auf die Idee, das längste Loch der Welt zu spielen und suchten uns ein Land, das wir für flach und weitläufig hielten», erklärt Rutland. «Die Mongolei schien uns perfekt.» Das war Ende 2016. Am 28. Juni legten die beiden im westlichsten Punkt des Landes, im Base Camp des 4356 Meter hohen Chüiten-Gipfels, los.
Ziel ist der Mount-Bogd-Golfklub östlich der Hauptstadt Ulan Bator. Dort liegt der einzige 18-Loch-Golfplatz des Landes. «Die Mongolen lieben Golf, sie wissen es nur noch nicht», scherzt Rolston. Die Einheimischen interessieren sich jeweils sehr, wenn die beiden vorbeikommen und versuchen sich gerne mit einem Schlag.
Doch nur zum Spass soll das Abenteuer nicht sein. Neben dem Guinness-Buch-Eintrag versuchen die zwei 100'000 Dollar für die «Laureus Sport for Good»-Stiftung zu sammeln. Wichtig sei ihnen dabei nach den Regeln zu spielen. Ein Ball wird also nicht einfach versetzt oder die Suche zu schnell aufgegeben, zudem notieren die beiden jeden Schlag genau. Aktuell sind es fast 9000, bis am Ende sollen es 14'000 sein. Bisher läuft es gut. Heute sind 52 der 82 geplanten Tage durch, über 1000 Kilometer sind zurückgelegt.
Die Aufgaben sind dabei klar verteilt: Rolston golft, Rutland ist der Caddie. Während Adam 160 bis 180 Schläge täglich macht und dabei im Schnitt rund 130 Meter pro Schlag überbrücken sollte, schleppt Rutland das Gepäck von rund 100 Kilogramm. Fast ein Drittel machen dabei die ca. 400 Ersatzbälle aus. Bis zum heutigen Tag haben die beiden erst rund 80 Bälle verloren, das sollte also reichen. Und ein Putter ist auch dabei. «Den nehmen wir mit, um am Ende auf dem 18-Loch-Golfkurs einzulochen. Das muss schon sein», lacht Rolston.
Im September soll es so weit sein. Bis dahin werden sie noch einige Schwierigkeiten überwinden müssen. Vor allem zu schaffen macht das Wetter. Zu Beginn war es kalt, teilweise eisig und Schnee lag, dann ging es durch die Wüste Gobi und meist herrschen um die 40 Grad. «Wir fangen daher früh an und versuchen unser Tagespensum so früh wie möglich absolviert zu haben.»
Geschlafen wird in Zelten, Essen muss laufend besorgt werden. Das stellt vor allem für Rutland eine Herausforderung dar: Er ist Veganer. «Das ist nicht einfach in einem Land, in dem sehr viel Fleisch gegessen wird. Ich ernähre mich praktisch von Pasta, Reis und Bohnen», meint er dazu und ergänzt, «es hängt mir zwar schon zum Hals raus, aber ich halte das schon durch.»