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Federer im Interview: «Die Rückhand war noch nie so gut»

Roger Federer, of Switzerland, right, shakes hands with Rafael Nadal, of Spain, after their match at the BNP Paribas Open tennis tournament, Wednesday, March 15, 2017, in Indian Wells, Calif. Federer  ...
Rafael Nadal gratuliert einem überragenden Roger Federer.Bild: Mark J. Terrill/AP/KEYSTONE
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«Ich habe meine Rückhand auch noch nie so gut gesehen»

Roger Federer setzt in Indian Wells sein episches Comeback fort. Gegen Rafael Nadal zeigte er eine Leistung, wie man sie ihm kaum mehr zugetraut hätte. Federer spielt im dritten Turnier nach der Pause schon wieder wie eine Nummer 1. Im Interview verrät der «Maestro», wie er sich selbst einschätzt.
16.03.2017, 14:1216.03.2017, 14:42
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Roger Federer, waren Sie überrascht, wie gut Sie spielten?
Roger Federer:
Ich erwartete nicht, dass es derart gut laufen würde. In der Runde zuvor gegen Steve Johnson fand ich überhaupt keinen Rhythmus. Gegen Rafa (Nadal) hatte ich aber von Anfang an das Gefühl, dass ich die Bälle gut spüre, dass sich alles perfekt anfühlt, dass ich absolut im Rhythmus bin. Ich konnte von A bis Z durchziehen, was ich mir vorher zusammen mit dem Coach vorgenommen hatte.

Brad Gilbert, der einstige Coach von Andre Agassi, meinte, er habe Sie noch nie so gut Rückhand spielen sehen wie diesmal gegen Nadal.
Ich auch nicht.

ZUM 18. GRAND SLAM TITEL VON ROGER FEDERER, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - Roger Federer of Switzerland celebrates with the trophy after winning the Men's Singles final ...
Roger Federer küsst die Australian-Open-Trophäe nach seinem 18. Grand-Slam-Titel.Bild: EPA AAP

In Australien waren Sie selber überrascht, dass Sie bereits wieder ein Grand-Slam-Turnier gewinnen konnten. Jetzt spielen Sie womöglich auf noch höherem Niveau weiter. Immer noch überrascht?
Vielleicht etwas weniger überrascht. Es stimmt, es läuft gut für mich. Ich fühle mich in dieser Woche wieder genau so frisch wie in Australien, weil ich nach dem Turniersieg in Melbourne auch wieder eine Pause eingelegt habe. Ich denke nicht, dass ich so viel besser spiele als in den letzten Jahren. Auch früher, beispielsweise 2014 und 2015 in Wimbledon oder vor zwei Jahren am US Open, fehlte nicht viel zu grossen Siegen. Manchmal entschieden nur ein oder zwei Ballwechsel über Sieg oder Niederlage. Und diese Ballwechsel gewinne ich jetzt endlich wieder.

Wie geht es eigentlich dem Knie?
Das Knie ist ein Thema aus der Vergangenheit, und das ist gut so. Ich denke auf dem Platz nicht eine Sekunde an das Knie. Also lohnt es sich auch nicht mehr darüber zu reden.»

Wer gewinnt das Turnier von Indian Wells?

Wenn man Ihnen im Moment zusieht, bekommt man das Gefühl, dass Sie mit 35 nicht langsamer sind als vor zehn Jahren. Lässt es sich belegen, in welchem Rahmen Sie sich physisch im Vergleich zu früher bewegen?
Nein, denn ich mache keine Fitnesstests. Gott sei Dank muss ich das nicht mehr. Früher hasste ich diese Tests mehr als alles andere. 12-Minuten-Lauf! Zwölf Minuten lang alles geben. Oder Schnelligkeitstests. Und am Ende realisierst du, dass die Ergebnisse schrecklich sind. Und du hast das Gefühl, so könnest du nicht Tennis spielen. Solche Tests muss ich nicht mehr machen. Zum Glück arbeite ich schon so lange immer mit dem gleichen Fitness-Coach (Pierre Paganini) zusammen. Er sieht sofort, wenn etwas an meinem Bewegungsapparat nicht mehr so ist, wie es sein sollte. Und dann korrigieren wir das. Aber andererseits stimmt der Eindruck schon, den Sie angesprochen haben. Ich fühle mich ausgezeichnet. Ich habe auch das Gefühl, dass ich mich auf dem Platz sehr schnell bewege. Das harte, seriöse Training während der Pause zahlt sich aus.

Roger Federer feilt am Freitag, 18. April 2003, zusammen mit seinem Konditionstrainer Pierre Paganini, links, in Allschwil an seiner Kondition. (KEYSTONE/Markus Stuecklin)
Federer und Paganini arbeiteten bereits 2003 zusammen.Bild: KEYSTONE

Und welchen Einfluss übt ihr Coach Ivan Ljubicic aus?
Es tönt womöglich komisch, das jetzt so zu sagen, aber diese Zusammenarbeit steckt immer noch in der Startphase. Im letzten Jahr konnte ich ja kaum spielen. Im ganzen letzten Jahr spielte ich nur ein einziges Turnier, an dem ich mich normal fühlte. Das war das Australian Open. An allen Turnieren, die folgten, lief etwas schief: Entweder war ich krank oder angeschlagen oder sogar verletzt. So gesehen bestritten wir erst zwei normale Turniere miteinander, zweimal das Australian Open. Natürlich verbrachten wir viel Zeit auf dem Trainingsplatz zusammen. Und ich bewundere seine Einstellung, seine Konsequenz. Aber wir waren schon Freunde, bevor wir uns zusammengetan haben. Ivan hat mir in den schweren Momenten im letzten Jahr geholfen, positiv zu denken. Am Australian Open gab er mir während des Turniers den entscheidenden Ratschlag, was sich im Rückblick als durchaus wichtig erwies.

Und nun wirken Sie nach dem 18. Grand-Slam-Titel wieder so richtig locker.
Was in Australien ablief, war für mich und mein Team und meine Familie eine wunderschöne Sache. Und ich denke, dass ich jetzt das ganze Jahr über sehr locker sollte spielen können. Nicht nur hier in Indian Wells oder nachher in Miami, sondern einfach überall. Ich hoffe, dass ich die ganze Saison so leichtfüssig und unbeschwert spielen kann wie im Moment. Das war in den letzten Jahren nicht mehr oft der Fall gewesen. Speziell Verletzungen verkomplizierten alles. Aber wie schon vorher angetönt: Nicht alles war schlecht. Aber oftmals war es einfach so, dass ich keinen weiteren Grand-Slam-Titel mehr gewinnen konnte, weil Novak (Djokovic) einfach eine Klasse besser war als die anderen. Und jetzt bin ich «happy», dass es letzten Januar wieder geklappt hat.

Mar 15, 2017; Indian Wells, CA, USA; Nick Kyrgios (AUS) reacts at match point as he defeats Novak Djokovic in the BNP Paribas Open at the Indian Wells Tennis Garden. Mandatory Credit: Jayne Kamin-Once ...
Nick Kyrgios: Der nächste Gegner Federers spielt derzeit gross auf.Bild: X02835

In Indian Wells geht es am Freitag gegen Nick Kyrgios weiter. Was erwarten Sie von diesem Spiel?
Das wird wieder ein sehr schwieriges Spiel. Er hat an zwei Turnieren hintereinander Novak Djokovic in zwei Sätzen geschlagen. Das ist beeindruckend. Er hat vor zwei Jahren auch unser bislang einziges Duell gewonnen, obwohl ich einen Matchball hatte. Ich kenne Kyrgios gut. Er war mal in der Schweiz und trainierte mit mir. Aber jetzt will ich mich für die Niederlage in Madrid revanchieren. Immerhin schlug er mich dort am ersten Geburtstag meiner Buben.
(abu/sda)

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