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Interview mit Kevin Schläpfer nach der Entlassung beim EHC Kloten

ZUR SUSPENSION VON KEVIN SCHLAEPFER ALS HEADCOACH BEIM EHC KLOTEN STELLEN WIR IHNEN HEUTE, 6. APRIL 2018, FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - EHC Kloten Cheftrainer Kevin Schlaepfer waehrend dem E ...
Um 9.30 Uhr endete sein Trainerjob in Kloten: Kevin Schläpfer.Bild: KEYSTONE
Interview

Schläpfer nach Rauswurf in Kloten: «Kein Grund, gleich den Kopf hängen zu lassen!»

Eishockeytrainer Kevin Schläpfer (48) spricht im Interview über seine Entlassung in Kloten heute Vormittag. Es ist ein Blick zurück ohne Zorn – aber mit Wehmut.
06.04.2018, 15:4706.04.2018, 16:35
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Kevin Schläpfer, wie ist Ihre Entlassung über die Bühne gegangen?
Kevin Schläpfer:
Ich bin bereits nach dem gestrigen Spiel in Ambri zu einer Sitzung um 9.30 Uhr aufgeboten worden.

Und da wussten Sie, dass Sie gefeuert werden?
Nein. Wir sind meistens um 9.30 Uhr nach einem Spieltag im Trainerbüro zusammengesessen. Klar, ich musste damit rechnen. Aber ich war bereit für die Liga-Qualifikation und ich hätte genug Energie für diese Herausforderung. Und vor dem Spiel in Ambri deutete noch nichts darauf hin, dass ich im Falle einer Niederlage entlassen werde. Ich war trotz der Niederlage zuversichtlich. Ich habe in Biel ja bereits zweimal eine Liga-Qualifikation überstanden und dachte, dass sei Grund genug, weiterhin mit mir zu arbeiten.

Wie lange dauerte die Sitzung?
Nur ein paar Minuten.

Und dann sind Sie wieder nach Hause gefahren und haben auf dem Weg nach Sissach im Autoradio auch noch die Meldung über Ihre Entlassung gehört.
Nein, ich war auf der Fahrt nach Hause ständig am Telefon.

Sie haben einmal gesagt, dass für jeden Trainer das Spiel kommt, das er nicht verlieren darf. Weil dann ein Trainer, wenn er alles versucht und doch verliert, «ausgeschossen» ist und keine Chance mehr hat.
Das ist so.

War nun also dieses Spiel in Ambri das Spiel, das Sie nicht verlieren durften?
Nein, eben nicht. Ich war, wie ich vorhin sagte, bereit für die Liga-Qualifikation. Erst dort wäre dieses Spiel gekommen. Und wir hätten es gewonnen.

Wie lief diese Sitzung um 09.30 Uhr ab?
Als ich ins Trainerbüro kam, wartete dort nur Hansueli (Klotens Präsident Hans-Ulrich Lehmann, die Red.) auf mich. Da wusste ich, dass meine Zeit in Kloten abgelaufen ist.

Präsident Hans-Ulrich Lehmann: «Wir spielen mit dem Trainerwechsel unseren letzten Trumpf.»Video: YouTube/MySports

Nicht entlassen, nur freigestellt. Sie haben ja noch einen Vertrag bis zum Ende der übernächsten Saison.
Richtig. Ein weiterer Grund für mich, der grösste Kloten-Fan zu sein. Mein Vertrag gilt nur für die National League.

Aber nun verwehrt man Ihnen die Chance, den Ligaerhalt zu wahren. Ein interessanter Fall für jeden Arbeitsrechtler. Es geht immerhin um zwei Jahressaläre.
Ein Rechtsstreit ist für mich kein Thema. Ich gehe von einer einvernehmlichen Lösung aus. Hansueli hat mir in die Hand versprochen, dass wir eine faire Lösung finden. Ich schätze ihn als Ehrenmann ein, der sich an sein Wort hält.

Sie sind wieder einmal naiv. Ist Ihr Idealismus in Kloten missbraucht worden?
Sie können mich nicht provozieren. Rückblickend ist man immer klüger. Ich habe mich mit Leib und Seele für Kloten engagiert und wenn Sie das als Naivität auslegen, dann ist das Ihre Sache. Ich habe diese Herausforderung in Kloten angenommen, weil ich ein grosses Potenzial gesehen habe. Dieses Potenzial ist nach wie vor vorhanden. Ich habe während meiner Zeit in Kloten nie das Gefühl gehabt, dass mein Idealismus, wie Sie sagen, missbraucht wird oder dass jemand hinter meinem Rücken gegen mich arbeitet. Ganz im Gegenteil. Ich bekam alle Unterstützung, die ich mir nur wünschen konnte.

EHC Kloten Cheftrainer Kevin Schlaepfer, rechts, und Assistenztrainer Niklas Gaellstedt (Gallstedt) waehrend dem Eishockey-Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem EHC Kloten und dem EV Zu ...
In Kloten hatte Schläpfer mehr Grund zum Hadern als zum Jubeln.Bild: KEYSTONE

Woran sind Sie dann gescheitert?
Ich weiss es nicht. Ich habe nun genügend Zeit, darüber nachzudenken. Vielleicht habe ich die Mannschaft zu früh übernommen. Ich hatte, bevor ich in Kloten zusagte, solche Bedenken. Aber die Mannschaft lag auf dem letzten Platz und ich machte mir schliesslich eine andere Überlegung: Wenn ich sofort übernehme, dann habe ich genug Zeit, die Mannschaft zu stabilisieren und die Spieler dazu zu bringen, für mich zu kämpfen. Aber das habe ich nicht geschafft.

Ein grosses Potenzial und doch gescheitert – da kommt schon ein wenig Wehmut auf, oder?
Ja, es ist schade, dass es so gekommen ist. Ich bin sicher, dass Kloten gute Perspektiven hat, wenn es gelingt, den Klassenerhalt zu sichern. Ich hatte mir schon ein paar Gedanken gemacht, wie wir die Mannschaft für nächste Saison zusammenstellen könnten.

Wären Sie doch im Herbst 2015 Nationaltrainer geworden!
Das habe ich hin und wieder auch schon gedacht. Mag sein, dass ich in der Vergangenheit Fehler gemacht habe. Aber für mich ist etwas anderes viel wichtiger: Ich habe ein gutes Gewissen. Ich hatte einen gültigen Vertrag in Biel und habe mich damals entschieden, diesen Vertrag einzuhalten.

Werden Sie die Partien der Liga-Qualifikation im Stadion oder vor dem Fernseher verfolgen?
Weder noch. Ich werde mit meiner Freundin ein paar Tage verreisen, um Abstand zu gewinnen. Es gibt im Leben wichtigeres als Eishockey – und das sind meine Kinder und meine Freundin.

Also keine Entlassungs-Depression?
Nein. Ich habe inzwischen bereits ein paar Anrufe bekommen. Kollegen, die mich besorgt fragen, wie es mir nun gehe. Es ist ja fast so, dass ich die anderen aufmuntern muss. Hey, ich habe im Eishockey so viel erlebt und das Eishockey hat mir so viel gegeben, dass doch eine Entlassung kein Grund ist, gleich den Kopf hängen zu lassen!

Werden Sie im Eishockey bleiben?
Das ist mein Ziel. Ich war ja jetzt gut 30 Jahre lang im Eishockey und es wäre schade, wenn ich alles, was ich gelernt habe, nun nicht mehr anwenden könnte.

Die Jobsuche wird nicht einfach.
Okay, jetzt bin ich bei meinem zweiten Klub entlassen worden. Aber so schlecht habe ich meine Arbeit in all den Jahren in Biel nicht gemacht. Es geht im Leben immer wieder eine Tür auf. Darauf vertraue ich.

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19 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Patrick59
06.04.2018 16:46registriert Januar 2015
Ich kenne Herrn Schläpfer nicht persönlich, nur den Trainer Schläpfer als Hockeyinteressierter. Für mich macht er den Eindruck eines perfekten Motivators. Mit einer willigen und eingespielten Mannschaft mag das Erfolg bringen wie in Biel. In Kloten hatte der Mann aber keine Chance. Da sind Spieler versammelt, die bereits im November ( oder war es Dezember..) neue Verträge unterschreiben und es wochenlang leugnen. Spieler deren Einstellung man als Arbeitsverweigerung deuten kann. Und über allem zwei Grössen, deren Absichten auch nicht immerklar sind. Unterstützung des Trainer??? ABSTIEG !!
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lushütte
06.04.2018 16:11registriert August 2015
Es ist sicher so, dass die Kaderqualität von Chloote für die NLA sehr wohl genügt (in dieser Saison!).
Man mag über Kevin Schläfpfer urteilen wie man will, er ist autentisch und seine Aussagen sind klar und ohne gross darüber nachzudenken wie man das aussen wahrnimmt. Aber in dieser Situation musste Chloote handeln, Kevin war nicht mehr voll akzeptiert in der Mannschaft und im Chloote Umfeld, eine LQ gegen Rappi wird zur Gratwanderung, deshalb müssen alle möglichen Inputs nun gespielt werden, ob sie wirken? Wir werden es bald wissen.
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Rumpelstilzchen
06.04.2018 17:22registriert Oktober 2017
Es geht sicherlich ein grosses Dankeschön von Seiten der Kloten Anhänger an Kevin für seinen Einsatz und Engagement (sicher aber von mir). Leider konnte er dieses Team von "Arbeitsverweigerern mit Transfer-Verträgen" nicht stabilisieren bzw nicht erreichen. Schuld trifft ihn sicher keine...aber der Teletext entlässt bekanntlich den Trainer.
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