Am Sonntag findet mit dem E-Prix in Zürich das erste Autorennen in der Schweiz seit 63 Jahren statt. Ein Rennen wie jedes andere?
Sébastien Buemi: Überhaupt nicht. Ich hätte niemals geträumt, dass so etwas in der Schweiz nochmals möglich ist. Jetzt ist es Tatsache und ich freue mich riesig auf dieses Rennen.
Für Sie als Schweizer hat dies aber sicher auch mit mehr Verpflichtungen zu tun?
Und wie. Es ist brutal, was hier abläuft. Am Montag und Dienstag trainierte ich noch in Le Mans am Simulator für das Rennen. Seit Mittwoch bin ich in Zürich und mein Terminkalender ist übervoll.
Stört das die Vorbereitungen?
Ich versuche mich wie immer so gut als möglich vorzubereiten. Ich will mir auch nicht mehr Druck machen als sonst. Ganz sicher ist aber, dass ich alles geben werde und ganz weit vorne klassiert sein will.
Sie haben von 42 E-Prix 12 gewonnen. Einmal haben Sie den Titel geholt, zweimal wurden Sie Zweiter. Jetzt liegen Sie vor den drei letzten Rennen nur im fünften Gesamtrang. Was liegt noch drin?
Wir hatten in dieser Saison Probleme, es lief nicht alles wie erwartet. Aber ich liege auch nur vier Punkte hinter dem Dritten. Mal sehen, was ich in Zürich und dann in den letzten zwei Rennen in New York noch korrigieren kann.
Ist es schwierig alle Trainings, das Qualifying und das Rennen am gleichen Tag zu bestreiten?
Es ist schon eine Herausforderung. Wir können aber am Samstag schon für sechs Runden auf der Strecke fahren, einfach mit etwas weniger Kilowatt als am Renntag.
Noch nie fand ein Formel-E-Rennen bei Regen statt. Die Wetterprognosen schliessen für Sonntag um 18 Uhr herum Gewitter aber nicht aus.
Davon habe ich auch schon gehört. Ich muss es nehmen, wie es kommt. Wir haben aber mit Renault auch schon bei Regen auf Rennstrecken trainiert. Wir sind also gerüstet.
Renault steigt aus der Formel E aus und konzentriert sich voll auf die Formel 1. Das Team wird von Nissan weitergeführt. Was bedeutet das für Ihre Zukunft?
Ich habe einen Vertrag mit Nissan für ein Jahr. Und ich hoffe natürlich, dass wir konkurrenzfähig sein werden. Mit BMW, Mercedes und Porsche kommen ja drei weitere Automobilhersteller in diese Rennserie. Der Konkurrenzkampf wird grösser.
Sie haben in der Formel 1 für Toro Rosso in 55 Rennen 29 Punkte gewonnen. Ist eine Rückkehr denkbar?
Im Rennsport ist alles möglich. Aber ich werde niemals in der Formel 1 bei einen Team unterschreiben, das keine Perspektiven hat. Ich müsste schon in einem konkurrenzfähigen Auto sitzen. Und ich bin ja immer noch Testfahrer für Red Bull. Für das Team werde ich Mitte Juli in Silverstone Testfahrten absolvieren.
In der Langstrecken-Weltmeisterschaft, in der Sie für Toyota engagiert sind, feierten Sie ebenfalls grosse Erfolge mit dem Titelgewinn 2014. Nur ein Sieg beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans fehlt Ihnen noch.
Oh ja. Diesen Klassiker will ich unbedingt einmal gewinnen. Ich fahre nach dem Rennen in Zürich gleich nach Le Mans und hoffe ganz, ganz fest, eine Woche später zuoberst auf dem Podest stehen zu dürfen.