Er pokert vor allem, um sein Testosteron-Defizit zu kompensieren. Beim Spiel um Geld, dem Whisky in der Hand und der Zigarre im Mund kann er sich endlich wie ein «richtiger Mann» fühlen. Und noch wichtiger: Er kann allen davon erzählen.
Es gibt zwei Arten von Fischen beim Pokern:
Er ist genauso von sich selbst überzeugt wie auch von seinen Karten. Sein Ziel ist klar, er will die anderen Spieler am Tisch einschüchtern und versucht von der ersten Minute an als Chipleader zu dominieren. Das geht ebenso oft schief, wie es gut geht.
An diesen Zitaten erkennst du den Agressiven:
Spielt so tight (wenige Hände), manchmal vergisst du, dass er am Tisch sitzt. Wenn er mitkommt oder gar erhöht, kannst du sicher sein, dass er ein gutes Blatt hat. Seine Chancen auf einen erfolgreichen Abend sind nicht schlecht. Ebenso oft beschwert er sich aber auch darüber, dass er heute einfach keine guten Karten bekommt.
Sein Lieblingssatz lautet: «Stell dir vor, es hätte geklappt.» Er blufft auch, wenn noch mehrere Spieler dabei sind und offensichtlich gute Karten haben. Einfach weil es für ihn der grösste Reiz ist, mit schlechteren Karten zu gewinnen. Der Bluffer zeigt seine Karten nach seinen erfolgreichen Bluffs IMMER. Er will ja Anerkennung.
Und so stellt sich der Bluffer eine perfekte Hand vor:
Er geht eigentlich nur pokern, weil er dort mal wieder neue Leute vorfindet, mit denen er plaudern kann. Vor lauter Reden vergisst er, wann er an der Reihe ist, ans Mischeln denkt er sowieso nicht. Dafür wissen alle am Tisch, dass die Katze des Nachbarn seines Cousins dritten Grades gar kein Ekzem hatte, sondern nur eine Schürfwunde.
Ein einziges Turnier zu spielen ist einfach nicht effizient genug. Der Mehrspieler ist in der freien Wildbahn hauptsächlich in Casinos anzutreffen und spielt während des Liveturniers noch auf seinem Smartphone online – meist auch dort an mehreren Tischen gleichzeitig. Für ihn ist Poker ein Mittel zum Zweck, deshalb auch eher Arbeit als Vergnügen. Der Mehrspieler ist entweder tatsächlich ein guter Spieler oder ein schamloser Angeber.
Zum vierten Mal am Abend hat er zwei Asse auf der Hand und dann hat er noch die Frechheit, mit 3-7 einfach mal mitzugehen, um dann gleich die Strasse zu floppen. Er hat das Glück gepachtet, das einzige Mittel ist, sich nicht auf grosse Pots gegen ihn einzulassen. Das Gute am Glücksritter – es ist nicht immer der Gleiche. Auch du warst es schon und das weisst du genau!
War schon mal in Las Vegas. Und das lässt er gleich zu Beginn der Runde auch jeden wissen. Aus Nevada hat er auch diesen speziellen Chip, den er auf seine Karten legt. Den Card-Protector eben. Apropos Fachbegriffe: Die wirft er nur so um sich. Bankroll, Continuation Bet, Limp-Reraise, ach heb doch d fressi! Auf seinem Unterarm hat er «Jack Neun» tätowiert, weil er mit dieser Hand mal ein Turnier in Oberlunkhofen gewonnen hat.
Nimmt sich jedes Mal vor, endlich vorsichtig zu spielen. Weil er sich aber noch schlechter von seinen Karten trennen kann als ein Orientierungsläufer an der WM, ist er in der Regel derjenige, der als Erstes ausscheidet und sich dann ärgert, dass er doch eigentlich geduldig sein wollte. Übersteht er ausnahmsweise mal die Startphase, hat der Ungeduldige spätestens gegen Spielmitte ein All-in-Tourette und kann sich nicht dagegen wehren, dass ihn seine Lippen dazu verpflichten, all seine Chips zur Tischmitte zu schieben.
Poker ist nicht bloss Strategie, Menschenkenntnis und Glück, sondern auch Mathematik. Wer ausrechnen kann, wie hoch die Chance ist, dass eine benötigte Karte kommt, hat Vorteile. Genau diesen Vorteil nutzt der Mathematiker aus. Er rechnet aber nicht nur die Pot-Odds aus und weiss deshalb genau, wann er statistisch wie viel setzen darf. Der Mathematiker ist meist auch strategisch clever und spielt nicht nur seine Karten, sondern auch seine Position. Under the Gun? Da spielt der Mathematiker sowieso nur Monster-Hände – weil das in jedem etwas besseren Poker-Ratgeber so steht.
Der Mathematiker ist in der Regel einer der besseren Spieler am Tisch. Jeder Poker-Profi ist schliesslich auch Mathematiker, aber nicht jeder Mathematiker automatisch ein guter Spieler.
Er sorgt für Unterhaltung am Tisch. Nicht zu verwechseln mit dem Schnurri, denn dem Entertainer hören und sehen die anderen Spieler am Tisch tatsächlich gerne zu. Er hat coole Moves beim Mischeln, macht Tricks mit seinen Chips und ist immer für einen guten Spruch zu haben.
Er weiss nicht nur, dass Ass-König (AK) auch Anna Kournikova genannt wird (sieht gut aus, aber gewinnt nicht), sondern auch, dass Neun-Neun (Nine-Nine) German Virgin heisst, weil es sich auf die Antwort bezieht, wenn man mit einer deutschen Jungfrau ins Bett will (Nein, Nein).
Geht hauptsächlich zum Pokern, um Pizza, Bier, Whisky und Nikotin oder nikotinähnliche Produkte zu konsumieren. Wenn er nebenbei auch noch etwas Geld gewinnt, nimmt er das gerne, das ist aber eher ein schöner Nebeneffekt als ein Hauptziel.
Oft ist der Konsument der Typ «frischgebackener Vater», der mal wieder einen Abend raus darf und dann gerne sämtliche Genussmittel überkompensiert. Das ist auch der Grund, weshalb er seine Chips gegen Ende ziemlich schnell verliert. Es pokert sich nach einigen Stunden halt schwierig, wenn man mehr Flaschen leert, als Pots gewinnt.