Seit Tagen sorgt der Wechsel Neymars vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain für Schlagzeilen. Gestern Abend wurde der Transfer für die Rekord-Ablösesumme von 222 Millionen Euro definitiv. Der 25-jährige brasilianische Stürmer wird in den kommenden fünf Jahren im Parc des Princes auf Torjagd gehen – für 30 Millionen Euro netto im Jahr.
Neymars Rekordtransfer ist der vorläufige Höhepunkt des seit 2011 andauernden finanziellen Säbelrasselns der katarischen Investoren in Paris – und das Highlight eines turbulenten Transfersommers in der Ligue 1. Allein für Benjamin Mendy und Bernardo Silva (von Monaco zu Manchester City), Tiemoué Bakayoko (von Monaco zu Chelsea) und Alexandre Lacazette (von Lyon zu Arsenal) flossen 200 Millionen Euro von der Premier League in die Ligue 1.
Und der nächste grosse Transfer dürfte nicht lange auf sich warten lassen. Mit dem Abgang von Kylian Mbappé, dem 18-jährigen französischen Sturmjuwel von Monaco, wird noch in diesem Sommer gerechnet. Ob Manchester City oder United, Real Madrid oder Barcelona: Die Transfersumme für den Teenager, der noch einen Vertrag bis 2019 besitzt, dürfte ebenfalls deutlich im dreistelligen Millionenbereich liegen.
Der Aderlass im Kader des Meisters und Champions-League-Halbfinalisten Monaco ist gross. Doch der Business-Plan des russischen Besitzers Dimitri Rybolowlew überzeugt: Der sportliche Erfolg ist da, die Kasse klingelt. Mit Youri Tielemans (Anderlecht) und dem in der Schweiz geborenen Terence Kongolo (Feyenoord) holte Monaco bereits die nächsten Talente, die dereinst für ein Mehrfaches verkauft werden sollen. Bei einem Abgang Mbappés werden weitere folgen.
Teil dieses Projekts ist neu auch Diego Benaglio. Der ehemalige Schweizer Nationaltorhüter fand nach 259 Bundesliga-Partien mit Wolfsburg an der Côte d'Azur eine neue Herausforderung und verpflichtete sich bis 2020.
Der grosse Favorit auf den Titel ist jedoch das zuletzt entthronte PSG, das nicht nur auf Neymar zählen kann, sondern neu auch auf Dani Alves. Der von Juventus Turin verpflichtete Brasilianer fügte sich beim 2:1-Sieg im Supercup gegen Monaco mit einem Tor glänzend ein.
Mit wesentlich bescheideneren Mitteln als PSG und Monaco operiert das von Lucien Favre trainierte Nizza, die Nummer 3 der letzten Saison. Wie so oft geht es für Favre nach einer über Erwarten erfolgreichen Saison darum, den Ausverkauf des Kaders klein zu halten und die Euphorie im Umfeld zu dämpfen.
Um Spieler wie den Ivorer Jean-Michaël Séri, den Dreh- und Angelpunkt im defensiven Mittelfeld, von einem vorläufigen Verbleib in Nizza zu überzeugen, würde die erstmalige Qualifikation für die Champions League helfen. Mit der Eliminierung des Europa-League-Finalisten Ajax Amsterdam ist die erste Hürde geschafft.
Der Kampf um die Champions-League-Plätze wird sich im Vergleich zur letzten Saison verschärfen. Olympique Marseille und Lille, aber auch Saint-Etienne mit den Schweizern Léo Lacroix und Saidy Janko haben aufgerüstet. Marseille investierte knapp 50 Millionen Euro und verpflichtete unter anderem Luiz Gustavo (Wolfsburg), Florian Thauvin (Newcastle) und Valère Germain (Monaco) und holte zudem den langjährigen Torhüter Steve Mandanda von Crystal Palace zurück.
Noch mehr investierte Lille, das vor allem auf brasilianische Neueinkäufe setzt. Die grösste Attraktion beim Meister von 2011 sitzt aber auf der Bank: der Argentinier Marcelo Bielsa, genannt «der Verrückte». Auch Nantes verpflichtete mit Claudio Ranieri, dem Baumeister des Märchens von Leicester City, einen Trainer mit grossem Namen.
Die Saison beginnt heute Abend mit einem Heimspiel des Meisters. Monaco empfängt im Stade Louis II um 20.45 Uhr den FC Toulouse. (ram/sda)