Für die Franzosen ging es nicht mehr um viel. Das war bereits beim Betrachten der Aufstellung, die Trainer Didier Deschamps im letzten Gruppenspiel ins Rennen schickte, eindeutig zu erkennen. Neun Änderungen nahm er im Vergleich zum Spiel gegen Dänemark vor. Einzig Innenverteidiger Raphaël Varane und Mittelfeldspieler Aurélien Tchouaméni stand auch gegen Tunesien in der Startformation. Damit gab Deschamps den Ersatzspielern eine Möglichkeit, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Doch diese nahm keiner der Spieler wahr.
Tunesien war von Beginn an das bessere Team, machte der B-Elf der Bleus ordentlich Druck. In der 8. Minute war der Ball ein erstes Mal im Tor vom 37-jährigen Keeper Steve Mandanda. Nader Ghandri hatte einen Freistoss per Kopf verwertet – nur stand er dabei im Abseits. Der Moral der Nordafrikaner tat dies aber keinen Abbruch. Sie griffen weiter munter an und liessen defensiv kaum Chancen zu, in der ersten Halbzeit kam kein einziger Schuss aufs tunesische Tor.
Und weil es auch im Parallelspiel zur Halbzeit 0:0 stand, durften die Tunesier hoffen. Mit einem Sieg gegen Frankreich und einem gleichzeitigen Unentschieden zwischen Australien und Dänemark stünde das Team von Jalel Kadri als Gruppenzweiter im Achtelfinal. Entsprechend gross war der Jubel nach dem Führungstor von Wahbi Khazri, der sich durch die französische Abwehr dribbelte und zielsicher ins lange Eck schoss.
Dann hatte aber auch Deschamps genug gesehen. Kurz nach dem 0:1 aus französischer Sicht brachte der Trainer unter anderen Kylian Mbappé, später wechselte er auch Antoine Griezmann und Ousmane Dembélé ein. Damit begann das Zittern der Tunesier. Australien war in der Zwischenzeit bereits in Führung gegangen, so musste Tunesien einerseits die Führung gegen die hervorragende Offensive der «Bleus» verteidigen und gleichzeitig auf ein Dänemark-Tor hoffen. Dies kam jedoch nicht mehr.
Und so war das vermeintliche Tor von Griezmann in der 98. Minute beinahe schon irrelevant. Der Stürmer von Atlético Madrid traf nach einer Flanke, die Tunesiens Montassar Talbi nicht richtig klären konnte. Schiedsrichter Matthew Conger entschied auf Abseits. Der Neuseeländer war wohl auch froh, dass Australien bereits gewonnen hatte. Man kann sich nur ausmalen, wie gross der Druck auf seinen Schultern gewesen wäre, hätte er über das Weiterkommen oder Ausscheiden von Tunesien und Australien hätte entscheiden müssen.
Tunesien - Frankreich 1:0 (0:0)
Education City Stadium, Al Rayyan. 44'600 Zuschauer. SR Conger (NZL).
Tor: 58. Khazri 1:0.
Tunesien: Dahmen; Ghandri, Meriah, Talbi; Kechrida, Skhiri, Laidouni, Maaloul; Slimane (83. Abdi), Khazri (60. Jebali), Ben Romdhane (74. Chaaleli).
Frankreich: Mandanda; Fofana (73. Griezmann), Konaté, Varane (63. Saliba), Disasi; Tchouaméni; Guendouzi (79. Dembélé), Camavinga; Veretout (63. Rabiot), Kolo Mouani, Coman (63. Mbappé).
Bemerkungen: Frankreich ohne Lucas Hernandez und Benzema (beide verletzt).
Verwarnungen: 28. Kechrida.
Der Auftritt der Dänen lässt sich relativ kurz zusammenfassen: ungefährlich, harmlos und enttäuschend. Das nach dem Halbfinaleinzug an der letztjährigen Europameisterschaft als Geheimfavorit gehandelte Dänemark brauchte gegen Australien einen Sieg, um sich als Zweiter für den Achtelfinal zu qualifizieren. Doch so richtig war das nicht zu sehen, den Dänen fehlte über 90 Minuten die zündende Idee und oftmals auch der Mut und die Genauigkeit.
Das Tor von Matthew Ryan war nie wirklich in Gefahr. Die Abwehr der Australier hielt den Angriffen der Dänen stand. Und plötzlich startete Matthew Leckie in Richtung des gegnerischen Tors, behauptete sich gegen den einzig verbliebenen Verteidiger Joakim Maehle und schoss dem 25-Jährigen durch die Beine ins rechte Eck zum 1:0. Australien führte in der 60. Minute – kurz nachdem Tunesien im Parallelspiel in Führung ging. So kann Khazris Tor gegen Frankreich durchaus als Weckruf verstanden werden, denn für einen kurzen Moment wären die «Socceroos» ausgeschieden gewesen.
Diese Führung galt es nun zu verteidigen. Und das gelang dem Team von Graham Arnold hervorragend. Nur noch einen Torschuss liess Australien gegen viel zu harmlose Dänen zu. Und so dürfen sich die Australier über den nach 2006 erst zweiten Einzug in die Achtelfinals an einer Weltmeisterschaft freuen. Während die Tunesier enttäuscht auf die Bildschirme blicken, auf denen die Schlussphase des Spiels zwischen Australien und Dänemark lief.
Australien - Dänemark 1:0 (0:0)
Al Janoub Stadium, Al Wakrah. 41'232 Zuschauer. SR Ghorbal (ALG).
Tor: 60. Leckie 1:0.
Australien: Ryan; Degenek, Souttar, Rowles, Behich; Leckie (89. Hrustic), Irvine, Mooy, Goodwin (46. Baccus); McGree (74. Wright); Duke (82. Maclaren).
Dänemark: Schmeichel; Kristensen (46. Bah), Andersen, Andreas Christensen, Maehle (69. Cornelius); Höjbjerg, Jensen (59. Damsgaard); Skov Olsen (69. Skov), Eriksen, Lindström; Braithwaite (59. Dolberg).
Bemerkungen: Australien komplett. Dänemark ohne Delaney (verletzt).
Verwarnungen: 4. Behich, 57. Degenek, 75. Skov. (sda)