Es darf auch mal etwas Kritik sein. Dem Besten sei erlaubt, seine Meinung kundzutun. Odermatt hat es getan am Samstag. Er hat einiges bemängelt nach dem ersten der zwei Super-G in Garmisch. Er hat von einem des Weltcups unwürdigen Rennen gesprochen, von einem «kurzen und einfachen Hang, einer zu leichten Piste und einer zu leichten Kurssetzung». Ihm haben die schwierigen Passagen gefehlt, in denen er dank seinem technischen Können seine Vorteile hätte ausspielen können.
Odermatts Worte in Kurssetzers Ohr. Der Norweger Oeyvind Haraldsen bemühte sich redlich, den Fahrern am Sonntag eine anspruchsvollere Aufgabe zu stellen. Er tat, was auf dem an einigen Stellen schmalen Terrain möglich war. Er tat es offenbar gut, denn kritische Voten waren keine mehr zu hören.
Marco Odermatt gewinnt den zweiten Super-G in Garmisch-Partenkirchen und sichert sich damit den 9. Saison-Sieg! 💪 Das Podest teilt er mit Franjo von Allmen, der in seinem 4. Weltcup-Super-G das erste Top-3-Resultat seiner Karriere herausfährt. Wow! 🎉#swissskiteam #push pic.twitter.com/ufPlJYr6K7
— SwissSkiTeam (@swissskiteam) January 28, 2024
Den Meinungsumschwung bewirkten auch die Veränderungen an der Piste. Eine klare Nacht mit entsprechend tieferen Temperaturen hatten ihre Wirkung zusammen mit dem schon vor dem ersten Rennen gestreuten Salz nicht verfehlt. Aus einer weichen wurde eine deutlich härtere, kompakte Unterlage.
Odermatt sprach von einem «anderen Rennen». Auch er selber war wieder ein «Anderer». Er war wieder in seinem Element. Will heissen: Er war wieder der Fahrer, der den Ton angab, der Massstab, nach dem sich die Konkurrenten zu richten hatten. Er war wieder der Chef am Berg, an dem es ein weiteres Mal, zum neunten Mal in diesem Winter, kein Vorbeikommen gab.
Seinen zweiten Saisonsieg im Super-G nach jenem vor dem Jahreswechsel in Bormio errang Odermatt mit drei Zehnteln Vorsprung vor Raphael Haaser. Der Tiroler hatte schon im Veltlin Platz 2 belegt. Saisonerfolg Nummer 9 war im Gesamten Weltcup-Erfolg Nummer 33, womit der Innerschweizer nunmehr auf einer Stufe mit dem Amerikaner Bode Miller steht. Es ist der nächste Vergleich mit einem der ganz Grossen, zu denen Odermatt längst selber gehört.
Mit dem neuesten Sieg tat Odermatt den nächsten Schritt auf dem Weg zum zweiten aufeinanderfolgenden Gewinn der Super-G-Wertung. Vor den letzten zwei Rennen in dieser Disziplin, Mitte Februar in Kvitfjell in Norwegen und fünf Wochen danach beim Finale in Saalbach im Salzburgerland, führt er das Klassement mit 121 Punkten Abstand auf seinen ersten Verfolger an, Haasers Landsmann Vincent Kriechmayr. Einmal Rang 2 reicht Odermatt also zum neuerlichen Gewinn der kleinen Kristallkugel.
Die Voraussetzungen, ein «Grosser» zu werden, bringt auch Von Allmen mit. Auf dem Weg an die Spitze scheint es dem 22-jährigen Draufgänger nicht schnell genug gehen zu können. In den Kreis der Allerbesten preschte er am Sonntag in seinem erst vierten Super-G, bei seinem insgesamt erst zwölften Einsatz im Weltcup, ein erstes Mal vor. Sein Talent hatte der gelernte Zimmermann auf diesem Niveau unter anderem schon mit Rang 9 in den Super-G in Gröden Mitte Dezember und auf der Kandahar-Piste am Samstag bewiesen.
Drittbester Schweizer war ein weiterer Fahrer aus der zweiten Garde. Der Walliser Arnaud Boisset belegte in seinem fünften Weltcup-Super-G Platz 7 und steigerte sein Bestergebnis auf dieser Stufe um zwei Ränge. Bereits in der ersten Abfahrt vor einer Woche in Kitzbühel hatte er mit Rang 9 überrascht.
Loïc Meillard, am Samstag auf Platz 3, musste sich mit Rang 19 bescheiden. Er lag damit auch deutlich hinter Stefan Rogentin und Justin Murisier. Der Bündner und der Walliser belegten die Plätze 12 und 13.Alle drei wollten selbstredend mehr. Alle drei waren sie nicht zufrieden. Es durfte also wieder etwas Kritik sein. An der eigenen Leistung. (sda)
(kat/sda)
Schön ist aber auch, dass ein junger wilder (Von Allmen) nach kommt.
Gratulation den beiden!