Sport
Tennis

Sinner gewinnt den Final des Australian Open gegen Medwedew

epa11110363 Jannik Sinner of Italy celebrates after winning his Men's Singles final match against Daniil Medvedev of Russia at the 2024 Australian Open tennis tournament, in Melbourne, Australia, ...
Sinner gewinnt als erster Italiener das Australian Open.Bild: keystone

Sinner gewinnt nach spektakulärer Wende gegen Medwedew seinen ersten Grand-Slam-Titel

Der 22-jährige Jannik Sinner gewinnt am Australian Open auf dramatische Weise seinen ersten Grand-Slam-Titel – als erster Italiener. Im Final ringt er den Russen Daniil Medwedew nach einem 0:2-Satzrückstand nieder.
29.01.2024, 02:26
Mehr «Sport»

Das Ende ist in etwa so, wie es die meisten Experten erwartet hatten. Mit einer Longline-Vorhand in Lasergeschwindigkeit holt sich Jannik Sinner seinen ersten Grand-Slam-Titel und sinkt überwältigt auf den Rücken. Die dreidreiviertel Stunden davor waren jedoch alles andere als gewöhnlich.

Zwei Sätze lang war die Partie komplett am Finaldebütanten Sinner vorbeigelaufen. Der fünf Jahre ältere Daniil Medwedew machte alles richtig, überraschte den Italiener mit seiner Taktik und spielte nahe der Perfektion. Sinner, und darauf darf er wohl am meisten stolz sein, geriet nicht in Panik und nutzte mit zunehmender Matchdauer seine grössere Frische zum am Ende wohl entscheidenden Vorteil.

Medwedew am Ende seiner Kräfte

Zentimeter um Zentimeter kämpfte er sich ins Spiel zurück. Nie zuvor hatte ein Spieler auf dem Weg in den Final mehr Zeit auf dem Platz verbracht als Medwedew, über zwanzigeinhalb Stunden, fast sechs Stunden mehr als Sinner. Der Russe hatte im letzten Jahr die letzten drei Duelle mit dem Südtiroler verloren und stellte deshalb seine Taktik komplett um. Statt wie sonst von ihm bevorzugt weit hinter der Grundlinie zu spielen, trat er aggressiv auf und attackierte die Bälle früh. Mit zunehmend müder werdenden Beinen gelang ihm dies immer weniger, Sinner übernahm das Kommando.

Die beste Chance auf den Sieg hatte Medwedew wohl bei einem Breakball bei 3:3 im vierten Satz. Sinner machte sie mit einem Ass zunichte. Beim Aufschlag zeigte sich seine Steigerung am deutlichsten. Nur zwei von 88 Servicegames hatte er auf dem Weg in den Final verloren, jedoch gleich vier in den ersten beiden Sätzen des Finals. Danach aber keines mehr, in den Sätzen drei und vier gelang ihm das entscheidende Break zum 6:4, im fünften zum 4:2.

Je länger, desto besser für Sinner

«Ich habe versucht, ruhig zu bleiben», bestätigte Sinner. Er habe sich langsam Chancen erarbeitet und gewusst, wie viel Medwedew schon in den Beinen hatte. «Je länger die Partie dauerte, desto besser für mich. Das war der Schlüssel.»

Sinner bestätigte damit seinen stetigen Aufstieg der letzten Jahre. 2022 scheiterte er in Wimbledon und am US Open noch knapp an den späteren Siegern Novak Djokovic (nach einer 2:0-Satzführung) respektive Carlos Alcaraz (nach Matchball), letztes Jahr schaffte er es in Wimbledon erstmals in einen Grand-Slam-Halbfinal, im Herbst bezwang er in der Gruppenphase der ATP Finals und im Davis Cup erstmals Djokovic und lieferte in Melbourne im Halbfinal mit dem Sieg gegen den Rekordsieger Djokovic sein Meisterstück ab.

Nun ist der ehemalige Nachwuchs-Skirennfahrer selber auf dem Gipfel angelangt. Auch dank Darren Cahill, dem ehemaligen Erfolgscoach von unter anderen Lleyton Hewitt und Andre Agassi, der das Team um Simone Vagnozzi 2022 verstärkte.

Auf den Spuren von Federer und Djokovic

Sinner ist der jüngste Sieger am Australian Open seit Novak Djokovic 2008 mit 20 Jahren. Wie Roger Federer gewann er beim 17. Anlauf sein erstes Grand-Slam-Turnier. Noch sind solche Vergleiche natürlich zu hoch gegriffen, doch alle Experten sind sich einig, dass es nicht bei einem Titel bleiben wird. Sinner und Carlos Alcaraz dürften auch in Zukunft dafür sorgen, dass der Tennissport attraktiv bleibt. In Melbourne wurde erstmals die Millionengrenze an Zuschauer geknackt und mit dem 35. Fünfsätzer im Final der Rekord des US Open 1983 egalisiert.

Bitter endete das Turnier einzig für Daniil Medwedew. Bereits vor zwei Jahren hatte er in Melbourne den Final gegen Rafael Nadal nach einer 2:0-Satzführung noch aus der Hand gegeben. Er hat nun neben seinem Sieg am US Open 2021 fünf Grand-Slam-Finals verloren – erstmals aber nicht gegen Nadal oder Djokovic.

(kat/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die besten Bilder der Australian Open 2024
1 / 59
Die besten Bilder der Australian Open 2024
Aus der Trophäe von Hsieh Su-Wei und Jan Zielinski lässt sich noch ordentlich trinken.
quelle: keystone / louise delmotte
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Freestyle-Profi überfordert Nico – hätte er sich doch lieber aufgewärmt
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
42 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
magicfriend
28.01.2024 13:40registriert Oktober 2014
Dem mag ich das sowas von gönnen. Ein ultra sympathischer Südtiroler.
666
Melden
Zum Kommentar
avatar
JabbaThaHutt
28.01.2024 14:03registriert März 2023
Sehr sympathischer Kerl, mag ich ihm gönnen. Den werden wir wohl die nächsten Jahre noch oft in Grand Slam Finals sehen können.
384
Melden
Zum Kommentar
avatar
Denk Mal
28.01.2024 16:09registriert Juni 2018
Sehr sympathischer Sportler, dieser Sinner. Er muss nicht nach jedem Punkt die Droh-Faust gegen den Gegner richten wie Djokovic oder Alcaraz. Er zeigt Freude und Entschlossenheit statt Aggression.
274
Melden
Zum Kommentar
42
Odermatts ungewohnte Riesen-Baisse – warum eine gewisse Logik dahintersteckt
Marco Odermatt scheidet im dritten Riesenslalom in Serie aus. Das ist aufgrund seiner Dominanz in dieser Disziplin überraschend, aber auch logisch.

Eines vorneweg: Bei Marco Odermatt von einer Baisse zu sprechen, wirkt natürlich etwas übertrieben. Auch an diesem Wochenende stand er in zwei von drei Rennen auf dem Podest – er gewann in Beaver Creek den Super-G und wurde in der Abfahrt hinter Justin Murisier Zweiter.

Zur Story