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«Hätten uns gewünscht, dass Ronaldo spielt» – Murat Yakin nach dem WM-Aus

«Wir haben alle Fehler gemacht» – die wichtigsten Aussagen von Murat Yakin nach dem WM-Aus

Nach der 1:6-Niederlage im Achtelfinal gegen Portugal standen Nati-Trainer Murat Yakin, Direktor Pierluigi Tami und SFV-Präsident Dominique Blanc ein letztes Mal in Katar Rede und Antwort. Das sind die wichtigsten Aussagen.
07.12.2022, 16:1007.12.2022, 17:19
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Murat Yakin

Schweizer Nationaltrainer

epa10353616 Switzerland's head coach Murat Yakin (C) speaks during a press conference at the University of Doha for Science and Technology training facilities in Doha, Qatar, 07 December 2022. Sw ...
Bild: keystone

Über sein gestriges System mit der Dreierkette:

«Ich trage nicht nur bei Siegen die Verantwortung, sondern auch, wenn es nicht so gut läuft. Wir hatten gestern einen klaren Plan, der aber nicht aufging. Wir wollten mutig sein. Das habe ich mit den Führungsspielern abgesprochen. Es ist uns aber nicht gelungen, genügend Druck auf die Gegenspieler auszuüben.

Die ersten beiden Gegentore hatten jedoch nichts mit dem System zu tun. Wir waren bei den Standards nicht sortiert. Zudem hat uns die Frische gefehlt, was man gestern auch gesehen hat. Portugal hatte acht frische Spieler auf dem Feld.»

Über die Kommunikation mit den Führungsspielern:

«Die Führungsspieler sind zu mir gekommen und wir haben genau angeschaut, wie wir gegen Portugal spielen wollen. Wir haben auch in Hinblick darauf, dass Ronaldo möglicherweise auf der Bank sitzen wird, entschieden, dass wir defensiv auf drei zentrale Verteidiger umstellen müssen. Das habe ich mit den Führungsspielern detailliert besprochen.»

Auf die Nachfrage, wer bei der Absprache alles dabei war und wer die Führungsspieler genau seien, antwortete Yakin:

«Es sind die Führungsspieler.»

Über die kritischen Stimmen aus dem eigenen Team:

«Die Spieler sind natürlich kritisch nach so einem Spiel. Der Job der Medien ist es jetzt, alles kritisch zu sehen. Ich muss die Spieler wieder aufbauen und motivieren. Und in diesen Prozess muss ich die Spieler involvieren, sie direkt kontaktieren und auch besuchen. Wie ich das auch bisher gemacht habe. Wir haben im Vorfeld der WM viel Arbeit geleistet und die Spieler auch in die Verantwortung genommen. Wir müssen uns jetzt auch an der eigenen Nase nehmen, wir haben alle Fehler gemacht.»

Über Cristiano Ronaldo:

«Nachdem wir gesehen haben, dass er im letzten Gruppenspiel gespielt hat, während andere Spieler geschont wurden, sind wir davon ausgegangen, dass Ronaldo gegen uns nicht spielen wird. Es war nicht optimal. Wir hätten uns sicher gewünscht, dass Ronaldo gespielt hätte. Wir haben in den wenigen Minuten, in denen Ronaldo auf dem Platz war, gesehen, dass es mit dem schnelleren Gonçalo Ramos wohl die bessere Option für Portugal war.»

Über Xherdan Shaqiri:

«Es war ein grosses Fragezeichen bei Xherdan, dass er fünf Wochen vor dem WM-Start keinen ernsthaften Einsatz gehabt hat. Ich hab mir aber keine grossen Sorgen gemacht. Er war sehr wichtig, hat entscheidende Momente in seinem Spiel und man hat ihm nicht angemerkt, dass er über fünf Wochen fast kein Spiel gemacht hat.»
Switzerland's Xherdan Shaqiri celebrates after scoring his side's opening goal during the World Cup group G soccer match between Serbia and Switzerland, at the Stadium 974 in Doha, Qatar, Fr ...
Gegen Serbien erzielte Shaqiri das Tor zum 1:0.Bild: keystone

Über die Nicht-Nomination der Aussenverteidiger Jordan Lotomba und Kevin Mbabu:

«Es stimmt, dass sie einmal zu einer zu späten Zeit in der Hotellobby vor Publikum Karten gespielt haben. Es gab damals eine einmalige Disziplinarstrafe. Das hat mit der Nicht-Nomination aber nichts zu tun.

Spieler wie Edimilson Fernandes, der bei Mainz eine starke Saison gespielt hat und sich auch mit einer Dreierkette auskennt, haben sich aufgedrängt. Mbabu habe ich nicht nominiert, weil er kein Spiel gemacht hat. Lotomba ist vor allem links zu Hause, und dort hat Renato Steffen gezeigt, dass er das kann und deshalb habe ich ihn vorgezogen.»

Darüber, ob er im Spiel gegen Portugal einen Fehler gemacht hat:

«Wenn man verliert, dann macht man einen Fehler. Das ist Sport. In Bezug aufs gestrige Spiel müssen wir aber akzeptieren, dass der Gegner viel besser war. Ein Weiterkommen muss man sich verdienen und das haben wir uns gestern nicht verdient.»

Yakin über den Einfluss von Widmers Ausfall aufs System:

«Wir haben auch mit ihm überlegt, eine Dreierkette zu spielen. Er kennt das System aus Mainz.»
epa10324639 Silvan Widmer of Switzerland applauds fans after winning the FIFA World Cup 2022 group G soccer match between Switzerland and Cameroon at Al Janoub Stadium in Al Wakrah, Qatar, 24 November ...
Er musste gegen Portugal passen: Silvan Widmer.Bild: keystone

Sein Fazit zum Turnier:

«Wir haben bewiesen, dass wir tollen Fussball spielen können.»

Pierluigi Tami

Direktor des Nationalteams

Switzerland's national soccer teams director Pierluigi Tami speaks with journalists during a mixed zone after a open training session of Swiss national soccer team in preparation for the FIFA Wor ...
Bild: keystone

Über das Abschneiden des Teams:

«Wir hatten vor diesem Turnier ein grosses Ziel vorgegeben. Ich bin überzeugt, dass es richtig war, ein so ambitioniertes Ziel auszugeben. Dieses haben wir aber verpasst, weil unser Gegner gestern so gut gespielt hat.

Sechs Punkte in der Gruppenphase war so gut wie fast noch nie. Aber im Achtelfinal waren wir nicht auf dem Niveau, das in dieser Runde nötig war. Wir müssen eine präzise Analyse machen, um die vielen Gründe dafür zu finden. Aber gestern nach dem Spiel habe ich bemerkt, dass unser physisches Niveau nicht auf jenem des Gegners war.»

Dominique Blanc

SFV-Präsident

Über die Weltmeisterschaft:

«Wir hatten eine sehr gute Atmosphäre im Team und im Staff. Es war eine solide und solidarische Gruppe. Zum fünften Mal in Folge haben wir den Achtelfinal an einem grossen Turnier erreicht, das hat sonst nur Frankreich geschafft. Wir sind natürlich enttäuscht von dem gestrigen Spiel. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass unser Gegner gestern Abend hervorragend war.»

Unklarheit bei Xhakas Aussage

SFV-Mediensprecher Adrian Arnold beendete die Pressekonferenz mit einer Klarstellung bezüglich der Aussagen von Granit Xhaka gegenüber Journalisten nach dem Spiel gegen Portugal. Wie unter anderen der Tages-Anzeiger berichtete, hatte der 30-jährige Captain in der Interview-Zone bei dummen Fragen mit einem «Hahne» gedroht. «Dabei handelt es sich um ein Missverständnis», sagt Arnold am Mittwoch. Xhaka habe zum Journalisten gesagt: «Dann bekommst du gar nichts von mir.» Aufgrund des Basler Dialekts von Xhaka sei dies falsch verstanden worden. Ein anwesender Journalist, der selbst aus Basel kommt, antwortete darauf, dass er auf Band habe, wie Xhaka sagt: «Denn bekunnsch e Hahne vo mir.» Es ist unklar, was Xhaka nun wirklich gesagt hat.

Switzerland's midfielder Granit Xhaka reacts after the elimination during the FIFA World Cup Qatar 2022 round of 16 soccer match between Portugal and Switzerland at the Lusail Stadium in Lusail,  ...
Captain Granit Xhaka war nach der Niederlage gegen Portugal wütend.Bild: keystone
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32 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Skunk42
07.12.2022 16:25registriert Februar 2022
"Wir haben alle Fehler gemacht."

Meinte er, dass jeder Fehler gemacht hat oder, dass sie jeden möglichen Fehler gemacht haben?
744
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Kommissar Rizzo
07.12.2022 16:03registriert Mai 2021
*Die Mannschaft ist in den ersten drei Spielen dominant aufgetreten*
Klar. Und fast wäre man in den Final gekommen...
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thirtyeighteen
07.12.2022 15:24registriert März 2021
"Und das ist jetzt schlecht. Aber ich bin überzeugt, dass dieses Spiel gegen Portugal einfach ein schlechter Tag war" Falscher Ansatz, wenn dieser schlechte Tag immer in Finalspielen kommt.
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