Der Sieg wäre Pflicht gewesen. Doch die Niederlage war so nah, dass selbst dieser eine Punkt aus FCZ-Sicht willkommen ist. In der 73. Minute geriet der Meister beim Kantonsrivalen in Rückstand und benötigte eine knappe Viertelstunde später einen Winterthurer Abwehrfehler, um nach 445 Minuten in der laufenden Saison das erste Tor zu erzielen. Der eingewechselte Fabian Rohner verwertete die erste gute Chance des fast durchgehend enttäuschend aufgetretenen FC Zürich auf der Schützenwiese.
Der FC Winterthur hätte sich den ersten Sieg in der höchsten Liga seit dem Frühjahr 1985 verdient gehabt. Erst nach dem Ausgleich geriet der Aussenseiter stärker unter Druck. Davor hatte die Mannschaft von Bruno Berner mehr von der Partie, trat aggressiver auf als der Favorit und hatte vor allem die besseren Möglichkeiten auf einen Treffer. Roy Gelmi und Roman Buess scheiterten in der ersten Halbzeit zweimal am stark reagierenden Yanick Brecher.
Hier hätte der FCW das Tor machen müssen, sagte Trainer Bruno Berner nach dem Spiel zu «Blue». «Wir wussten, dass die Zürcher defensiv anfällig sind, aber uns hat der Durchbruch gefehlt.» Dass Winterthur in der ersten Halbzeit besser war, weiss auch FCZ-Routinier Blerim Dzemaili. Es laufe momentan einfach nicht gut und «da hat man auch mal Mühe gegen den Aufsteiger».
Beim Gegentreffer sah dann selbst Goalie Brecher, der beste FCZ-Spieler, schlecht aus. Er verschätzte sich bei einem weiten Pass in Richtung seines Strafraums. Neftali Manzambi war schneller am Ball und passte ideal auf den Torschützen Francisco Rodriguez, der jüngste der Rodriguez-Brüder mit Vergangenheit beim FC Zürich. Der Schaden für den Meister hielt sich in Grenzen, weil sich Souleymane Diaby auf der Gegenseite auch eine Fehleinschätzung leistete, die Rohner zugutekam.
Der Torschütze erklärt im Interview nach der Partie, dass man glücklich sein könne mit dem 1:1. Das erste Saisontor könne aber eine Art Erlösung sein: «Wenn wir beginnen, Tore zu schiessen, und unser Selbstvertrauen wieder wächst, bin ich überzeugt, dass es besser wird.»
Die kommenden Wochen werden für den FC Zürich und dessen Trainer Franco Foda anspruchsvoll. Bis auf das Weiterkommen gegen den nordirischen Meister Linfield, der die Europacup-Millionen einbringen wird, hat der FCZ in dieser Saison noch viel zu wenig gezeigt. Er muss rasch wieder auf Kurs kommen, denn das Selbstvertrauen – so der Eindruck in Winterthur – scheint angeknackst zu sein.
Weiter geht es für den Schweizer Meister am Donnerstag im Europa-League-Playoff daheim gegen die Schotten von Heart of Midlothian, am Sonntag im Cup in Cham und am 28. August in der Liga daheim gegen Basel.
Winterthur - Zürich 1:1 (0:0)
8400 Zuschauer. SR Schärer.
Tore: 73. Rodriguez (Manzambi) 1:0. 85. Rohner (Wjunnyk) 1:1.
Winterthur: Fayulu; Gantenbein, Gelmi, Lekaj, Schättin, Diaby; Ramizi (92. Ballet), Abedini, Rodriguez (92. Arnold); Di Giusto (61. Manzambi); Buess (78. Corbaz).
Zürich: Brecher; Kamberi, Kryeziu, Aliti (69. Mets); Conde; Boranijasevic (80. Krasniqi), Dzemaili, Avdijaj (69. Rohner), Guerrero; Santini (46. Wjunnyk), Marchesano (46. Gnonto).
Bemerkungen: Winterthur ohne Schmid und Costinha (verletzt). Zürich komplett.
Verwarnungen: 37. Santini (Foul). 41. Dzemaili (Foul). 60. Aliti (Foul). 80. Schättin (Foul). 84. Kryeziu (Foul). (nih/sda)