Nach vier Tagen Unruhe seit dem torlosen Unentschieden gegen die USA kommt an der WM in Katar ums englische Nationalteam wieder Ruhe auf. Die Engländer schlagen Wales 3:0 und sichern sich den Gruppensieg.
Und Gareth Southgate, der manchmal umstrittene Nationaltrainer, bewies beim problemlosen Erfolg eine glückliche Hand. Er setzte auf Marcus Rashford und Phil Foden. Beide verdankten die Nominierung mit mindestens einem Tor.
Marcus Rashford - was für eine WM für den Offensivkünstler von Manchester United! Seit er an der letzten Euro im Final gegen Italien im Penaltyschiessen (für das er extra eingewechselt worden ist) den Penalty verschoss, spielte er nicht mehr für England - bis ihn Southgate im ersten WM-Spiel gegen den Iran einwechselte. Rashford erzielte gegen den Iran sofort ein Tor. Gegen Wales stand er zum ersten Mal seit Juni 2021 wieder in Englands Startaufstellung - und erzielte gleich zwei Tore: das 1:0 und das 3:0.
Nach dem Spiel war der Doppeltorschütze sehr zufrieden mit der Leistung des Teams, ganz im Gegenteil zur letzten Partie: «Mit dem Auftritt gegen die USA waren wir nicht zufrieden, heute haben wir einiges besser gemacht. Es war einfach ein grossartiges Gefühl heute auf dem Platz zu stehen.»
Erstmals in der Startaufstellung in einem WM-Spiel stand auch Phil Foden. Der 22-Jährige spielte ebenfalls grandios. Das 1:0 bereitete er vor, das 2:0 erzielte er zwei Minuten nach dem Führungstreffer selber. Foden gewann mit 17 in Asien mit England die U17-Weltmeisterschaft. Kann er fünf Jahre später mithelfen, Englands Durststrecke seit dem einzigen WM-Titel von 1966 zu beenden?
England hält auf jeden Fall den Kurs in Katar. Wales dagegen muss enttäuscht nach Britannien zurückreisen. Die Waliser feierten erstmals an der vierten Endrunden-Teilnahme (WM oder EM) keinen Sieg. Gareth Bale, ihr Superstar, konnte sich in Katar nicht durchsetzen und musste sich in den drei Partien mit zwei Torschüssen begnügen. Gegen England wurde er nach 45 Minuten ausgewechselt. Vorwürfe muss sich Bale keine gefallen lassen - schliesslich schoss er Wales mit sieben Toren während der Qualifikations-Kampagne fast im Alleingang an die WM.
Wales - England 0:3 (0:0)
Ahmad bin Ali Stadium, Al-Rayyan. - 44'297 Zuschauer. - SR Vincic (SLO).
Tore: 50. Rashford 0:1. 52. Foden 0:2. 68. Rashford 0:3.
Wales: Ward; Williams (36. Roberts), Mepham, Rodon, Ben Davies (59. Morrell); Allen (81. Colwill), Ampadu; Bale (46. Johnson), Ramsey, James (77. Wilson); Moore.
England: Pickford; Walker (57. Alexander-Arnold), Stones, Maguire, Shaw (65. Trippier); Rice (57. Phillips); Henderson, Bellingham; Foden, Kane (57. Wilson), Rashford (75. Grealish).
Bemerkungen: Wales ohne Hennessy (gesperrt), England ohne White (krank).
Verwarnungen: 29. James. 61. Ramsey.
Mit einer in den ersten 60 Minuten überzeugenden Leistung beim 1:0-Sieg im entscheidenden Spiel gegen den Iran qualifizieren sich die Fussballer der USA wie zuletzt 2010 und 2014 für die WM-Achtelfinals.
In der ersten Halbzeit waren die US-Boys deutlich überlegen. Christian Pulisic erzielte nach 38 Minuten das 1:0. Er prallte in dieser Szene heftig mit Torhüter Alireza Beiranvand zusammen. Nach einer Pflege machte er weiter, aber nur noch bis zur Pause.
Die Iraner zeigten einen kultivierten Fussball, wie sie ihn in den vielen Jahren unter dem portugiesischen Trainer Carlos Queiroz gelernt haben. Aber in den individuellen Manövern waren die Amerikaner lange Zeit besser. US-Trainer Gregg Berhalter stärkte in der zweiten Halbzeit die Defensive - zulasten des Angriffs. So kamen die Iraner in der zweiten Halbzeit deutlich besser ins Spiel. Sie zogen in der letzten Viertelstunde sogar ein Powerplay auf. Der eingewechselte Saman Ghoddos nach 64 Minuten und Morteza Pouraliganji in der Nachspielzeit vergaben die beiden besten Torchancen der Iraner.
Nationalcoach Berhalter, ein früherer «Löwe» von 1860 München, gab schon mit seiner Startaufstellung ein Rätsel auf. Der Youngster Giovanni Reyna von Borussia Dortmund, neben Christian Pulisic der renommierteste und vielleicht auch beste Offensivspieler der USA, blieb auf der Bank, obwohl die Amerikaner den Match gewinnen mussten. In den ersten zwei WM-Spielen hatte Reyna nur acht Minuten gespielt, gegen den Iran erneut überhaupt nicht. Berhalter hatte von einer Verletzung gesprochen, der frühere amerikanische Bundesliga-Profi Eric Wynalda, ein Insider im US-Team, dementierte dies. Es müsse ein Zerwürfnis zwischen Berhalter und Reyna geben.
Bei diesem Match mit politischer Brisanz - das menschenverachtende Mullah-Regime gegen den Grossen Satan USA - war die Stimmung eher unterkühlt. Ganz anders als am 12. Juni 1998 in Lyon. Wenngleich sie damals schon längst unter der Knute der Scharia standen und offiziell alles Westliche verachten mussten, drückten die iranischen Spieler den US-Boys bunte Blumensträusse in die Hände. Danach liessen sie sich in einer grossen, durchmischten Gruppe ablichten. Die Bilder der vermeintlichen Versöhnung gingen um die Welt. Aber an der Politik der schiitischen Islamisten-Führer vermochten sie nicht das Geringste zu ändern. Die Iraner siegten damals 2:1. Beide Mannschaften schieden in den Gruppenspielen aus.
Iran - USA 0:1 (0:1)
Al Thumama Stadium, Doha. - 42'127 Zuschauer. - SR Lahoz (ESP).
Tor: 38. Pulisic 0:1.
Iran: Beiranwand; Rezaelan, Hosseini, Pouraliganji, Mohammadi (45. Karimi); Ezatolahi; Noorollahi (71. Torabi), Hajsafi (71. Jalali); Gholizadeh (78. Ansarifard), Azmoun (46. Ghoddos), Taremi.
USA: Turner; Dest (82. Zimmerman), Carter-Vickers, Ream, Robinson; Adams; McKennie (65. Acosta), Musah; Weah (82. Moore), Sargent (78. Wright), Pulisic (46. Aaronson).
Bemerkungen: Pulisic, Sargent und Mohammadi verletzt ausgeschieden.
Verwarnungen: 43. Adams, 77. Hosseini, 96. Jalali.
(mom/sda)