Als Kombiniererin hat Federica Brignone im Vergleich mit Sofia Goggia meist die Vorteile auf ihrer Seite. Im zweiten Super-G der Saison bewegten sich die beiden Italienerinnen auf Augenhöhe, so dass am Ende ein einziger Hundertstel den Ausschlag zugunsten der Abfahrts-Olympiasiegerin gab. Die in der Weltcup-Gesamtwertung schon wieder klar führende Amerikanerin Mikaela Shiffrin lag als Dritte 13 Hundertstel zurück.
Sofia Goggia siegte im Weltcup zum siebten Mal, obwohl sie unterwegs, bei der Landung nach einem Sprung, den rechten Stock verloren hatte. Die Art passt zur Bergamaskin und ihrem meist spektakulären Fahrstil, den sie selber «Goggia-Style» nennt. So aufregend sie Ski fährt, so aufregend waren die vergangenen 14 Monate für die Italienerin.
ITALIA, CHE SPETTACOLO!
— Eurosport IT (@Eurosport_IT) December 14, 2019
Sofia Goggia vince il Super G di St. Moritz, Federica Brignone è seconda per un solo centesimo: una doppietta da favola ⛷️🇮🇹🏆#EurosportSCI pic.twitter.com/iKcTV3vspC
Ende Oktober letzten Jahres hatte sie bei einem Trainingssturz auf dem Gletscher in Hintertux in Österreich einen Knöchelbruch erlitten. Die Verletzung zog den verspäteten Einstieg in den vergangenen Winter nach sich. Zurück kehrte sie Ende Januar in Garmisch – und wurde in der Abfahrt und im Super-G gleich Zweite.
Nach dem Ende der Saison sorgte Sofia Goggia ungewollt für Aufsehen. Gleich zweimal war sie in Verkehrsunfälle verwickelt - und blieb beide Male vor Verletzungen verschont. –Anfang April war sie in Sestriere nach einem abrupten Bremsmanöver, mit dem sie eine Auffahrkollision verhinderte, von der Strasse abgekommen, den Hang hinuntergerutscht und auf dem Dach eines Lieferwagens gelandet.
Im November, eine Woche vor ihrem 27. Geburtstag, kam sie bei einer Massenkarambolage bei Brescia erneut mit dem Schrecken davon. «Ich hatte zweimal einen Schutzengel. Dieses Glück, glaube ich, habe ich jetzt aufgebraucht.» Es war beide Male entscheidenderes Glück als der eine Hundertstel Vorsprung am Samstag.
Lara Gut-Behrami Fünfte, Corinne Suter Sechste, Michelle Gisin und Wendy Holdener gemeinsam Zwölfte. Als Team lieferten die Schweizerinnen ein ansprechendes Ergebnis ab. Trotz Rückständen auf die Spitze von sieben Zehnteln bis einer Sekunde sandte das Quartett positive Signale.
Lara Gut-Behrami zeigte eine beherzte, angriffige Vorstellung, was von zurückkehrendem Selbstvertrauen zeugt. «Mir ist wichtig, dass ich wieder regelmässig solide Fahrten zeigen kann. So kommen auch die erwarteten Resultate wieder.» Corinne Suter, mit zwei Podestplätzen vom Speed-Auftakt in Lake Louise zurückgekehrt, vermag sich mittlerweile auch nach einer nicht ganz optimalen Leistung weit vorne in der Rangliste einzureihen. «Ich hatte nie das Gefühl, über die Ski bestimmen zu können. Vor einem Jahr wäre ich so nicht Sechste geworden.» Das Abschneiden ist ein neuerliches Zeichen der Wandlung der Schwyzerin von der einst hadernden, sich selbst hinterfragenden Fahrerin zur selbstbewussten Athletin, die sich durch Fehler nicht mehr aus dem Tritt bringen lässt.
Michelle Gisin sprach nach ihrem missratenen Abstecher nach Kanada von einem Schritt vorwärts auf dem Weg dorthin, wo sie sich in ihrem Selbstverständnis sieht. Wendy Holdener schliesslich wollte schon am Samstag mehr. «Ich fahre nicht Speed-Rennen, um einfach dabei zu sein. Mein Ziel sind auch hier gute Resultate. Ich will die bestmögliche Vorbereitung auf die Kombinationen haben.» In den vier Kombinations-Wettkämpfen der Frauen in diesem Winter ist der Super-G fester Bestandteil.
Am Sonntag steht in St. Moritz ein Parallelslalom auf dem Programm. (zap/sda)