Marco Odermatt kommt dem ersten Sieg in einer Weltcup-Abfahrt nochmals näher. Der Nidwaldner wird in Beaver Creek, Colorado, hinter dem Norweger Aleksander Kilde Zweiter.
Vor einer Woche in der ersten Abfahrt des Winters in Lake Louise in Kanada war Odermatt hinter Kilde und dem Österreicher Daniel Hemetsberger Dritter geworden, war mit einem Zehntel Rückstand aber noch nie so nahe an seinem ersten Weltcup-Sieg in dieser Disziplin gewesen.
Auf der Piste «Birds of Prey» in einem Rennen bei äusserst schwierigen äusseren Bedingungen mit Wind, diffusem Licht, das die Fahrten zu «Blindflügen» machte, und leichtem Schneefall rückte Odermatt der Premiere noch einmal ein Stück näher. Um sechs Hundertstel musste er sich diesmal Kilde geschlagen geben.
Zum insgesamt fünften Mal beendete Odermatt eine Abfahrt auf Platz 2, womit er seiner beeindruckenden Bilanz in der noch jungen Saison einen weiteren Eintrag hinzufügte. Nach vier Wettkämpfen in drei Disziplinen weist er zwei Siege und je einmal Rang 2 und 3 vor.
So zeitlich eng das Duell zwischen Kilde und Odermatt wieder war, so deutlich lag die Konkurrenz zurück. Der Kanadier James Crawford, der sich dank Rang 3 seinen ersten Podestplatz in einer Weltcup-Abfahrt sicherte, büsste schon 79 Hundertstel auf den Norweger ein.
Auf halbem Weg hatte die Zeitmessung im Vergleich mit Kilde noch deutlich für Odermatt gesprochen. 36 Hundertstel Vorsprung hatte der Innerschweizer nach jenen Passagen ausgewiesen. Doch im zweiten Teil des Pensum vermochte der Norweger, der schon das Flachstück nach dem Start am schnellsten hinter sich gebracht hatte, den Spiess wieder umzudrehen.
Odermatt sprach von einer guten Fahrt, «bis auf einen Fehler», wie er präzisierte. «Ich war am Limit.» Trotzdem glaubte er, alles im Griff zu haben. «Doch bei der Ausfahrt Steilhang erwischte ich einen Schlag und kam etwas von der Ideallinie ab. Da verlor ich etwas Zeit.» Die entscheidende Zeit, wie sich aus den Abschnittszeiten herauslesen lässt.
Kilde wiederholte dank dem Hundertstel-Glück seinen Vorjahressieg auf der von Bernhard Russi mit Blick auf die Weltmeisterschaften 1999 gebauten Piste. Zwölf Monate zuvor hatte er gleichenorts auch einen der zwei Super-G gewonnen und damit seine grandiose Rückkehr auf die Rennpisten nach auskuriertem Kreuzbandriss zusätzlich veredelt.
Nachdem das Rennen am Freitag wegen des Wetters nicht hatte stattfinden können, sorgten die Bedingungen auch am Samstag für Diskussionen. Obwohl es teilweise starke Windböen hatte, wurde das Rennen von ganz oben gestartet – sehr zum Unmut von Niels Hintermann. «Renndirektor Markus Walder schiesst den Vogel mal wieder voll ab», so der Zürcher gegenüber SRF.
Es sei zwar eine gute Sache, das Rennen durchgeführt zu haben, aber nicht von ganz oben. «Wer dort schon eine halbe Sekunde Rückstand hat, müsste eigentlich in eine separate Wertung kommen oder sofort abschwingen.» Der Skisport könne zwar nie hundert Prozent fair sein, «aber einen gewissen Grad an Fairness sollte es immer haben. Den gab es heute nicht.»
Mit Beat Feuz fand auch ein zweiter Schweizer kritische Worte. «Nach mir war niemand mehr schnell, es war ein komisches Rennen», so der Routinier. Ihn störte nicht der Wind, sondern vor allem die schlechter werdende Bodensicht. «Zum Teil sieht man gar nichts», so Feuz. Das Rennen sei stark von der Startnummer abhängig gewesen. «Wenn Matthias Mayer, Vincent Kriechmayr oder ich oben schon acht Zehntel verlieren, ist das natürlich etwas schade.» Gleichwohl hielt er fest, es sei gut, dass mit Aleksander Kilde und Marco Odermatt die zwei bisher besten Fahrer der Saison an der Spitze seien.
Feuz, Gewinner der Abfahrt auf der Piste «Birds of Prey» vor drei und vier Jahren, zeigte wie auch Hintermann eine ansprechende Fahrt, konnte mit den Besten aber nicht mithalten. Die beiden klassierten sich mit der exakt gleichen Zeit auf Rang 9. Mit Stefan Rogentin folgte unmittelbar dahiner auf Rang 11 ein weiterer Schweizer. (dab/sda)