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Dichterfürst Goethe schrieb einst «die Leiden des jungen Werthers». Die Geschichte einer unglücklichen Lieben mit tragischem Ende als ein Stück Weltliteratur. Aufs Töffbusiness des 21. Jahrhunderts übertragen sind es die Leiden eines jungen Töffhelden aus Rohrbach am unteren Rand des Emmentals.
Dominique Aegerter ist der einzige Siegfahrer auf Weltniveau ohne Vertrag für nächste Saison. Er hat zwei Optionen: im bisherigen Team bleiben, wo er sich wohlfühlt, aber die technische Betreuung wegen chronischem Geldmangel diese Saison nicht optimal war. Oder zurück ins letztjährige Team von Fred Corminboeuf, wo er sich ganz und gar nicht wohlfühlte und mit Donnerhall schied, wo aber nächste Saison mit KTM exzellente Technik zur Verfügung steht.
Ein langes Gespräch mit seinem bisherigen Töff-Lieferanten Eskil Suter in Turbenthal und die anschliessende mehrstündige Sitzung mit seinem Manager und Freund Robert Siegrist in Zürich brachten keine Klärung. Eskil Suter ist zwar bereit, technisch nachzurüsten – aber er hat nicht die gleichen Ressourcen wie KTM.
Allerdings wäre Dominique Aegerter bei KTM nicht die Nummer eins – die Werksfahrer Brad Binder und Miguel Oliveira haben beim österreichischen Werk Vorrang. Im Kieferteam wäre der «Rohrbach Rossi» weiterhin die unumstrittene und umsorgte Nummer 1. Bei einer Rückkehr zum letztjährigen Team hätte er mit dem britischen Bruchpiloten Sam Lowes einen ehrgeizigen teaminternen Konkurrenten.
«Ich weiss wirklich noch nicht, wie ich mich entscheiden soll» sagt Dominique Aegerter ziemlich ratlos. «Ich habe in letzter Zeit kaum geschlafen. Nicht nur wegen der Feierlichkeiten nach meinem Sieg in Misano. Auch die anstehende Entscheidung über meine Zukunft bringt mich um den Schlaf…» Der Einwand, er sei doch ein Glückspilz, er habe sogar zwei Angebote während Dutzende von Piloten meilenweit für nur ein einziges Angebot eines Moto2-WM-Teams gehen und blind unterschreiben würden, tröstet ihn auch nicht.
«Sleepless in Rohrbach» – was die Entscheidung so schwierig macht: nicht nur sein aktuelles Team (Kiefer) hat Geldsorgen. Inzwischen kommen Zweifel auf, ob im Team von Fred Corminboeuf tatsächlich alles Gold und Geld ist, was glänzt. Tom Lüthi (steigt nächste Saison in die Königsklasse auf) nimmt nämlich die wichtigsten Geldgeber plus das beste technische Personal mit. Neues Geld und neues Personal ist weit und breit nicht in Sicht.
Inzwischen hat Dominique Aegerter die Verträge von beiden Teams unterschriftsbereit vorliegen. Der Kontrakt mit dem bisherigen Team ist okay, den könnte er eigentlich signieren. Das Angebot von Fred Corminboeuf bezeichnet Manager Robert Siegrist hingegen als «finanziell nicht akzeptabel.» Vor allem stösst Siegrist ganz sauer auf, dass Fred Corminboeuf unverhohlen eine Mitfinanzierung des Teams fordert. «Das kommt auf gar keinen Fall in Frage.» Dem stimmt auch Dominique Agerter zu. Ihn stört zudem, dass der Teamchef in allen technischen Fragen (wie Personal) das letzte Wort haben will. Nun soll nachgebessert werden.
Bis zum nächsten Rennen (am übernächsten Wochenende in Aragon) wird, muss der Entscheid fallen. Erst tendierte Dominique Aegerter zum Wechseln, inzwischen eher zum Bleiben und er seufzt: «Es steht etwa 51:49 fürs Bleiben…»