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Rolf Biland nach Sturz im Spital – Stefan Dörflinger bei den Legenden

Die beiden Ex-Motorsportprofis, Rolf Biland, Seitenwagen Weltmeister, links, und Formel Eins Pilot Marc Surer, rechts, unterhalten sich am Samstag, 2. November 2002, am ersten Handicapped Day in Bonad ...
Rolf Biland (links) im Jahr 2002 zusammen mit Marc Surer.Bild: KEYSTONE

Rolf Biland nach Sturz im Spital – Stefan Dörflinger im Adelsstand der Legende

Was für ein Zufall: Stefan Dörflinger (70) ist im Rahmen des GP von Deutschland auf dem Sachsenring in die «Hall of Fame» aufgenommen worden. Am gleichen Tag ist Rolf Biland (68) mit dem Töff gestürzt und liegt jetzt im Spital.
06.07.2019, 18:12
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Stefan Dörflinger schüttelt den Kopf: «In unserem Alter sollte man vorsichtig sein…» Soeben ist ihm am Rande des GP von Deutschland auf dem Sachsenring zugetragen worden, dass Rolf Biland nach einem Sturz mit dem Töff im Spital liege.

Der erfolgreichste Schweizer Töfffrennfahrer aller Zeiten (7 WM-Titel, 81 GP-Siege) ist immer noch in beneidenswerter Form. Er leitet nach wie vor im Auftrag des TCS Fahrkurse auf dem Rundkurs im neuenburgischen Lignières. Und nun hat es ihn, wie mehrere enge persönliche Freunde bestätigen, bei einer Töff-Fahrt im Elsass doch erwischt. Die Folgen des Sturzes: ein Beckenbruch. Er warte im Spital von Mülhausen auf den Rücktransport in die Schweiz. So schwer ist er während seiner mehr als 20-jährigen, grandiosen Karriere als Rennfahrer nicht gestürzt.

Swiss Rolf Biland and Kurt Waltisperg in action during the sidecar event of the Dutch Motorcycling Grand Prix in Assen 28 June 1997. The Swiss team withdrew after seven laps due to engine problems. (A ...
Rolf Biland und Kurt Waltisperg 1997 in Assen.Bild: EPA ANP

Unterschiedlicher kann das Schicksal wahrlich nicht sein. Am gleichen Tag, an dem Rolf Biland aus dem Sattel purzelte, ist Stefan Dörflinger am Freitag in einer offiziellen Zeremonie auf dem Sachsenring ganz offiziell zur «Töfflegende» gekürt worden.

Er ist der erste Schweizer und insgesamt 30. Pilot in der «Hall of Fame» («MotoGP-Legends»). Er hat zwischen 1982 und 1985 viermal hintereinander die damals kleinste Klasse (1982 und 1983 50 ccm, 1983 und 1984 80 ccm) gewonnen.

Bis heute 30 Fahrer in der «Hall of Fame»
Für die Aufnahme in diesen illustren Kreis gibt es keine klaren Kriterien. Siege und WM-Titel spielen zwar auch eine Rolle – aber ebenso ist es wichtig, was einer zur Popularität des Rennsportes beigetragen hat. Randy Mamola ist ja beispielsweise nie Weltmeister geworden.

Franco Uncini (It),Carlo Ubbiali (It), Freddie Spencer (USA), Casey Stoner (Aus), John Surtees (Gb), Kevin Schwantz (USA), Barry Sheene (Gb), Marco Simoncelli (It), Jarno Saarinen (Fi), Kenny Roberts (USA), Kenny Roberts junior (USA), Wayne Rainey (Aus), Phil Read (Gb), Jim Redman (Rod), Anton Mang (De), Angel Nieto (Sp), Dani Pedrosa (Sp), Eddie Lawson (USA), Randy Mamola (USA), Marco Lucchinelli (It), Mike Hailwood (Gb), Daijiro Kato (Jap), Nicky Hayden (USA), Mike Hailwood (Gb), Geoff Duke (Gb), Michael Doohan (Aus), Wayne Gardner (Aus), Giacomo Agostini (It), Kork Ballington (SA), Alex Crivillé (Sp), Stefan Dörflinger (Sz)​

Nach seinem Rücktritt (1990) führte er bis zum Eintritt in den wohlverdienten Ruhestand ein Motorradbekleidungsgeschäft und engagierte sich immer wieder auch für wohltätige Projekte. Im GP-Fahrerlager tauchte er nicht mehr auf. Zuletzt war er 2004 in Valencia bei einem GP auf Einladung des spanischen Verbandes vor Ort. «Aber ich verfolge die Rennen am Fernsehen.»

Er zeigte von der Aufnahme in die «heiligen Hallen» des Motorradrennsportes überrascht. Er mag die «gute alte Zeit» nicht glorifizieren. Die technische Entwicklung sei enorm. «Aber auch wir sind am Limit gefahren und haben alles versucht, um Rennen zu gewinnen. Das war bei uns nicht anders als heute.»

ARCHIVBILD -- ZUR AUFNAHME DES EHEMALIGEN SCHWEIZER TOEFFRENNFAHRERS STEFAN DOERFLINGER IN DIE HALL OF FAME, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG -- Portrait des Schweizer Motorradr ...
Stefan Dörflinger 1978.Bild: PHOTOPRESS-ARCHIV

Stefan Dörflinger war seiner Zeit neben der Rennpiste voraus und ein Trendsetter. Obwohl er «nur» in der hubraumkleinsten Klasse Siege feierte, gehörte er zu den bestvermarkteten Fahrern und gehörte zu den populärsten Töffstars. In einer Zeit, als die Rennfahrer noch als verrückte, nach Benzin, Öl und verbranntem Gummi riechende verrückte Kerle galten, pflegte der Basler das Image des freundlichen, smarten Gentlemans.

Er war ein vorzüglicher Werbeträger mit der Aura von Abenteuer und Männlichkeit. In seinen Verträgen mit dem Tabakriesen Philip Morris (Marlboro) – damals war Zigaretten-Werbung noch erlaubt – standen schöne sechsstellige Summen. In Spanien nannten sie ihn nicht «Dörflinger» sondern in Anlehnung an James Bond bewundernd «Goldfinger». Weil er gut aussah (und noch immer aussieht) und den spanischen Titanen der Epoche (Angel Nieto, Jorge Martinez) grandiose Duelle lieferte. Noch 1988 besiegte Stefan Dörflinger den spanischen Superstar Jorge Martinez beim Heim-GP in Jarama bei Madrid. Der Rennstrecken-Manager hiess damals Carmelo Ezpeleta (73) – heute ist der Spanier der Boss des spanischen Vermarktungs-Riesen «Dorna», der alle Rechte im GP-Zirkus hält.

Die Schweizer Töff-Legende Stefan Dörflinger

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Die Schweizer Töff-Legende Stefan Dörflinger
2019 wird Stefan Dörflinger in die Hall of Fame aufgenommen. Er wurde in den 80er-Jahren vier Mal in Folge Weltmeister.
quelle: photopress-archiv / str
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Eine kleine Männerrunde um Carmelo Ezpeleta ist es auch, die jeweils die Piloten in den Adelsstand der «MotoGP Legends» erhebt. Die seinerzeitige Popularität in Spanien dürfte ein Grund für Stefan Dörflingers Berufung in die «Hall of Fame» sein.

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quelle: semedia / luciano bianchetto/semedia
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