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Töffrennfahrer Dominique Aegerter hat seine Reha beendet

Mit einem Lachen: Aegerter zeigt den Medien, dass es ihm wieder gut geht.
Mit einem Lachen: Aegerter zeigt den Medien, dass es ihm wieder gut geht.
Bild: KEYSTONE

Dominique Aegerter nach der Reha: Aus dem idealen Patienten wird wieder ein Rennfahrer

Töffrennfahrer Dominique Aegerter hat seine Therapie beendet. Heute Abend kehrt der 25-Jährige nach Hause zurück. Ob Aegerter das letzte Rennen der Saison fahren wird, entscheidet er kurzfristig.
14.10.2015, 15:3214.10.2015, 16:16
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Fünf-Sterne-Hotel, Fünf-Sterne-Klinik, Fünf-Sterne-Gastronomie und eine Umgebung wie eine Kulisse für einen Film über das Leben der Könige und Kaiser im vorletzten Jahrhundert: Dominique Aegerter, der gefallene Töffheld, ist in Bad Ragaz unter allerbester Obhut therapiert worden.

Am 27. September hat sich Dominique Aegerter bei einem unverschuldeten Sturz während des Moto2-Rennens in Aragon (Spanien) den Bruch von vier Lendenwirbel-Querfortsätzen, des Mittelhandknochens in der rechten Hand sowie eine Quetschung der Lunge zugezogen.

Heute hat er die Therapie in Bad Ragaz beendet. Dr. Beat Villiger, der diese Reha-Klinik aufgebaut hat, bezeichnet Dominique Aegerter als «den perfekten Patienten. Mit einer unglaublichen Intensität hat er sich an die Therapie gemacht, uns gefordert und war doch immer allen Argumenten zugänglich. Halt einer, der immer überholen will. Es ist immer besser, wenn das Pferd Zügel braucht und nicht die Sporen.»

Kuchen zum Abschied: Aegerter und Physiotherapeutin Lea Nadig.
Kuchen zum Abschied: Aegerter und Physiotherapeutin Lea Nadig.
Bild: KEYSTONE

Patient mit Dickschädel

Beat Villiger ist wohl der bekannteste Sportarzt derSchweiz, mehrfacher Olympia-Doktor, einst auch in der Führung des HC Davos. Er hat unzählige Sportler gesehen, erlebt, therapiert – er ist ein Arzt, den eigentlich keiner mehr überraschen kann.

Und doch zeigte sich Villiger von Dominique Aegerter beeindruckt. Lachend zeigt er mit zwei Fingern an, wie dick der Schädel dieses ganz besonderen Patienten sei. «Das muss so sein. Sportler sind dickschädlig – aber Ärzte auch …» Ein wenig mahne ihn Dominique Aegerter an die hockeyspielenden Gebrüder Wieser vom HC Davos.

Beat Villiger, eine Koryphäe der Sportmedizin, betreute den Töffpiloten.
Beat Villiger, eine Koryphäe der Sportmedizin, betreute den Töffpiloten.
archivBild: KEYSTONE

In Bad Ragaz ging es in erster Linie darum, die Mobilität des Rückens und der Hand wiederherzustellen, den Muskelwiederaufbau zu fördern und dafür zu sorgen, dass die Schwellungen und die Schmerzen zurückgehen. Dominique Aegerter wirkt noch etwas bleich, die rechte Hand ist verbunden. Die Ausstrahlung eines ruhelosen, wilden Asphaltcowboys ist geblieben. Keine Frage: Der Unfall hat seine Motivation in keiner Weise beeinträchtigt.

«Ich bin in Tränen ausgebrochen»

Es war der erste schwere Unfall seiner Karriere. Erstmals seit neun Jahren musste Aegerter Rennen am Fernsehen verfolgen. Und bereits zeigt sich, dass es einer jener Rückschläge ist, die einen Sportler stärker und besser machen.

Dominique Aegerter erzählt: «Als mir die Ärzte nach dem Unfall sagten, ich müsse mit einer Pause von vier bis sechs Wochen rechnen, bin ich in Tränen ausgebrochen.» Es habe ihn innerlich fast zerrissen, als er realisierte, dass das nächste Rennen ohne ihn über die Bühne gehen würde. «Ich habe am letzten Wochenende alle Trainings verfolgt und mit meinem Team mitgefiebert. Es war speziell für mich, das Rennen für das Schweizer Fernsehen mitzukommentieren.»

Noch einbandagiert: Aegerters rechte Hand.
Noch einbandagiert: Aegerters rechte Hand.
Bild: KEYSTONE

Die Schmerzmittel habe er bereits letzte Woche absetzen können. Nun kümmern sich sein persönlicher Fitnesstrainer René Schürch und sein Physiotherapeut Gerrit Beekman um Dominique Aegerter. Er wolle bald einmal versuchen, auf einem Motorrad zu sitzen. Und Liegestützen seien ein guter Test um zu sehen, wie belastbar die rechte Hand wieder sei.

Kein Risiko bei erneutem Unfall

Die Frage ist nun, ob er das letzte Rennen am 7. November in Valencia fahren kann. «Ich werde auf jeden Fall vor Ort sein», sagt Dominique Aegerter. «Ob ich fahren kann, werde ich wahrscheinlich erst dort entscheiden können.» Er muss selber herausfinden, wie belastbar seine Hand und sein Rücken sind. Dr. Clemens Sieber, der behandelnde Arzt in Bad Ragaz, sieht kein unverantwortbares Risiko: Nicht die Lendenwirbel seien gebrochen, sondern die Querfortsätze. Bei einem erneuten Unfall wäre also das Risiko einer Rückenverletzung nicht grösser. «Er muss selber herausfinden und spüren, ob er für einen Renneinsatz bereit ist.

So oder so wird Dominique Aegerters Maschine vor Ort sein und so vorbereitet, wie wenn er fahren würde. Vor dem Rennen wird er sich ohnehin einem medizinischen Eintrittstest unterziehen müssen, bei dem nebst dem Rennarzt auch ein lokaler Mediziner dabei ist.

Keine schlaflosen Nächte

Den Unfall hat Aegerter gut verarbeitet. «Ich habe den Sturz auf dem Video noch einmal angeschaut und Xavier Simeon hatte mich bereits nach dem Rennen im Spital aufgesucht, sich entschuldigt und mir erklärt, wie es passieren konnte. Das ist okay.» Er habe deswegen keine schlaflosen Momente. Er wisse ja, warum es passiert sei.

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Der Sturz in Aragon: Simeon fällt Aegerter.
gif: srf

Dominique Aegerter ist von Xavier Simeons Maschine von hinten touchiert und «abgeschossen» worden. «Wenn ich selber stürze, dann bin ich vorbereitet, spanne die Muskeln und es passiert eigentlich wenig. Aber in diesem Falle bin ich völlig überrascht worden und das dürfte ein Grund dafür gewesen sein, dass ich mich verletzt habe.»

Der Unfall hat keine Auswirkungen auf die Fortsetzung der Karriere. Der Vertrag für die nächste Saison (im gleichen Team mit Tom Lüthi, auf dem gleichen Töff, aber mit einem neuem Cheftechniker) ist bereits unterschrieben.

Dominique Aegerter
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