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Olympia 2020: McKayla Maroney erklärt die Probleme der Turnerinnen

London Olympics 2012 Gymnastic Women s Team Final McKayla Maronney USA preforms the vault during the women s gymnastics team finals at the 2012 Olympic Summer Games, London, England London England Cop ...
2012 war McKayla Maroney das Mass aller Dinge am Sprung.Bild: imago images/PCN Photography

Olympiasiegerin Maroney erklärt, warum die Spiele für Turnerinnen so schwierig sind

McKayla Maroney gewann bei den Olympischen Spielen 2012 in London Gold und Silber. Heute erklärt die 25-Jährige, welche Strapazen Turnerinnen an diesen Anlässen durchmachen.
02.08.2021, 14:4203.08.2021, 08:14
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Wenn es ums Kunstturnen und die unendlichen Strapazen geht, welche die besten dieses Sports durchmachen, weiss McKayla Maroney, wovon sie spricht. Die heute 25-Jährige vertrat die USA an den Olympischen Spielen 2012 in London, holte dort Gold mit dem Team und Silber am Sprung.

Aug. 5, 2012 - London, England, United Kingdom - In the Olympic gymnastics vault final, McKayla Maroney won the silver for the U.S. after falling on her landing of her second vault Olympics 2012 - Lon ...
Aufgrund dieses Gesichtsausdrucks als Silbergewinnerin wurde Maroney auch als Meme weltbekannt. Nun erklärt die ehemalige Spitzenturnerin, was sie damals alles durchmachte.Bild: imago images/ZUMA Wire

Maroney gehört auch zu jenen über 500 Turnerinnen, die Opfer des sexuellen Missbrauchs des ehemaligen Verbandsarztes von «USA Gymnastics» Larry Nassar wurden. Der Arzt wurde mittlerweile zu 175 Jahren Haft verurteilt.

Nassar war es auch, der andere Leiden Maroneys zu verantworten hatte. Wie die dreifache Weltmeisterin in einer Instagram-Story und auf Twitter nun erklärt, habe sie sich kurz vor London 2012 eine schwere Hirnerschütterung zugezogen. Man liess die damals 16-Jährige den Hirnerschütterungstest machen, bis sie bestand und so an die Olympischen Spiele reisen konnte.

Gebrochener Fuss verschwiegen

Dort angekommen, liess Trainerin Marta Karolyi ihre Turnerinnen praktisch aus dem Flugzeug und jeglichem Jet-Lag zum Trotz auf dem Schwebebalken trainieren. Auch Maroney wurde dazu gezwungen, obwohl sie an diesem Gerät in London gar nicht antrat. «Mir war schwindlig. Ich habe Marta angeschaut und gefragt: ‹Du willst wirklich, dass ich auf den Balken steige? Mir geht es beschissen.›»

Prompt stürzte Maroney in diesem Training und brach sich dabei das Sesambein in einem Fuss. Larry Nassar verschwieg dies aber und Trainerin Marta Karolyi berichtete, dass bei der Turnerin lediglich eine Prellung am Zeh vorliege. Karolyi schrie aufgrund dieser Information wiederum Maroney an, sie solle doch nicht so ein Drama wegen einer derart kleinen Verletzung machen. Als sie ihren Teamkolleginnen erzählte, was vorgefallen war, wurde die damals 16-Jährige ebenfalls wieder angeschrien.

So turnte Maroney am Ende in London mit einem gebrochenen Fuss, einer starken Gehirnerschütterung und einer gebrochenen Nase, mit der sie ebenfalls schon anreiste. Dennoch rief sie Höchstleistungen ab, im Team-Final stand sie gar einen perfekten Sprung.

Der perfekte Sprung Maroneys im Team-Final von 2012.Video: YouTube/Kevin Morales

Zu lange Wartezeiten

Im Einzelfinal am Sprung dann die Enttäuschung: Maroney stürzte und verpasste das sicher geglaubte Gold und holte Silber. Auch darauf ging die heute 25-Jährige nochmals ein und spricht das grosse Problem der Einzelfinals an Olympischen Spielen an: «Die Gruppen für die einzelnen Geräte sind viel zu gross. Wenn du als achte und letzte Athletin im Sprung startest, wartest du bis zu einer Stunde. Dann sind deine Muskeln kalt und die Verletzungsgefahr gross.»

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Am Sprung müssen die Turnerinnen und Turner lange warten. Bild: IMAGO / NurPhoto

Auf Twitter greift Maroney auch den internationalen Turnverband (FIG) an: «Die FIG ist enttäuschend. Sie stellt die TV-Zuschauerzahlen über die Gesundheit der Athleten – und es funktioniert nicht einmal. Immer weniger Leute schauen Turnen.» Es seien diese unsicheren Bedingungen gewesen, die sie in den Ruhestand getrieben hätten.

Eltern sind unerwünscht

Die Olympiasiegerin bemängelt auch, dass Eltern oft keine Möglichkeit haben, ihre Kinder vor den Missständen zu schützen. Viele Turnerinnen sind bei der Teilnahme an Olympischen Spielen zwischen 15 und 22 Jahren alt. Maroney sagt: «Eltern werden als mögliche Ablenkung angesehen. Wir kriegten Probleme, wenn mir mit ihnen sprachen.»

Die Eltern hätten vor den Spielen eine Verzichtserklärung unterschreiben müssen, dass sich die Turnerinnen während der Spiele komplett unter der Aufsicht des US-Turnverbandes befänden. Ohne diese Erklärung gäbe es keine Teilnahme an Olympia oder Weltmeisterschaften. Gleichzeitig lehnte der Turnverband jegliche Verantwortung über den Missbrauch ab, den die Turnerinnen auch an diesen Grossevents erlebten. Von «USA Gymnastics» gab es bislang keine Stellungnahme zu Maroneys Ausführungen. (abu)

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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hoodoo
02.08.2021 15:11registriert Februar 2014
Ich war mal mit meinen Töchtern in einem Probetraining bei einem ziemlich erfolgreichen Kunstturnverein. Da hat eine Trainerin ein anderes Mädchen auf dem Schwebebalken mehrmals angeschrien, ob sie eigentlich blond sei. Nur weil sie Angst hatte vor einem rückwärts Handstützüberschlag.
Ich dachte, wenn die schon bei einem Probetraining so mit den Mädchen umgehen, wie dann erst wenn sie alleine sind und es um etwas geht?!

Meine Töchter wurden dann mit anderen Sportarten glücklich.
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Sitzplätzler
02.08.2021 15:14registriert April 2017
Einfach krank was in dieser Sportart abgeht...und das bei weitem nicht nur auf Weltklasseniveau!
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Roro Hobbyrocker
02.08.2021 17:10registriert August 2016
Es gibt Sportarten die sind einfach krank. Turnen ist eine davon (mir kommen da noch Eiskunstlauf und Ballett in den Sinn). Das der Verband da nicht hilft oder weg sieht ist auch logisch. Sie haben ja meist selbst geturnt und sind auch durch die harte Schule. Traurig finde ich, dass diese Leute noch belohnt werden da sie ja sogar erfolgreich sind mit ihrem Kurs.
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