Sensationell gewann die ETH-Forscherin Anna Kiesenhofer aus Österreich das olympische Radrennen – nur wusste dies die Konkurrenz nicht. Annemiek van Vleuten, die mit über einer Minute Rückstand über die Ziellinie fuhr, freute sich zunächst über die vermeintliche Goldmedaille.
Als ihr Team sie über den Sieg von Kiesenhofer informierte, reagierte die NIederländerin verwundert. «Ich kam mir dumm vor. Ich dachte, dass ich gewonnen hätte. Ich habe mich völlig geirrt.» Auch die Britin Elizabeth Deignan dachte, dass die 38-Jährige das Rennen siegreich gewesen wäre, wie sie gegenüber BBC erzählte: «Die Beste hat gewonnen. Annemiek war heute am stärksten.»
Die Olympia-Siegerin war bereits kurz nach dem Start mit einer kleinen Fluchtgruppe davon gezogen. Vier der fünf Frauen wurden vom Feld wieder eingeholt. Van Vleuten startete einige Kilometer vor dem Ziel einen Angriff auf Gold, wie sie dachte. Aufgrund des Kommunikationsverbots bei olympischen Rennen, konnte das niederländische Team die Radfahrerin nicht darüber informieren, dass Kiesenhofer ihr eigenes Rennen fährt. Dazu sagte die Silbermedaillen-Gewinnerin nach dem Rennen: «Heute hat man gesehen: Wir sollten mit Funk fahren. Die Leute denken, es macht das Rennen spannender. Doch es macht es nur konfuser.»
Der Sieg der Österreicherin war eine riesige Überraschung. Sie betreibt den Radsport als Amateurin und hat nach einer zweijährigen Pause erst 2019 wieder begonnen Rennen zu fahren. Seither gelang ihr aber kein Sieg auf internationalem Niveau. Im Ziel angekommen, war Kiesenhofer fix und fertig. Sie hat ihre gesamte Energie auf den 137 Kilometern des Rennens gelassen.
Lange sah es gut aus für die Zürcher Oberländerin. Fabienne Kocher zeigte sich bereits in der ersten Runde mit einem Sieg über die WM-Zweite Ana Perez Box in einer guten Form. Nach einem weiteren Erfolg stand sie im Halbfinal und konnte auf eine Medaille hoffen. Der Kampf gegen Amandine Buchard war aber von kurzer Dauer – nach 16 Sekunden gelang der Französin ein Ippon und somit der frühzeitige Sieg.
Nach einer weiteren Niederlage im Kampf um Bronze flossen bei der Ustermerin Tränen. Die WM-Dritte musste sich in Tokio ohne Medaille zufriedengeben. «Die Enttäuschung überwiegt jetzt ganz klar und sie wird noch einige Tage anhalten.» Dennoch konnte sie ihren Leistungen auch etwas Positives abringen: «Ich habe gezeigt, dass meine WM-Bronze kein Zufall war.» Das gebe ihr Selbstvertrauen für die nächsten Kämpfe.
Besser lief es für das Schweizerische Tennisdoppel bestehend aus Belinda Bencic und Viktorija Golubic. Gegen die favorisierten Japanerinnen Shuko Aoyama und Ena Shibahara können sie sich im Match-Tie-Break durchsetzen. Nach fast zweieinhalb Stunden heisst es 6:4, 6:7 und 10:5 zugunsten der Schweizerinnen.
«Unsere Spielweisen harmonieren sehr gut und wir verstehen uns auch neben dem Platz super», sagte Belinda Bencic. Die 24-Jährige traf ihre Mitspielerin bei einem Aufschlag am Kopf, was das Team aber nicht aus der Fassung brachte.
Zum ersten Mal war Skateboarden dieses Jahr olympisch. Die Premiere sorgte für Begeisterung beim Publikum und den Athleten selbst. Siegreich in der Disziplin Street war der Japaner Yuto Horigome vor dem Brasilianer Kelvin Hoefler und Jagger Eaton aus den USA.
Es war ein erfolgreiches Debüt für die Skateboarder, bei dem sie auf der olympischen Bühne auf ihre Art und Weise auftraten. Viele der Teilnehmer hatten während ihres Auftritts Kopfhörer in den Ohren oder das Handy in der Hand – etwas Ungewöhnliches für Sportler. Doch zu den Artisten auf den Brettern passt es – die erste von vier Entscheidungen im Skateboarden macht Lust auf mehr.
Giulia Steingruber verpasst den Final in ihrer Paradedisziplin, wo sie in Rio Bronze gewann. Denkbar knapp war die Entscheidung beim Sprung: Nur 0,05 Punkte hatten der St. Gallerin zu den besten acht gefehlt. Steingruber zeigte insgesamt einen soliden, sturzfreien Wettkampf, worüber sie sich erfreut zeigte. Dennoch war sie nicht zufrieden mit ihrer Leistung.
Ihr Paradesprung, der Tschussowitina, war ihr aber schon besser gelungen, dafür glückte der Jurtschenko mit der Doppelschraube. Am Schluss resultierten für die Europameisterin von Basel 14,566 Punkte – zu wenig, um am 1. August um die Medaillen zu kämpfen. Immerhin schaffte die Olympia-Dritte von 2016 als Zweitletzte den Einzug in den Mehrkampf-Final vom Mittwoch.
Auch Max Heinzer war nach seinem Auftritt an den olympischen Spielen in Tokio enttäuscht. Der Degenfechter scheitert auch bei seinem dritten Versuch, eine olympische Medaille zu holen. Dabei war er mit zehn Siegen im Weltcup so erfolgreich wie kein anderer. Wie schon 2012 in London war im Achtelfinal Endstation. Gegen den späteren Bronzemedaillen-Gewinner Igor Reizlin musste er trotz einer 12:9-Führung die Segel streichen.
«Es ist sicherlich eine Niederlage, die bitter ist, da ich gut gefochten habe. Aber wenn beide gut kämpfen, muss leider jemand verlieren», sagte der 33-jährige Schwyzer nach dem Aus.
Selbst wenn einige Superstars wie LeBron James oder Stephen Curry zu Hause geblieben sind, kann das US-Team der Basketballer mit einigen Hochkarätern aufwarten. Kevin Durant und Damian Lillard sind nur zwei der grossen Namen im Team von Trainer-Legende Gregg Popovich.
Trotzdem mussten sie im ersten Spiel in Tokio eine Niederlage gegen vermeintlich schwächere Franzosen einstecken. Das Team um die NBA-Stars Rudy Gobert und Evan Fournier konnte in der zweiten Halbzeit einen Acht-Punkte-Rückstand noch aufholen und das Spiel drehen. Frankreich gewann mit 83:76 und fügte den US-Amerikanern die erste Olympia-Niederlage seit den Spielen in Athen im Jahr 2004. Damals verpasste die USA letztmals die Goldmedaille und musste sich nach einer Halbfinal-Niederlage gegen Argentinien mit Bronze zufriedengeben.
Bereits am Morgen gab es die erste faustdicke Überraschung an den Olympischen Spielen. Der 18-jährige Ahmed Hafnaoui gewann Gold über 400 m Crawl und liess die favorisierten Amerikaner und Australier hinter sich. Der Tunesier hatte die Qualifikation für den Final am Vortag noch mit Ach und Krach als Achter geschafft. Leidtragender war der um 14 Hundertstelsekunden langsamere Thurgauer Antonio Djakovic.
Doch Hafnaoui steigerte sich gegenüber dem Vorlauf um über zwei Sekunden und setzte mit 3:43,36 Minuten eine neue Bestmarke. Er ist damit erst der zweite Schwimm-Olympiasieger aus Tunesien. Auf den weiteren Podestplätzen folgten der Australier Jack McLoughlin und der US-Amerikaner Kieran Smith.
Im Tennisturnier der Frauen ging es heute mit den Erstrundenpartien weiter. Bereits am Samstag hatten sich Belinda Bencic und Viktorija Golubic durchsetzen können. Mit Ashleigh Barty und Naomi Osaka waren am Sonntag die beiden bestgesetzten Spielerinnen im Einsatz. Für die Weltnummer 1 ist das Turnier nach der Niederlage gegen die Spanierin Sara Sorribes Tormo bereits wieder zu Ende. Barty fühlte sich nie wohl auf dem Platz und machte viel zu viele Fehler, wie die 25-Jährige nach dem Ausscheiden sagte. «Das war nicht mein Tag.»
Besser lief es für die Lokalmatadorin Naomi Osaka, die bei der Eröffnungsfeier das olympische Feuer entfachen durfte. Die Japanerin gewann gegen die Chinesin Zheng Saisai mit 6:1 und 6:4. Osaka trifft in der zweiten Runde auf Golubic.
Mit 46 Jahren an Olympia dabei zu sein ist in gewissen Sportarten nichts Besonderes. Heidi Diethelm-Gerber nimmt selbst mit 52 Jahren noch bei den Schützen teil. Im Turnen ist dies hingegen sehr selten – doch die Usbekin Oxana Tschussowitina lässt sich die Spiele auch im für eine Sportlerin hohen Alter nicht entgehen.
Die Olympiasiegerin von 1992 nahm ein achtes und letztes Mal an den Spielen teil, bevor sie ihre Karriere beendete. In der Qualifikation vom Sprung verpasste die Turnerlegende den Finaleinzug und wurde mit Applaus verabschiedet.
Der deutsche Fussballer Max Kruse konnte am Sonntag doppelt jubeln. Zuerst setzte er sich mit der Nationalmannschaft mit 3:2 gegen Saudi-Arabien durch, wo er eine Vorlage beisteuerte. Dann nahm er seinen ganzen Mut zusammen und machte seiner Freundin Dilara Mardin vor den Kameras der ARD einen Heiratsantrag: «Wir sind ja schon fast ein Jahr zusammen und es war eine schöne Zeit. Ich bin zwar nicht bei dir, aber ich liebe dich und frage dich hiermit, ob du meine Frau werden willst.» Später teilte er einer Reporterin der «Sportschau» mit, dass Mardin «Ja» gesagt hat.
Mit Material der Nachrichtenagentur keystone-sda.