Wer an Judo denkt, denkt an Kampf und an Selbstverteidigung. Momentan duellieren sich die Besten der Branche an den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro und einer der Besten dieser Besten ist Dirk van Tichelt. Der Belgier feierte soeben den grössten Erfolg seiner Karriere, er holte Bronze in der Gewichtsklasse bis 73 Kilogramm.
Nach dem Höhenflug in der Halle festete der 32-Jährige am Montag mit seinem Trainingspartner Matthias Casse an der Copacabana. Dabei klaute ein «leichtes Mädchen» Casses iPhone, wie die Zeitung «Extra» meldet. Details dazu gibt es keine. Zur Geschichte danach hingegen schon. Weil van Tichelt und Casse vermuteten, die Diebin sei in ein Hotel in Strandnähe geflüchtet, wollten sie gemeinsam in dieses eindringen.
Die beiden Judokas machten die Rechnung allerdings ohne den Rezeptionisten. Dieser liess die beiden nicht einfach ins Hotel und verpasste van Tichelt ein blaues Auge. Die Verletzung war so gravierend, dass der frisch gebackene Medaillengewinner ins Spital gebracht werden musste. Das olympische Komitee Belgiens bestätigte dies.
Dirk Van Tichelt a fini la soirée de lundi à l'hôpital #RIO2016 #JORTBF https://t.co/GZFbtmrhhv
— RTBF Sport (@RTBFsport) 9. August 2016
Am Dienstag kehrte van Tichelt zurück in die Judo-Arena und präsentierte sein blaues Auge. Es herrschte leichte Verwirrung: Gemäss belgischen Medien sagte er zuerst, das Veilchen habe er sich während eines Kampfes geholt. Luc Rampaer, der Sprecher des belgischen olympischen Komitees gab danach aber zu, dass van Tichelt «von jemand anderem ins Gesicht geschlagen worden sei». Und noch etwas stellte Rampaer klar: «Es war kein Callgirl; es war definitiv ein Mann, der ihn schlug.»
Ob der Rezeptionist auch ein Judo-Kämpfer ist oder sich nun überlegt, einer zu werden, ist unklar. So oder so ist die Geschichte aber ein guter Aufhänger, um aufzuzeigen, dass Judo übersetzt «Der sanfte Weg heisst» und, wie eingangs erwähnt, eine Selbstverteidigungs- und keine Angriffssportart ist. Auch wenn die Wettkämpfe heute körperlich äusserst hart geführt werden, ist die Sportart auf der Strasse wenig hilfreich. Wer sich auf handgreifliche Auseinandersetzungen vorbereiten will, geht besser ins Boxen. Van Tichelt ist der Vorfall offenbar trotzdem peinlich. Vielleicht wird er nach seiner Sportkarriere ja Rezeptionist. (feb)