Sport

Olympia: Biles trauert um ihre Tante – «Wir sind keine Unterhaltung»

epa09390718 Bronze medalist Simone Biles of the USA poses during the victory ceremony of the Women's Balance Beam Final during the Artistic Gymnastics events of the Tokyo 2020 Olympic Games at th ...
Am Schwebebalken konnte Simone Biles Bronze gewinnen – der sportliche Erfolg steht bei ihr aber nicht an erster Stelle.Bild: keystone

Biles spricht über Therapie und Tod ihrer Tante: «Passt besser auf, was ihr online sagt»

04.08.2021, 07:4904.08.2021, 13:03
Mehr «Sport»

Simone Biles hat schwierige Tage und Wochen hinter sich. Nach ihrem Auftritt am Schwebebalken am Dienstag erzählte die US-Amerikanerin, dass ihre Tante zwei Tage zuvor überraschend verstorben war. «Damit habe ich während Olympia nicht gerechnet. Die Leute sollten etwas besser aufpassen, was sie online sagen, denn sie haben keine Ahnung, was wir Athleten durchmachen.»

«Wir sind nicht nur Unterhaltung, sondern auch Menschen.»
Simone Biles

Zudem sprach die 24-Jährige erneut über ihre mentale Gesundheit und forderte mehr Aufmerksamkeit für das Thema. «Einige von uns machen Ähnliches durch und man sagt uns immer, dass wir uns da durchkämpfen müssen. Doch wir sind nun alle etwas älter und können für uns selbst sprechen.» Biles war es wichtig zu betonen, dass hinter den Athletinnen und den Athleten, welche mit ihren Leistungen zu begeistern wissen, immer noch Menschen sind. «Wir haben auch mit Dingen ausserhalb des Sports zu kämpfen, die nicht alle sehen.»

Mit Bronze beim letzten Wettbewerb im Turnen gehen ereignisreiche Olympische Spiele für Biles zu Ende. Eigentlich hätten die Turn-Wettbewerbe in Tokio wie schon in Rio zur grossen Show der 24-jährigen US-Amerikanerin werden sollen. Doch bereits in der Qualifikation passte bei der vierfachen Olympiasiegerin von 2016 nicht alles zusammen. Im Team-Wettbewerb zog sie sich nach einem verpatzten Versuch am Sprung zurück. Danach verzichtete sie auch auf vier der fünf Einzel-Wettkämpfe.

«Ich wurde vom medizinischen Personal täglich evaluiert und dann hatte ich zwei Gespräche mit einem Sport-Psychologen, die mir sehr geholfen haben», erzählte Simone Biles über die Vorbereitungen für den Final am Schwebebalken. Dass sie für diesen freigegeben wurde, habe sie überrascht, doch sie war froh, in Tokio noch einmal anzutreten. «Es war sehr schade, dass ich bei den anderen vier Wettkämpfen nicht teilnehmen konnte.»

«Meine Gesundheit steht über allen Medaillen.»
Simone Biles

Ihre Trainerin Cecile Canqueteau-Landi berichtete gegenüber «People», dass Biles offen über Therapie sprach: «Ich denke, wir sollten alle darüber nachdenken.» Der Tod ihrer Tante sei ein weiteres schlimmes Ereignis in einer schwierigen Woche für die 24-Jährige gewesen. «Ich dachte mir nur: ‹Hoffentlich ist diese Woche bald zu Ende›», fuhr die Trainerin weiter.

Simone Biles, of the United States, performs on the balance beam during the artistic gymnastics women's apparatus final at the 2020 Summer Olympics, Tuesday, Aug. 3, 2021, in Tokyo, Japan. (AP Ph ...
Am Schwebebalken gelang Biles eine starke Leistung.Bild: keystone

Nun brauche die Turnerin eine Pause, um sich zu erholen und über ihre Zukunft nachzudenken. Die nächsten Olympischen Spiele sind 2024 in Paris, doch darüber will Simone Biles noch nicht nachdenken. Sie nehme einen Tag nach dem anderen, wie Canqueteau-Landi sagte. Am Ende sind die Prioritäten von Biles klar verteilt: «Meine mentale und physische Gesundheit steht über allen Medaillen, die ich je gewinnen könnte.» (nih)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Themen
Die besten Bilder der Olympischen Spiele 2020 in Tokio
1 / 96
Die besten Bilder der Olympischen Spiele 2020 in Tokio
Eintauchen und geniessen! Eindrückliche, besondere und schöne Bilder der Olympischen Spiele 2020 in Tokio.
quelle: keystone / martin meissner
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Geburtsblind und Marathon-Läuferin? Das geht!
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
20 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Pfff...
04.08.2021 08:04registriert Juni 2021
Toll, dass sie so offen und transparent über ihre Situation spricht. Und bewundernswert, dass sie trotz allem bei Olympia angetreten ist. 💪

Die psychische Gesundheit ist in unserer Gesellschaft leider immer noch häufig ein Tabuthema. Es ist aber eine Krankheit, wie eine physische Krankheit. Und für ein gebrochenes Bein muss sich ja auch niemand schämen.

Ich wünsche ihr gute Besserung und viel Kraft. 🍀
635
Melden
Zum Kommentar
avatar
bunnyonabike
04.08.2021 08:51registriert März 2020
Was für eine starke und sympathische Frau! Hut ab!
353
Melden
Zum Kommentar
20
Diese (wortwörtlich) atemberaubende Trend-Sportart will Olympia 2028 aufmischen
Die Trendsportart «Underwater Torpedo» begeistert auf Social Media ein Millionenpublikum und erfreut sich in ihrem Herkunftsland, den USA, wachsender Beliebtheit. Die Schöpfer der Sportart, die einst als Training für US-Marinesoldaten entstanden war, haben jetzt ein ambitioniertes Ziel.

Beim sogenannten «Underwater Torpedo» braucht es nicht nur stählerne Muckis, sondern vor allem eine Lunge aus Stahl. Die Trendsportart, die erst 2017 in den USA ins Leben gerufen wurde, wird immer populärer – bei Sportlerinnen und Sportlern wie auch beim Publikum auf Social Media. Und das erstaunt nicht, wenn man die (wortwörtlich) atemberaubenden Bilder sieht:

Zur Story