Schwerer Rückschlag für das Schweizer Halfpipe-Team: Iouri Podladtchikov wird aufgrund der Nachwehen seines heftigen Sturzes an den X-Games nicht zum olympischen Wettkampf antreten können.
Bislang war man davon ausgegangen, dass der Halfpipe-Olympiasieger von 2014 am 28. Januar in Aspen, Colorado eine Hirnerschütterung und dazu einen Nasenbeinbruch erlitten habe. Am Freitag gab Podladtchikov an einer Medienkonferenz in Yongpyong bekannt, dass er nach dem Sturz bewusstlos war und vor allem dass Blutungen im Hirn und Schwellungen im Kopf aufgetreten seien.
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— Marco Felder (@marco_felder) 9. Februar 2018
Dies hätten erst weitere medizinische Abklärungen in Los Angeles ergeben. Angesichts der möglichen Konsequenzen sagte Podladtchikov: «Ich bin froh, nun hier sitzen zu können. Es drohte viel Schlimmeres als die Nicht-Teilnahme an den Olympischen Spielen.»
«Als ich diese Diagnose erhalte habe, war mir klar, dass ich mir eine schwere und gefährliche Verletzung zugezogen habe und dass eine Teilnahme an den Olympischen Spielen ein sehr grosses Risiko für meine Gesundheit darstellen wird», erklärt Podladtchikov.
Am Freitag unternahm Podladtchikov im ersten Training in der Olympia-Halfpipe einen letzten Versuch, sich vielleicht doch irgendwie beweisen zu können, dass ein Start zur Qualifikation am 13. Januar möglich sein könnte. Er brach das Vorhaben aber rasch ab. «Wenn ich mitfahre, dann richtig. Es ist mit zu viel Risiko verbunden. Ein weiterer Sturz hätte noch viel schlimmere Folgen.»
«Nach allen Untersuchungen, die ich in den letzten zwei Wochen auf dem Weg bis heute gemacht habe – inklusive meinem ersten Training heute Freitag – kann ich mit Sicherheit sagen, dass ein Start und eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in keinster Weise sicher und verantwortbar ist», sagte der Snowboarder weiter.
«Das zweite MRI gestern Donnerstag hat ergeben, dass zwar Fortschritte erkennbar sind, aber mein Zustand bei weitem nicht stabil genug ist, um auf einem Niveau zu Snowboarden, das für einen solchen Wettkampf gefordert ist. Wenn ich jetzt noch einmal auf den Kopf stürzen würde, könnte es sein, dass ich vielleicht nicht mehr wieder aufstehe», so der 29-jährige Zürcher.
Podladtchikov, der morgen zu weiteren Abklärungen anderer Verletzungen (Nase, Fuss) in die Schweiz zurückfliegt, wird seine Karriere fortsetzen. «Ich kann sagen, dass dies nicht einmal annähernd der Endpunkt meiner Karriere ist.» Der 29-jährige Zürcher rechnet – auch weil Prognosen nach Rückschlägen dieser Art sehr schwierig zu machen sind – mit «drei bis sechs Monaten Pause, bis ich wieder 100 Prozent fit bin».
Vor seinem verhängnisvollen Sturz in Aspen hatte sich Podladtchikov auf bemerkenswerte Weise zurückgekämpft. Er hatte sich im März bei einem Sturz im letzten WM-Finallauf in der Sierra Nevada einen Kreuzbandriss im rechten Knie zugezogen.
Drei Monate später stand er wieder auf dem Brett und in der Halfpipe, im Spätherbst gelangen ihm in Saas-Fee die «alten» Tricks wieder. Nun sorgte nicht das Knieverletzung, sondern der Kopf für das Olympia-Out des Mitfavoriten. Podladtchikov hätte zum vierten Mal seit 2006 an Winterspielen teilgenommen.
Anstelle von Podladtchikov wird Elias Allenspach zu seiner unverhofften Olympia-Premiere kommen. Der erst 16-jährige St. Galler besucht in Davos das Sportgymnasium, war 2015 jüngster Schweizer Snowboarder aller Zeiten mit Kaderstatus (B-Kader) und im letzten Jahr Vierter der Junioren-WM in der Laaxer Halfpipe. (pre/sda)