Die eisigen Temperaturen und der bissige Wind haben die Olympischen Spiele von Pyeongchang bislang fest im Griff. Die Sportler versuchen, sich so gut wie möglich vor den Temperaturen im zweistelligen Minus-Bereich zu schützen. Traditionell mit mehreren Bekleidungsschichten unter und über dem Wettkampf-Dress.
Doch es gibt auch andere Methoden, damit der Körper vor und nach dem Wettkampf nicht auskühlt: Die Österreicher und Norweger setzen auf Heizsocken, die per App gesteuert werden können. Zur Ausrüstung der Amerikaner gehörten an der Eröffnungsfeier beheizbare Anoraks, bei den Kanadiern können die Schneehosen aufgewärmt werden.
Schwieriger wird es beim Gesicht. Die slowakischen Biathleten haben sich mit Vaseline eingerieben, andere Biathleten und auch viele Skifahrer setzen dagegen auf Gesichtstapes. Anna Veith, Tedy Ligety, Federica Brignone – sie alle haben sich im Training Klebeband über Nase und Backen geklebt. Es ist dasselbe Tape, das auch Beachvolleyballer oder American-Footballer Tom Brady benützen, um lädierte Stellen zu stabilisieren.
Ob dieses tatsächlich Einfluss auf die sportliche Leistungsfähigkeit bei grosser Kälte hat, ist wissenschaftlich umstritten. Mike Tipton, Professor an der Sporthochschule der University of Portsmouth, sagt in der New York Times: «Tape und Vaseline können ein wenig isolieren und die Menge des Schweisses, der auf der Haut verdunstet, verringern. Allerdings ist der Vorteil eher psychologischer Natur. Das Tape lenkt vielleicht von einer kalten Nase oder gefrorenen Wangen ab. Erst eine Veränderung der gesamten Körpertemperatur würde sich positiv auswirken.»
Nicht einmal der Olympia-Sponsor «KT Tape» weiss, ob das «Kinesiology Therapeutic Tape» tatsächlich als Kälteschutz funktioniert. «Wir testen derzeit ähnliche Anwendungen, die Untersuchungen sind jedoch noch nicht abgeschlossen», teilte die Sprecherin Lisa Ramsperger in der «New York Times» mit.
Übrigens: Auch heisse Getränke nützen nicht viel, um die Leistungsfähigkeit in der Kälte zu erhöhen. «Bei einem 70-Kilo-Sportler tragen drei Deziliter eines warmen Getränks nicht viel zur Körpertemperatur bei.»
Was also nützt gegen die tiefen Temperaturen? Die Wissenschaft hat keine klare Lösung bereit, der dänische Langläufer Martin Møller – aufgewachsen in Grönland – weiss dagegen Rat: «Wenn du glaubst, dass du frieren wirst, frierst du viel schneller. Versuche die klare, kalte Luft zu spüren und liebe ihren knusprigen Geschmack.»
Bei solchen Tipps werden sich die Olympia-Athleten freuen, dass in Südkorea bald Tauwetter herrscht. Nur heute ist es noch einmal bitter kalt, dann sollen die Temperaturen an sämtlichen Wettkampfstätten über die Nullgradgrenze steigen. (pre)