Die Überraschung ist geglückt. Der Anblick der strahlenden Kinder unbezahlbar. Als Fabian Schär gestern Nachmittag mit seinen Teamkollegen von Newcastle United schwerkranke Kinder in einem Spital der Stadt besucht, rückt der Fussball für einmal in den Hintergrund. «Es ist schwierig, für solche Momente Worte zu finden», erzählt Schär am Telefon. «Es macht ziemlich traurig, zu sehen, wie kleine Kinder an Krebs leiden. Umso schöner, dass wir sie zum Lachen bringen konnten.»
Die Stimmung in Newcastle rund um die Fussballer ist gerade ziemlich angenehm. Vor allem, wenn man sie mit jener zu Beginn der Saison vergleicht. Kein einziger Sieg gelang in den ersten zehn Spielen. Tabellenletzter in der Premier League. «Wir mussten ziemlich untendurch», erinnert sich Schär.
Für ihn selbst war die Misere seines Vereins aber auch eine Chance. Die Integration im Sommer nach dem Wechsel von La Coruña fiel nicht leicht. Schär brauchte Zeit, um sich in England zurechtzufinden, «nicht nur wegen des garstigen Wetters». Meist fand er sich auf der Ersatzbank wieder. Unglücklich zudem, dass er bei seiner Liga-Premiere einen Penalty verschuldete.
So musste sich Schär gedulden bis in den November, ehe er erneut zum Zug kam. Doch jenes Spiel gegen Watford sollte die Wende zum Glück werden. Schär wurde eingewechselt, brachte mit seinen Kollegen das 1:0 über die Zeit, der erste Saisonsieg war Tatsache.
Seither hat er sich in der Stammelf festgekrallt. Und die Bilanz, die lässt sich ziemlich sehen. Sechs Spiele mit Schär, vier Siege, ein Unentschieden, nur eine Niederlage. «Nicht so schlecht», fällt Schär dazu ein. Er lächelt. Bestätigt die Einschätzung, dass er sich selbst in den letzten Wochen wohl das schönste Weihnachtsgeschenk gleich selbst gemacht hat. «Am Anfang musste ich mich an den Spielstil gewöhnen. Es wird in England extrem mit dem Körper gearbeitet. Die Teams betreiben aggressives Pressing, 90 Minuten lang, die grossen ‹Büffel› im Sturm lassen keinen Raum zum Atmen.» Umso erfreulicher die jüngste Entwicklung. «Ich darf sagen: Die Genugtuung ist gross.»
So nimmt das Jahr 2018 doch noch ein gutes Ende für den Ostschweizer Nati-Verteidiger. An der WM verpasste er wegen einer Gelb-Sperre den Achtelfinal gegen Schweden. Im Herbst fehlte er beim rauschenden Sieg gegen Belgien erneut gesperrt. Umso wichtiger, dass er im Verein genügend Einsatzzeiten erhält. Zumal die Konkurrenz in der Nati mit Manuel Akanji und Nico Elvedi eher grösser als kleiner geworden ist.
Schär hat gewiss nicht nur einfache Zeiten hinter sich. 2015 wechselte er von Basel zu Hoffenheim. Trainer Julian Nagelsmann vertraute ihm je länger, desto weniger. Letzten Sommer ging es darum weiter nach Spanien zu La Coruña. Die Saison in der Primera Division war auch geprägt von gemischten Gefühlen. Am Ende stieg Deportivo ab. Und Schär zog erneut weiter.
Nun könnte er sein Glück im Norden Englands gefunden haben. Schär wohnt fünf Minuten vom Zentrum Newcastles entfernt. «Es ist eine herzige Stadt, mit vielen schönen Restaurants. Aus den vielen Erzählungen hätte ich es mir schlimmer vorgestellt», sagt Schär.
Ein erstes Mal wird bei Schär bereits morgen Donnerstag gefeiert. Dann wird er 27 Jahre alt. Doch mit besinnlicher Weihnachtszeit wird es nichts. Traditionell ist der Spielplan über die Festtage in der Premier League dicht. «Die nächsten Spiele sind essenziell», sagt Schär, «wir haben zwar etwas Luft im Abstiegskampf, aber in zwei Wochen könnte alles wieder anders aussehen.»