Manchester United kommt weiter nicht vom Fleck. Für den Dauer-Abonnenten auf den englischen Meistertitel gab es am Sonntag den nächsten Dämpfer in Form eines enttäuschenden 2:2 gegen Fulham, welches die Londoner dank eines Treffers in der 94. Minute erreichten.
Je nach Quelle 81 oder gar 82 Flanken zählten die Statistiker dabei für Manchester United – ein Wert, wie er in der Premier League seit der Saison 2006/07 nicht erreicht wurde. Manager David Moyes stellte nach der Partie in Abrede, dass die vielen Flanken auf seine Anweisung hin ausgeführt wurden. «Ich glaube nicht, dass wir bloss die Flügel und die Flanken gesucht haben. Ausserdem ist das Spiel über die Seite grundsätzlich in den Genen von Manchester United.»
Dem Gegner machte es das Verteidigen jedoch einfacher. «Ich hatte das Gefühl, ihre Taktik bestand darin, möglichst immer vors Tor zu flanken», sagte Fulham-Manager Rene Meulensteen. «Wenn du gut organisiert bist und der Goalie gut bei hohen Bällen ist, dann kann das Abwehr- ein Kinderspiel sein.»
Ein Vergleich mit Topteams auf dem Kontinent an diesem Wochenende zeigt, wie absurd hoch die Anzahl ManU-Flanken war. Bayern München schlug elf Flanken, Real Madrid und Chelsea jeweils 19, Juventus Turin 21, Manchester City 39.
Für United zählten die Statistiker schon in der ersten Halbzeit 46 Flanken – jede Minute eine. Ganze acht von ihnen kamen bei einem Mitspieler an.
«Marazzi! A d'Linie!» Der aggressive Befehl des Rheintalers hinter mir im Espenmoos wird mich wohl bis an mein Lebensende begleiten. Der Anhänger des FC St. Gallen zitierte Flügelspieler David Marazzi Spiel für Spiel umgehend an die Seitenlinie, sobald er sich mehr als zwei Meter von ihr entfernt hatte.
Ein Flügel gehört schliesslich an die Seite. Dort muss er pausenlos rennen und viele Flanken schlagen. Die meisten Tore fallen ja nach Angriffen über die Seite. Hat der Rheintaler alles im Fernsehen aufgeschnappt.
«Eine unhaltbare Weisheit!», entgegnet Roland Loy. Der Statistiker hat unzählige Fussballspiele in ihre Einzelteile zerlegt und dabei auch analysiert, wie erfolgreich Angriffe über die Flügel im Vergleich zu solchen durch die Mitte des Spielfelds sind. Das Resultat? In beiden Fällen führen Angriffe in 1,5 Prozent aller Fälle zum Tor.
«Es liegt also keinerlei Unterschied vor», so Loy. «Weil aber der Spruch vom erfolgreichen Flügelspiel so oft zitiert wird, plappern das alle nach – und diese Legende hält sich schon seit Jahrzehnten. Richtig ist es nicht.» Bis ins Old Trafford hat es sich noch nicht herumgesprochen.