Nach einem Foul von Leicesters Ricardo Pereira in der Nachspielzeit kochen die Emotionen im Stadion noch einmal hoch. Einem Aufschrei der rund 8'000 Fans im Stadion folgt ein Schubser von Chelseas Antonio Rüdiger gegen Pereira, woraufhin die beiden aneinandergeraten. Mehrere Akteure beider Seiten eilen herbei. Zunächst um zu schlichten, doch dann kommt es zum Gerangel zwischen Spielern von Leicester und Chelsea, wo auch Ersatzspieler und Staff eingreifen.
Die Situation kann aber schnell wieder beruhigt und das Spiel fortgesetzt werden. Pereira erhielt für sein Foul an Ben Chilwell so wie sein Mitspieler Daniel Amartey, der nur auf der Bank sass, die gelbe Karte. Dabei hätte der Schiedsrichter wohl auch noch häufiger in die Tasche greifen können. Es war das Ende einer umkämpften und emotionalen Partie. Chelsea und Leicester kämpfen noch um die Champions-League-Plätze, da das fünftplatzierte Liverpool auf einen Ausrutscher der beiden lauert.
Dazu kommt, dass es sowohl für Chelsea als auch für Leicester City das zweite Spiel mit Zuschauern in dieser Saison war. Das erste war gerade einmal drei Tage zuvor – das FA-Cup-Finale, das Leicester mit 1:0 für sich entscheiden konnte. Für die «Blues» ergab sich also die Möglichkeit der Revanche vor eigenen Zuschauern. Eine Komponente, die es diese Saison noch nicht gab, und die laut Trainer Thomas Tuchel einen «riesigen Unterschied» machte.
Die Gastgeber zeigten sich von Beginn weg fokussiert und waren vor allem in der ersten Halbzeit das dominantere Team. Dennoch stand es nach 45 Minuten noch 0:0. Ein Grund dafür war Unglücksrabe Timo Werner, dessen Tor wegen Handspiel aberkannt wurde. Der Deutsche äusserte sich nach dem Spiel gegenüber «Sky Sport» zu seiner Saison: «Die erste Halbzeit widerspiegelt meine gesamte Saison. Es ist die unglücklichste Saison meiner bisherigen Karriere.»
Dabei bezieht sich der 25-Jährige auf eine Szene im Strafraum von Leicester, bei dem Werner zu Fall gebracht wurde und gerne den Elfmeter bekommen hätte, der Schiedsrichter aber auf Offensivfoul entschied. Zudem stand er auch gestern wieder einige Male im Abseits. Der Stürmer wurde diese Saison von allen Premier-League-Spielern am öftesten zurückgepfiffen.
In der zweiten Halbzeit gelangen Chelsea dann doch noch zwei Treffer. Antonio Rüdiger stand in der 47. Minute am richtigen Ort und beförderte den Ball nach einer Ecke aus kürzester Distanz mit dem Oberschenkel über die Linie. Jorginho erhöhte vom Punkt auf 2:0 und ist mit nun sieben Toren der beste Torschütze bei Chelsea in dieser Premier-League-Saison – allesamt Elfmetertreffer.
Leicester City gelang an der Stamford Bridge lediglich der Anschlusstreffer durch Kelechi Iheanacho. Ayoze Pérez vergab in der 90. Minute noch eine gute Chance zum Ausgleich. Iheanacho konnte mit seinem Tor immerhin noch für eine Besonderheit sorgen. Nachdem der Nigerianer am Dienstagabend erfolgreich war, ist er der erste Spieler in der Geschichte, der sich in einer Premier-League-Saison an allen sieben Wochentagen in die Torschützenliste eintragen konnte.
Mit dem Sieg gegen den direkten Konkurrenten schiebt sich Chelsea auf Platz drei und hat die Champions-League-Qualifikation am Wochenende in der eigenen Hand. Leicester muss darauf hoffen, dass Liverpool in ihren zwei verbleibenden Spielen Punkte liegen lässt. Dennoch verlief der Abend für die «Blues» nicht ohne Makel. N'Golo Kanté musste das Spiel in der 32. Minute verlassen, nachdem er laut Thomas Tuchel etwas gespürt hat und keine Muskelverletzung riskieren wollte. Für die «Blues» wäre es immens wichtig, dass der Franzose im Champions-League-Final gegen Manchester City mittun kann. (nih)