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Wir spielen bei WM- und Olympiaturnieren mit Nationaltrainer Patrick Fischer nur noch auf unverantwortliche Art und Weise Lotto. Als Hoffnung bleibt uns ein Lottosechser: dass es die Hockeygötter so richtigen mögen, dass uns einmal Roman Josi, Nico Hischier und Nino Niederreiter für eine WM zur Verfügung stehen. Und als «Spielertrainer» die Mannschaft in die Morgenröte des Ruhmes führen. Oder dass wir einfach unverschämt viel Glück haben.
Mit dem sympathischen Schönwetter-Bandengeneral Patrick Fischer stehen wir mittelfristig dem Abstieg in die Zweitklassigkeit näher als dem nächsten WM-Halbfinale.
Alle an und für sich klugen und berechtigten Forderungen nach Reformen rund um die Nationalmannschaft, nach mehr Terminen und weniger Kompromissen bei Aufgeboten führen zu nichts. Die Liga ist eine der besten ausserhalb der NHL und KHL, das Geschäft brummt. Die Klubbosse haben alle Macht, Verbands-Geschäftsführer Florian Kohler ist ihre Marionette. Es ist, wie es ist. Es bleibt wie es ist.
Die grosse helvetische Kunst war es schon immer, nicht über die nun mal gegebenen ungünstigen Voraussetzungen zu jammern. Sondern das Beste daraus zu machen. Aus einem Minimum ein Maximum herauszuholen. So haben wir uns von einem verarmten Bergvolk zu einem der reichsten Länder der Erde entwickelt.
Die Strategie «Swissness», also die Besetzung der wichtigsten Verbandsposten mit Eidgenossen, ist richtig. So stärken wir unsere Hockeykultur und so entwickeln wir unseren eigenen Stil. Aber eine Strategie ist nicht einmal das Papier wert, wenn zur Umsetzung das Personal fehlt. Es kommt also darauf an, die richtigen Männer am richtigen Ort einzusetzen.
Patrick Fischer ist das Problem. Aber seine Entlassung zu fordern ist unsinnig. So berechtigt sie auch sein mag. Der Zauberlehrling hat einen Vertrag bis 2020. Und er macht ja nicht alles falsch. Er ist ein sympathischer «Posterboy» unserer Nationalmannschaft. Ein charismatischer Kommunikator. Er kann die Nationalmannschaft «verkaufen». Wenn da nur die verflixten Resultate nicht wären! Wenn man nur nicht eine Führungsaufgabe übernehmen müsste!
Wenn wir also mit Patrick Fischer weitermachen und trotzdem nicht zur internationalen Lachnummer verkommen wollen, müssen wir seine Schwächen kompensieren.
Diese Schwächen sind:
Die Spieler mögen ihn. Keine Frage. Aber sie nehmen ihn nicht mehr ernst. Er ist nur noch ein Operetten-Bandengeneral, tauglich fürs Manöver. Aber nicht für den Ernstfall.
Lösung finden wir in der chinesischen Philosophie: Yin und Yang. Es sind die zwei Begriffe des chinesischen Daoismus. Sie stehen für einander entgegengesetzte und dennoch aufeinander bezogene Kräfte. Für Patrick Fischer und Kevin Schläpfer.
Verrückt? Nein, eine unkonventionelle Lösung. Sportdirektor Raëto Raffainer wollte ja schon einmal Kevin Schläpfer zum Nationaltrainer machen. Aber der «Hockeygott» blieb in seinem Hockey-Himmelreich in Biel – und wurde doch bald darauf hinausgeworfen.
Aber wie soll eine Doppellösung Fischer/Schläpfer funktionieren? Ganz einfach: Patrick Fischer ist für die «weiche» Führung verantwortlich. Er bleibt, wie er ist.
Kevin Schläpfer ist der Mann für die «harte» Führung. Für die Krisenbewältigung. Als Trainer ist Patrick Fischer bis heute in jeder kritischen Situation gescheitert – also braucht er einen Partner, der kritische Situationen bewältigen kann.
Nur wenige Trainer haben sich in Extremsituationen so sehr bewährt wie Kevin Schläpfer. Zweimal hat er Biel in der Liga-Qualifikation gerettet. Eine schwierigere Situation ist gar nicht denkbar: da geht es nicht um ein bisschen WM- oder Olympiaruhm. Da geht es um die Existenz eines Hockeyunternehmens. Um Arbeitsplätze. Dagegen ist eine Olympia- oder WM-Expedition ein Kindergeburtstag. Kevin Schläpfer hat eine hohe emotionale Führungs-Intelligenz und kann Spieler besser einschätzen als Patrick Fischer.
Könnten Patrick Fischer und Kevin Schläpfer zusammenarbeiten? Ja, das könnten sie. Denn für beide wäre es eine letzte Chance und eine Schicksalsgemeinschaft.
Heute schon wissen beide, dass sie nach ihren aktuellen Jobs im helvetischen Eishockey keine grosse Zukunft mehr haben. Beide sind in ihrem Wesen und Wirken Pokerspieler des Lebens und des Eishockeys. Spielernaturen finden immer eine gemeinsame Lösung. Die gemeinsame Führung der Nationalmannschaft wäre ihr grösstes Pokerspiel.
«Doppellösungen» bei der Führung eines Hockeyteams können funktionieren oder scheitern. Dabei übernimmt einer nach aussen die Rolle des Chefs. Das wäre in diesem Falle weiterhin Patrick Fischer. Sein Kollege wird nicht Assistent. Sondern «Associate Coach». Also nach innen gleichberechtigt mit dem Chef.
Nun mögen Puritaner einwenden, weder Patrick Fischer noch Kevin Schläpfer seien Taktiklehrer. Das ist richtig. Aber mit Tommy Albelin haben wir ja schon einen Taktiklehrer mit Vertrag bis 2020. Er ist in seinen Bemühungen, der Nationalmannschaft das für Patrick Fischer so typische «Pausenplatz-Hockey» auszutreiben, nicht ganz erfolglos. Und seine Gelassenheit ist so gross, dass er sich auch durch Kevin Schläpfer nicht irritieren lässt.
Und wie steht es überhaupt mit der Umsetzung eines solchen Planes? Einmalig günstig. Kevin Schläpfers Vertrag mit Kloten läuft bis 2020. Also gleich lang wie jener von Patrick Fischer.
Schon jetzt ist klar, dass Kevin Schläpfer diesen Vertrag in Kloten nicht erfüllen wird. Präsident Hans-Ueli Lehmann hat dieses Hockeyunternehmen sportlich gründlich ruiniert. Kevin Schläpfers Scheitern ist programmiert und so sicher wie das Amen in der Kirche. Er verschwendet in Kloten nur noch seine Zeit und setzt seine Karriere aufs Spiel.
Alle seine rührenden Massnahmen, seine Transfers mahnen nur noch an ein Zurechtrücken der Liegestühle auf der Titanic. Es ist ganz einfach: er rettet diese Saison Kloten noch einmal vor dem Abstieg und drei Tage nach dem letzten Spiel verkündet er mit gutem Gewissen seinen Rücktritt. Der Verband kann anschliessend seinen Kloten-Vertrag übernehmen.
Verbands-General Florian Kohler und sein Sportdirektor Raëto Raffainer haben mit der Nomination von Patrick Fischer und dem «Swissness-Programm» einen unkonventionellen neuen und richtigen Weg eingeschlagen. Wenn sie nun nicht auf halbem Weg stehen bleiben und kläglich scheitern wollen, dann brauchen sie einen Befreiungsschlag, eine revolutionäre Lösung.
Beispielsweise eine chinesische mit Patrick Fischer und Kevin Schläpfer.