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Nordkorea ist beim olympischen Smalltalk natürlich ein Thema. Die Mythen blühen, die Horrorgeschichten auch. Denn im Norden bei Kim ist keiner gewesen. In Tibet schon und auf den abgelegensten Inseln der Welt und im tiefsten Afrika. Aber nicht in Nordkorea. Es ist selbst für altgediente olympische Chronisten-Schlachtrösser das letzte Stück «Terra Incognita».
Wie wäre es jetzt wohl im Norden anzukommen? Im Reich der Finsternis? Im Reich des Bösen? Ach, alleine die Einreise ein Horror! Ob man sich wohl an der Grenze bis auf die Unterhosen ausziehen muss? Nein, so ist es nicht.
Vielmehr gibt es erstaunliche Parallelen zwischen einer Einreise nach Südkorea am international Airport von Seoul und einer Ankunft am internationalen Flughafen von Pjöngjang in Nordkorea. Natürlich ging meine Einreise im Norden im letzten Sommer zügiger voran.
Pro Tag kommt ja in der Regel nur ein Flugzeug auf dem internationalen Flughafen der nordkoreanischen Hauptstadt an. Es wäre also reichlich Zeit, um den Reisenden aus dem kapitalistischen Westen gründlich zu filzen. Aber das ist nicht der Fall. Ein flüchtiger Blick in den Pass. Am Zoll ist zwar der Koffer zu öffnen, doch der Beamte kontrolliert keine 20 Sekunden den Inhalt. Handy und Fotoapparat interessieren niemanden. Und in der Ankunftshalle warten schon zwei Reisebegleiter, nehmen das Gepäck ab, erkundigen sich nach dem Befinden und tragen es zum Auto. Es ist fast wie bei einem Staatsbesuch.
Die Ankunft in Seoul ist ebenso unkompliziert. Das auszufüllende Einreiseformular ist gar umfangreicher als beim nördlichen Nachbarn. Der Pass wird von den südkoreanischen Beamten ein bisschen gründlicher kontrolliert. Sie verfügen über Überwachungstechnologien, die an Kims Grenze noch unbekannt sind und wegen der wirtschaftlichen Sanktionen nicht importiert werden können.
Ähnlich wie bei einer US-Grenzkontrolle sind beide Zeigefinger auf ein Kontrollgerät zu legen und der Reisende wird fotografiert. In der Ankunftshalle warten freundliche Helferinnen und Helfer, begleiten den olympischen Gast erst zu einem Schalter. Dort wird ein Eisenbahn-Ticket ausgehändigt, dann führt der freundliche junge Mann den Reisenden zwei Stockwerke hinunter zum Zug, der dann quer durchs Land nach Gangneung braust.
Wer vergessen hätte, ob es der Norden oder der Süden ist, wäre zumindest beim Grenzübertritt nicht ganz sicher, ob er nun in Seoul oder Pjöngjang gelandet ist. Also kaum ein Unterschied zwischen Norden und Süden bei der Ankunft. Aus einem einfachen Grund: beide bemühen sich, bei beim Gast einen vorzüglichen Eindruck zu machen. In Norden ist es staatlich befohlen und organisiert und im Süden soll die Welt nur mit besten Eindrücken von den Spielen heimkehren.
Aber vielleicht ist es noch etwas ganz anderes: die freundliche Gastfreundschaft die im Wesen der Koreaner liegt – egal ob im Süden oder im Norden.