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Verstecken ist nicht möglich. Eine Flucht auch nicht. «Face the music», sagen die Nordamerikaner. Der Weg nach dem Spiel zurück in die Kabine führt durch die «Mixed Zone». Vorbei an den wartenden Abgesandten der schreibenden und sendenden Medien.
Für eine Spielerin war dieser Gang besonders bitter: für Lara Stalder. Die Luzernerin war letzte Saison «Swiss Ice Hockey Woman of the Year». Nach vier Jahren in Nordamerika stürmt sie nun in Schweden. Eine charismatische Powerstürmerin. Für die Schweizerinnen ungefähr das, was Nino Niederreiter im Männerteam wäre. Sie personifiziert das dramatische Scheitern.
Vor vier Jahren haben die Schweizerinnen in Sotschi den Russinnen im Viertelfinale auf dem Weg zu Bronze eine bittere Niederlage beschert. Das sensationelle Spiel krönte Lara Stalder mit dem 2:0 ins leere Tor. Die Russinnen hatten das Spiel mit 41:25 Schüssen dominiert.
Jetzt, vier Jahre später, sind die Schweizerinnen spielerisch besser, dominanter als vor vier Jahren. Aber die Russinnen haben ihre Lektion gelernt. Sie mauern und kontern. Sie sind taktisch cleverer.
Das tragische Scheitern zeichnet sich früh ab. Die Schweizerinnen überrennen ihre Gegnerinnen und bekommen ein Powerplay fünf gegen drei. Lara Stalder verliert den Puck und es steht nach acht Minuten 0:1. Später wird sie zwar im Powerplay den Führungstreffer zum 2:1 erzielen. Aber am Ende mit einer −3-Bilanz vom Eis gehen.
Die Hockeygötter haben sich gegen die Schweizerinnen verschworen. Das Spiel der Schweizerinnen ist mit einer Prise Hektik und Panik durchzogen. Die Gelassenheit, die es braucht, um ein so wichtiges Spiel zu gewinnen, kehrt nach dem 0:1 nie mehr ganz zurück. Das ist die psychologisch fatale Folge von Lara Stalders Missgeschick.
Aber sie hat alles versucht und ihre Ehre gerettet. Sie sagt unter Tränen trotzig: «Wir waren besser. Ich hatte alleine mehrere Chancen, um den Sieg zu sichern.» Sie sucht nicht nach Ausreden und sagt, sie habe einen dummen Fehler gemacht. «Aber wir kämpften immer weiter. Wir haben nie aufgegeben.»
Das Spiel verloren, aber nicht die Ehre. Nationaltrainerin Daniela Diaz sagt, sie sei stolz auf ihr Team. Und findet treffende Worte für die Hilflosigkeit gegenüber dem Hockey-Schicksal. «Gestern wären die Pucks reingegangen. Morgen wohl auch. Aber heute nicht.» Der Puck wollte nicht den Weg der Schweizerinnen gehen.
Und dazu passt, dass Florence Schelling diesmal nicht spielte wie die beste Torhüterin der Welt. Es ist zumindest statistisch mit einer Fangquote von 75,00 Prozent die schwächste wichtige Partie der Kult-Torhüterin, die zuvor in diesem Turnier mehr als 97 Prozent der Schüsse abgewehrt hatte.
Aber hier sagt die Statistik nicht die ganze Wahrheit. Sie war gegen die Konter «aus der Tiefe des Raumes» gegen allein anstürmende oder freistehende oder den Puck ablenkende gegnerische Stürmerinnen fast machtlos. Der einzige Vorwurf: Es gelingt ihr kein «Big Save» («Glanzparade») in der entscheidenden Phase, als beim Stande von 2:1, 2:2 und 2:3 noch alles offen ist und Alina Müller den Pfosten trifft statt zum 3:3.
Sie sagt, es sei für sie ein schwieriges Spiel gewesen. Tränen hat die erfahrene Torhüterin nach dem Scheitern in ihrem vierten olympischen Turnier als eine der wenigen keine in den Augen. Aber sie trauert der grossen Chance nach. Es wäre möglich gewesen, nach 2014 ein zweites Hockey-Märchen zu schreiben. Auch sie sagt: «Wir waren in diesem Spiel besser.»
Besser? Ja, es ist die gefühlte Wahrheit. Die Schweizerinnen hatten tatsächlich mehr Torchancen. Aber der Zweck des Spiels ist der Sieg und wer siegt, ist immer besser.